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Die Schweizer Medien sind die Besten

Von Lukas Vogel­sang - Jet­zt habe ich genug gelästert über die Schweiz­er Medi­en. Ich muss auch ein­mal ein Lob aussprechen, denn die Schweiz­er Medi­en sind die Besten! Zwar hat der Köp­pel, oder bess­er sein Engel­er, mit der Welt­woche noch ein Prob­lem mit den Rätoro­ma­nen zu lösen. Die haben diese näm­lich verk­lagt, weil der Engel­er die Rätoro­ma­nen unter anderem als «räu­berisch» und «erpresserisch» beze­ich­nete. Das stosse gemäss dem kla­gen­den Anwalt gegen den Ras­sis­mus-Artikel. Nun, das sind Bagatellen des Wohl­standes und die Rätoro­ma­nen soll­ten für die Köp­pelsche Schar Ver­ständ­nis zeigen: Die Welt­woche wird bald weg sein — das poli­tisch unko­r­rek­te Zap­peln sollte man deswe­gen nicht allzu ernst nehmen. Ist doch ganz lustig, wie die unterge­hen (Die let­zte Aus­gabe war schon schwarz gek­lei­det…).

Etwa genau so unter­halt­sam ist der Son­ntags­Blick! Mei, die haben ja den Vogel total abgeschossen. Und genau das meine ich mit «die Schweiz­er Medi­en sind die Besten!»: Wir haben Zeitun­gen mit totalem Unter­hal­tungswert! Das ist sooo lustig, wenn man sich mit dem Artikel «Tomy hat auch meine Frau begeis­tert» (SoBli, 21.1.2007) den Son­ntag ver­dum­men kann. Das ist wie die After-hour-Par­ty zum SRG-Pro­gramm. Für jene, die jet­zt nicht durch­blick­en: Der besagte Artikel beschwört einen Erich von Däniken, der nach zwanzig Jahren Schweigen endlich ver­rät: «Ich lebte vier Wochen mit einem Ausserirdis­chen». Und jet­zt kommt’s erst: «Spät­som­mer 1987: Der Solothurn­er Erich von Däniken, damals 52 Jahre alt und längst welt­berühmt, reist durch Belutschis­tan, das Wüstenge­bi­et zwis­chen Iran und Pak­istan. Die Nacht ist ster­nen­klar. Der promi­nente Autor schläft auf dem Dach seines Range Rovers. ‹Plöt­zlich knallte es, ich erwachte abrupt. Ein Blitz, die Trinkwasser­tanks neben mir ris­sen. In die ausströ­mende Flüs­sigkeit hinein mate­ri­al­isierte sich ein Men­sch. Aus Fleisch und Blut. Direkt vor meinen Augen!›»

Und? Haben Sie jet­zt auch Pick­el gekriegt? Ist doch beste Unter­hal­tung — das ist der Stoff, der unser Leben pflastert. Da kann der Chris von Rohr ein­fach ein­pack­en — so was Blödes kriegt der gar nicht unter seine Mähne. Doch die Konkur­renz belebt das Geschäft, ich freue mich schon darauf, was der SRG dazu ein­fall­en wird. Es ist 1:0 für den SoBli und bleibt span­nend bis zur EURO 08. (Da wer­den wir dann das Plus ent­deck­en…).

Aber die Schweiz­er Medi­en sind nicht nur inhaltlich super. Nein, auch im Rech­nen haben sie’s total im Griff. Jet­zt haben die Ver­lage uns ein Jahr lang vorg­erech­net, dass es schlimm um die Wer­bung ste­ht, dass man kein Geld mehr habe, die Wer­beein­nah­men so schlecht sind, dass man die Leute rauss­chmeis­sen muss. Über­haupt war die klas­sis­che Zeitung am Ende. Und dann kommt das «Gug­gu­us, Däddää»-Spielchen im Jan­u­ar 2007, wo so ein trübes Loch herrscht und nie­mand so richtig lachen will: «Mit einem Plus von 8,5 Prozent stiegen im Jahr 2006 die Brut­to-Wer­bein­vesti­tio­nen auf 3,674 Mil­liar­den Franken, wie die Mark­t­forschungs­fir­ma Media Focus mit­teilte. Damit sei der bish­erige Spitzen­jahrgang 2000 über­flügelt wor­den. Zum ersten Mal seit über 10 Jahren gewinne die Medi­en­gruppe Tageszeitun­gen an Mark­tan­teil und sei gle­ichzeit­ig der wichtig­ste Treiber der Gesamt­mark­ten­twick­lung». Meine Güte, zum Glück kön­nen die Medi­en nicht rech­nen. Dieser Spass wäre uns glatt ver­dor­ben wor­den.

Wie gesagt, die Schweiz­er Medi­en sind die Besten. Immer für ein Scherzchen aufgelegt und nie so ernst, dass wir sie ernst nehmen müssen. Zum Glück!

Aus der Serie Von Men­schen und Medi­en
Car­toon: www.fauser.ch
ensuite, Feb­ru­ar 2007

Artikel online veröffentlicht: 13. September 2017