Von Sarah Elena Schwerzmann - Es ist Samstag Abend. Ich sitze André Absolut gegenüber, der mir beim gemütlichen Abendessen aus seinem Leben als DJ und Produzent erzählt. Es geht hauptsächlich um die Vergangenheit und die Gegenwart. Doch wie sieht’s mit der Zukunft aus? Zukunftspläne? Hat er keine konkreten, meint er bescheiden. «Ich mache einfach so weiter wie bisher und lasse die Zukunft auf mich zu kommen.» Aussergewöhnlich. Wie viele DJs und Produzenten kenne ich denn, denen der Erfolg zu Kopf gestiegen ist? Duzende? Mit ein paar Nullen dahinter sehr wahrscheinlich. Nicht so André. Obwohl seine Produktionen auf namhaften Labels wie Sog Records in Zürich, Sprout Music in Köln, Baroque Records in London und Feed-Me Recordings in Portugal releast wurden und seine Tracks von Leuten wie Sasha & John Digweed und Danny Howells gespielt werden, hat er die Bodenhaftung nicht verloren.
Angefangen hat alles 1981, als André drei Jahre alt war. Seine Eltern bemerkten, dass er zur Musik, die am Radio lief mit seiner Babyrassel im Takt mitrasselte. Man beschloss also Klein Andrés Talent zu fördern und verfrachtete ihn als Vierjähriger in eine Schlagzeugschule. Ein wenig älter, erlernte er dann das Gitarrespielen. Mit der heranschleichenden Pubertät kam das plötzliche Interesse für elektronische Musik. «Ich schaute mir auf MTV die «Chill Out Zone»-Videos an und war begeistert. Was mich aber zu Beginn mehr faszinierte als die Musik waren die 3D-Animationen.» Doch das änderte sich bald: 1993 eignet André sich selbst die nötigen Kenntnisse an und beginnt mit ein paar wenigen Geräten, seine eigenen elektronischen Tracks zu basteln. Mit der Zeit kamen neue Geräte, Tricks und Produktionstechniken dazu, so dass André heute Monobasic Studios sein eigen nennen darf.
Solo oder zusammen mit seinem Kumpel Eric Blade, mit dem er seit 2002 arbeitet, setzt er dort seine neusten Ideen in elektronische Sounds um. Das erste Release von Absolut & Blade erschien dann im 2002 auf Sumsonic Records in England. «Eric und ich hatten auf einer Platte einen tollen Effekt gehört und versucht, den im Studio irgendwie nachzuahmen aber es funktionierte nicht so wie wir das wollten. Also haben wir dem Label kurzerhand eine Mail geschrieben und gefragt, wie sie das angestellt hatten. Sie meinten: wir verraten es euch, wenn wir euren Track hören dürfen. Und dann waren sie so begeistert, dass sie das Stück veröffentlichten.» So läuft das also. Ganz entspannt sitzt André da und erzählt locker und ohne anzugeben von seinen Erfolgen. Nun möchte ich aber von ihm doch noch wissen, wies um seinen Ehrgeiz steht. Obwohl er vorhin schon gesagt hat, er mache sich um die Zukunft nicht allzu viel Gedanken. «Wird man nicht irgendwann süchtig, wenn man den Erfolg kennen gelernt hat?», frage ich. «Ich bin süchtig nach Musik, nicht nach Erfolg», meint er dazu entschieden und rückt dann zögernd mit seinen Plänen raus: «Ich habe tolle Remix-Aufträge erhalten, auf die ich mich freue. Ausserdem würde ich gerne mal mit einer Sängerin arbeiten. Leider habe ich aber noch keine passende gefunden. Anfangs nächstes Jahr kommt dann mein erstes Album heraus und bis dahin habe ich nebst der Studioarbeit noch einige Auftritte als DJ und Live-Act zu bestreiten. Zufrieden?», meint er lachend. Ja das klingt doch schon ein bisschen konkreter. Noch konkreter wird’s als André eine Liste mit Auftrittsdaten zückt. Am 31. Oktober legt er in Wien zusammen mit Engelspost auf. Weiter geht’s dann am 20. November in Wuppertal in Deutschland, wo er an der Seite von Infusion als LiveAct zu sehen ist und an Weihnachten spielt er in der Kulturfabrik in Wetzikon bei Zürich mit Greed feat. Lesley. «Und wann kommst du wieder mal nach Bern?», hacke ich nach. «Am 6. November kommen Eric und ich für einen Live-Act ins Doors72 in Biel. Das ist zwar nicht ganz in Bern, aber fast.» Bis dahin kann man sich mit «Step Through», der vorab Single von Andrés Album Abhilfe verschaffen.
Info: www.andre-absolut.net
Bild: zVg
ensuite, November 2004