Von Lukas Vogelsang - Der Oktober in Bern ist äusserst farbig und mulit-kulti. Ein „Weltkultur-Event“ löst den anderen ab, farbiger und universaler geht‘s schon fast nicht mehr. Jedenfalls für Bern. Das ist ein erstaunlich zeitgenössisches Verhalten. Und dies, in den Zeiten von politischen Neuwahlen, hat etwas Groteskes. Ein gemeinsames farbiges Kulturbewusstsein ist nämlich nicht in Sicht jedenfalls nicht in den Wahlsprüchen der PolitikerInnen. Wer am Mattefescht dabei war, hat vielleicht bemerkt, wie viele unterschiedliche Kulturen an Ort waren, wie viele verschiedene Farben sich mit der Matte identifizieren. Eine Berner Rockband erzeugt kein pauschales Heimatgefühl mehr — diese Zeiten haben geändert.
Im Polit-Werbedschungel aber, werde ich die Frage nach „Zeitgenössischem“ nicht mehr los. Ich habe selten so schlechte und altgebackene PR-Kampagnen beobachtet, wie bei diesen „Plakat-Ausstellungen“. Mal ehrlich: Hat sie jemals jemand auf so einer Plakatwand überzeugt? Und noch viel schlimmer: Will ich mich mit diesen Gesichtern von Models zu Froschkönigen ist ja alles vertreten irgendwie identifizieren? Und dann ganz dramatisch: Die Reden ja noch! Sprüche, Slogans, die in der Idee noch hätten gut sein können werden plattgewalzt und billig. AU! Wenigstens gewinnen wir dadurch eine Kabarett-Szene, die in dieser Form sehr glaubhaft daherkommt. Aber zeitgenössisch ist das nicht und die Kulturszene, das Sozialleben, steht am anderen Ende der Schlucht. Weit daneben. Kultur und Politik müssen wieder zusammenfinden. Das ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern eines Bewusstseins einer Gemeinschaft. Man hätte eigentlich annehmen wollen, dass die EXPO.02 diese Thematik aufrollt. Doch ist ein Jahr danach nicht viel zu sehen, als dass noch einige Baustellen mit Gastarbeitern rumstehen. Und wo sind wir?
Wir vom ensuite — kulturmagazin haben Hunger. Das fehlende Berner-Kulturbewusstsein kostet uns viel Geld und Geduld. An dieser Stelle entschuldige ich auch die fehlenden Bilder im Agendateil doch das Geld reichte nicht für mehr Seiten. Wir suchen dringend Abonnenten, Werbung, GönnerInnen und/ oder Sponsoring. War das deutlich?
ensuite, Oktober 2003