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Alles fliesst

popp_art(Von Dominik Imhof) — Die UNO hat das Jahr 2013 zum Jahr der Zusam­me­nar­beit im Bere­ich Wass­er erko­ren – eine Betitelung, die auf den ersten Blick etwas schwammig erscheint. Wie sieht denn eine Zusam­me­nar­beit im Bere­ich Wass­er aus? Was heisst das? Wie auf www.wasser2013.ch zu lesen ist, gehört zu den Zie­len des Inter­na­tionalen Jahres, «in Fachkreisen – aber auch in der bre­it­en Öffentlichkeit – das Bewusst­sein für die Bedeu­tung ein­er besseren Zusam­me­nar­beit zu stärken und die glob­alen Her­aus­forderun­gen der Wasser­be­wirtschaf­tung deut­lich zu machen». Bere­its erfol­gre­iche  Wasserko­op­er­a­tio­nen sollen disku­tiert wer­den, aber auch akute Prob­leme im gren­züber­schre­i­t­en­den Wasser­man­age­ment, die Finanzierung von Koop­er­a­tio­nen oder Rechts­grund­la­gen
für die nationale und inter­na­tionale Zusam­me­nar­beit. Nicht nur die Zusam­me­nar­beit im Bere­ich Wass­er sollte uns inter­essieren, son­dern ganz all­ge­mein unser Umgang mit dem lebenswichti­gen Ele­ment. Green­peace beze­ich­net Wass­er als eine der am stärk­sten bedro­ht­en Ressourcen der Welt – sollte uns das nicht aufhorchen lassen? Und was hat das mit bilden­der Kun­st zu tun? Alles und nichts, wie immer, wenn es um bildende Kun­st geht. In irgen­dein­er Form wer­den wohl alle Prob­leme, Fra­gen, vielle­icht auch Antworten unser­er Gesellschaften von der bilden­den Kun­st aufge­grif­f­en, im besten Fall kon­tro­vers disku­tiert. Zwis­chen dem 5. und 20. Juli wird Bern zum Schau­platz ein­er beson­deren Auseinan­der­set­zung mit Wass­er: Der inter­na­tion­al bekan­nte Kün­stler Julius Popp wird in der Alt­stadt von Bern, in der Mün­ster­gasse, organ­isiert von der Galerie Rigas­si, eines sein­er «bit.fall»-Projekte präsen­tieren.

Der 1973 in Nürn­berg geborene und an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkun­st aus­ge­bildete Kün­stler fiel bere­its an der Art Unlim­it­ed 2006 mit einem «bit.fall» auf. Er sym­bol­isierte mith­il­fe von Wassertropfen einen Bit-Strom, also einen Infor­ma­tions-Wasser­fall, und zielte somit auf die Infor­ma­tions- und Medi­en­flut, die unseren All­t­ag umgibt, wenn nicht gar beherrscht. Erst­mals stellte Popp eine «bit.fall»-Arbeit 2005 aus, wobei die Wassertropfen im Sekun­den­takt von einem Com­put­er aus­gewählte Wörter aus dem Inter­net darstell­ten. Popps Schaf­fen beruht meist auf dem Ineinan­der­greifen von bilden­der Kun­st und Wis­senschaft, beziehungsweise Tech­nik, mit deren Hil­fe er die «Wech­sel­wirkung kom­plex­er Sys­teme» analysiert. Kom­plexe Sys­teme sind auch der Wasserkreis­lauf und die Wasser­res­sourcen.

Die Alt­stadt von Bern ist ein ide­al­er Ort für die Präsen­ta­tion der neuen «bit.fall»-Arbeit. Nicht nur ist die Alt­stadt fast kom­plett von der Aareschlaufe umgeben, son­dern sie wird auch noch durch­zo­gen vom Stadt­bach, der im Unter­grund, nur teils sicht­bar, dahin­fliesst.

Par­al­lel dazu zeigt die Galerie Rigas­si in ein­er Grup­pe­nausstel­lung Werke rund um das The­ma «Wass­er» von Ani­na Schenker, Christoph Draeger, Haruko, Haub­itz + Zoche, MARCK und Stéphane Dairaux. Von Ani­na Schenker, 1971 geboren, wird die Arbeit «Parole» von 2010 zu sehen sein: Zwei Frauen star­ren sich an, schein­bar unbe­weglich, bis sich plöt­zliche ihre Mün­der öff­nen und Wasser­fontä­nen aus ihnen her­vorschiessen. Die Szene ist mit ein­er High­techkam­era mit 3000 Bildern pro Sekunde aufgenom­men, wodurch sie ins End­lose gedehnt wird. Der 1962 in Aarau geborene Haruko beschäftigt sich mit Reflex­io­nen und Spiegelun­gen auf Glas oder Wasser­flächen. Stéphane Daireaux fotografiert und filmt im Regen, Dampf und Nebel. Der Blick auf die Welt ist von Wassertropfen wie durch eine Mem­bran getrübt, die Welt erscheint verz­er­rt und ver­bor­gen. Einen Teil der Erträge der Ausstel­lung wer­den Galerie und Kun­stschaf­fende an die Stiftung Swis­s­Wa­terKiosk (www.swisswaterkiosk. org) spenden, ein­er Stiftung, die sich für fairen Zugang zu sauberem Trinkwass­er in Entwick­lungslän­dern ein­set­zt.

H2O
Galerie Rigas­si, Mün­ster­gasse 62, 3011 Bern
www.galerierigassi.ch
Instal­la­tion von Julius Popp in der Mün­ster­gasse
Geöffnet Dien­stag 15:00–18:30 h, Mittwoch bis Fre­itag 11:00–13:00 h
& 15:00–18:30 h, Sam­stag 10:30–14:00 h und nach Vere­in­barung
Vom 5. Juni bis 20. Juli 2013

Artikel online veröffentlicht: 27. Mai 2013 – aktualisiert am 18. März 2019