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EDITORIAL Nr. 26

Von Lukas Vogel­sang – Und da haben wir den Salat: Die Stadt Bern besitzt jet­zt stolze vier unab­hängige Kul­turredak­tio­nen, ohne die Tren­dund Szenen­magazine mit­gerech­net. Alle buhlen sie um die gle­iche Leser­schaft und ste­hen sich in den Pub­lika­tio­nen auf den Füssen rum. Da schreibe ich einen Artikel und muss einen Tag vor Druck­be­ginn fest­stellen, dass eine andere Tageszeitung einen gle­ichen Artikel einen Tag vorher gedruckt hat. Das kommt vor. Wenn sich aber alle vom gle­ichen Brot ernähren, so wird das ziem­lich lang­weilig. Die neue städtis­che Kul­tur­a­gen­da zum Beispiel ver­wen­dete die gle­ichen Bilder wie wir, ohne diese wenig­stens ein biss­chen in der Gestal­tung zu verän­dern. Kun­st­stück: Die Presse­bilder sind rar und nicht jed­er Ver­anstal­ter macht sich über­haupt die Mühe, den Redak­tio­nen mehrere Bilder zuzustellen. Im Beispiel mit der Tageszeitung musste ich fest­stellen, dass auch die Recherche-Daten­quellen fast iden­tisch mit den meinen waren — obwohl ich ver­suchte, etwas anderes zu schreiben. Doch das tun wir jet­zt alle — und tre­f­fen uns an den gle­ichen Wegkreuzun­gen wieder… Als ich mit meinem Schreib­stau im Büro um die Wette trom­melte, stolperte ich über einen Satz von Rudolf Aug­stein (1923 — 2002, ehe­ma­liger Her­aus­ge­ber des Spiegels): „Die Zahl der­er, die durch zu viele Infor­ma­tion nicht mehr informiert sind, wächst.“ Das kann uns sog­ar im kul­turellen Bern, mit sein­er unheil­baren Blät­ter­flut passieren — also aufgepasst.

Etwas ganz anderes: Ich möchte mich bei all den Briefe‑, Mail- und NotizschreiberIn­nen bedanken, die auf unser neues For­mat und Lay­out reagiert haben. Aus­nahm­s­los sehr gute Stim­men. Das freut natür­lich und macht den Jahre­sauf­takt sehr span­nend. Im gle­ichen Atemzug möchte ich mich für die Fehler in der Daten­bank entschuldigen — wir kämpfen in den rie­seigen Daten­men­gen mit fast unkon­trol­lier­baren binären Aben­teuern. Doch was wir ohne Geld, mit Papi­er und Schere, ein paar Leim­tuben zusam­menge­bastelt haben, sieht doch ganz nett aus, oder?

Und so freuen wir uns wie die tanzen­den Schneeflock­en draussen auf den Feb­ru­ar. Das kann ja heit­er wer­den… (diese gespielte Fröh­lichkeit ist auf­grund der Bemerkung eines Lesers, dass ich nicht mehr jam­mern solle…)


Foto: zVg.

Pub­liziert: ensuite Aus­gabe Nr. 26, Feb­ru­ar 2005

Artikel online veröffentlicht: 1. Februar 2005 – aktualisiert am 13. März 2024