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EDITORIAL Nr. 33

Von Lukas Vogel­sang – Tja, Bern ist wieder ein­mal zu langsam gewe­sen: Hochwasser­stim­mung (Seite 54) über­all. Auch bei uns in der Redak­tion wurde es feucht. Es gren­zt an ein kleines Wun­der, dass die Sep­tem­ber­aus­gabe ter­min­gerecht aus­geliefert wer­den kon­nte. Wenn die Bern­er Alarm schla­gen müssen, greifen sie nicht zur Sirene, son­dern erst noch viel zu spät zum Megaphon. Dabei hät­ten wir es wis­sen müssen: Nur Demon­stran­ten und Chaoten greifen zu diesem Sprachver­stärk­er. Und siehe, was haben sie angerichtet. Es ist pein­lich und lässt neben Verzwei­flung und Tragö­di­en auch die Frage offen, ob wir weit­er­hin mit «Bern hoch 3» wer­ben dür­fen. «Bern hoch Wass­er» wäre tre­f­fend­er. Sel­ten hat ein Event mehr Schaulustige ange­zo­gen, die nut­z­los den wage­muti­gen «Aktivis­ten gegen das Wass­er» zuguck­ten. Hof­fentlich war die Unter­hal­tung wenig­stens den Weg wert. Wie viele BernIn­nen haben sich nicht mal die Mühe gemacht, das Desaster in der eige­nen Stadt wahrzunehmen, geschweige denn, betrof­fe­nen Bekan­nten Ihre Hil­fe anzu­bi­eten? Wer das Wass­er miter­lebte, hat einiges von der Per­ver­sion unser­er Zeit zu spüren bekom­men. Es bleibt zu hof­fen, dass die kom­merziellen Eventver­anstal­ter nicht gle­ich Hochwasser­par­ties anbi­eten After­wa­ter oder wet chill­ing… Aber vielle­icht gehört dieses Wass­er eben wirk­lich zu Bern — ganz nor­mal und natür­lich. Man bedenke noch ein­mal die vie­len Wellen, die hier sym­bol­isch gebaut wur­den. War das Vorherse­hung?

Wir haben in der Redak­tion zumin­d­est einge­hend darüber disku­tiert, ob wir «ensuite» jet­zt «eausuite» nen­nen soll­ten. Eine Antwort ste­ht noch aus…

Aber ich möchte ohne jeglichen Zynis­mus und mit Respekt all jenen danken, die sich mit Kraft und jedem Ein­satz zur Ver­fü­gung gestellt haben und anpack­ten. Ins­beson­dere danke ich den 3 Frauen, die bei uns im Keller den ganzen Tag im Dreck mit­ge­hofen haben. Sel­ber unbe­trof­fen, haben sie alles ste­hen und liegen lassen. Wegen ihnen sind sog­ar die Foto­erin­nerun­gen aus mein­er Kind­heit gerettet wor­den und dabei wurde mir einiges klar.


Foto: zVg.

Pub­liziert: ensuite Aus­gabe Nr. 33, Sep­tem­ber 2005

Artikel online veröffentlicht: 1. September 2005 – aktualisiert am 13. März 2024