Von Lukas Vogelsang – Und da haben wir den Salat: Die Stadt Bern besitzt jetzt stolze vier unabhängige Kulturredaktionen, ohne die Trendund Szenenmagazine mitgerechnet. Alle buhlen sie um die gleiche Leserschaft und stehen sich in den Publikationen auf den Füssen rum. Da schreibe ich einen Artikel und muss einen Tag vor Druckbeginn feststellen, dass eine andere Tageszeitung einen gleichen Artikel einen Tag vorher gedruckt hat. Das kommt vor. Wenn sich aber alle vom gleichen Brot ernähren, so wird das ziemlich langweilig. Die neue städtische Kulturagenda zum Beispiel verwendete die gleichen Bilder wie wir, ohne diese wenigstens ein bisschen in der Gestaltung zu verändern. Kunststück: Die Pressebilder sind rar und nicht jeder Veranstalter macht sich überhaupt die Mühe, den Redaktionen mehrere Bilder zuzustellen. Im Beispiel mit der Tageszeitung musste ich feststellen, dass auch die Recherche-Datenquellen fast identisch mit den meinen waren — obwohl ich versuchte, etwas anderes zu schreiben. Doch das tun wir jetzt alle — und treffen uns an den gleichen Wegkreuzungen wieder… Als ich mit meinem Schreibstau im Büro um die Wette trommelte, stolperte ich über einen Satz von Rudolf Augstein (1923 — 2002, ehemaliger Herausgeber des Spiegels): „Die Zahl derer, die durch zu viele Information nicht mehr informiert sind, wächst.“ Das kann uns sogar im kulturellen Bern, mit seiner unheilbaren Blätterflut passieren — also aufgepasst.
Etwas ganz anderes: Ich möchte mich bei all den Briefe‑, Mail- und NotizschreiberInnen bedanken, die auf unser neues Format und Layout reagiert haben. Ausnahmslos sehr gute Stimmen. Das freut natürlich und macht den Jahresauftakt sehr spannend. Im gleichen Atemzug möchte ich mich für die Fehler in der Datenbank entschuldigen — wir kämpfen in den rieseigen Datenmengen mit fast unkontrollierbaren binären Abenteuern. Doch was wir ohne Geld, mit Papier und Schere, ein paar Leimtuben zusammengebastelt haben, sieht doch ganz nett aus, oder?
Und so freuen wir uns wie die tanzenden Schneeflocken draussen auf den Februar. Das kann ja heiter werden… (diese gespielte Fröhlichkeit ist aufgrund der Bemerkung eines Lesers, dass ich nicht mehr jammern solle…)
Foto: zVg.
Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 26, Februar 2005