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Beste Häppchen: Schweizer Empfang

bildschirmfoto-2016-10-20-um-08-01-39Als ich 2009 zum ersten­mal von meinem Ver­lag zur Buchmesse ein­ge­laden wurde, staunte ich über die grosse Län­derecke im Saal 4.1: Die Schweiz­er Buch­händ­lerIn­nen und Ver­legerIn­nen-Ver­band leis­tet sich immer Don­ner­stags um 11 Uhr einen appeti­tlichen Emp­fang mit viel Schweiz­er, Öster­re­ichis­ch­er, Deutsch­er und Liechtenstein’scher Promi­nenz. Wie immer bei solchen Anlässen gibt es einen inneren Kreis von Schrift­stel­len­den, der dazuge­hört und den Ton angibt. Wie immer fühl ich mich etwas fremd, obwohl ich ja eigentlich “dazuge­höre”. Doch irgend­wie sind mir einige Man­agerin­nen und Man­ag­er des Kul­turbe­triebs sus­pekt. Da lob ich die unter­schiedlichen, vielfälti­gen Ver­legerin­nen und Ver­leger, grosse und kleine der Schweiz, die wirk­lich noch Büch­er machen, sie vertreiben, nicht nur über Finanzen reden, son­dern eine Vielfalt an Schrift- und Lesegut gestal­ten, die grosse Freude macht. Die bürokratis­chen Verteil­er indessen, diejeni­gen, die ver­wal­ten statt gestal­ten, ver­di­enen meine Skep­sis. Sie sind in den let­zten Jahren sehr mächtig gewor­den und behan­deln Kul­tur als Insigni­um der Macht statt der Bil­dung. Büch­er sind nicht mehr Inspi­ra­tion, son­dern Big Busi­ness oder sollen für die “Stan­dortwer­bung” her­hal­ten. Schreck­lich kurzsichtig, dies alles. Dabei wäre  die Abwe­sen­heit des Staates (auss­er ein­er grosszügi­gen Finanzierung, die Unab­hängigkeit garantiert) unendlich wichtig. Doch lei­der wird sie immer häu­figer durch Sub­ven­tionsvor­gaben, bürokratis­ches Neusprech und manch­mal sog­ar ekli­gen Schika­nen bedro­ht. Frei­heit im Kul­turbe­trieb ist immer die Frei­heit der Ander­ss­chreiben­den — doch sie dro­ht unter dem Druck der Rena­tion­al­isierung und staatlich­er Bevor­mundung von allen parteipoli­tis­chen Seit­en, mehr und mehr zur “Frei­heit” im Staats­di­enst zu verkom­men. In der Schweiz gilt mehr als ander­swo:  Unab­hängigkeit hat immer einen Preis und meist den, nie einen Preis zu kriegen.

Doch trotz dieser Kri­tik gilt festzuhal­ten: Die Schweiz­er Ver­legerIn­nen­szene und der Schweiz­er Buch­han­del ist faszinierend bunt, mehrsprachig und reich an ein­drück­lichen Ver­leger- und Buch­han­delsper­sön­lichkeit­en… ‚die man in Poli­tik und Ver­wal­tung oft schmer­zlich ver­misst.

Ein kleines Post­skrip­tum zu schreiben­den Men­schen mit Men­stru­a­tion­sh­in­ter­grund: Der Schweiz­er Lit­er­aturbe­trieb ist nach wie vor HERRschaftssache.

Artikel online veröffentlicht: 20. Oktober 2016 – aktualisiert am 14. April 2017