Von Lukas Vogelsang – Tja, Bern ist wieder einmal zu langsam gewesen: Hochwasserstimmung (Seite 54) überall. Auch bei uns in der Redaktion wurde es feucht. Es grenzt an ein kleines Wunder, dass die Septemberausgabe termingerecht ausgeliefert werden konnte. Wenn die Berner Alarm schlagen müssen, greifen sie nicht zur Sirene, sondern erst noch viel zu spät zum Megaphon. Dabei hätten wir es wissen müssen: Nur Demonstranten und Chaoten greifen zu diesem Sprachverstärker. Und siehe, was haben sie angerichtet. Es ist peinlich und lässt neben Verzweiflung und Tragödien auch die Frage offen, ob wir weiterhin mit «Bern hoch 3» werben dürfen. «Bern hoch Wasser» wäre treffender. Selten hat ein Event mehr Schaulustige angezogen, die nutzlos den wagemutigen «Aktivisten gegen das Wasser» zuguckten. Hoffentlich war die Unterhaltung wenigstens den Weg wert. Wie viele BernInnen haben sich nicht mal die Mühe gemacht, das Desaster in der eigenen Stadt wahrzunehmen, geschweige denn, betroffenen Bekannten Ihre Hilfe anzubieten? Wer das Wasser miterlebte, hat einiges von der Perversion unserer Zeit zu spüren bekommen. Es bleibt zu hoffen, dass die kommerziellen Eventveranstalter nicht gleich Hochwasserparties anbieten Afterwater oder wet chilling… Aber vielleicht gehört dieses Wasser eben wirklich zu Bern — ganz normal und natürlich. Man bedenke noch einmal die vielen Wellen, die hier symbolisch gebaut wurden. War das Vorhersehung?
Wir haben in der Redaktion zumindest eingehend darüber diskutiert, ob wir «ensuite» jetzt «eausuite» nennen sollten. Eine Antwort steht noch aus…
Aber ich möchte ohne jeglichen Zynismus und mit Respekt all jenen danken, die sich mit Kraft und jedem Einsatz zur Verfügung gestellt haben und anpackten. Insbesondere danke ich den 3 Frauen, die bei uns im Keller den ganzen Tag im Dreck mitgehofen haben. Selber unbetroffen, haben sie alles stehen und liegen lassen. Wegen ihnen sind sogar die Fotoerinnerungen aus meiner Kindheit gerettet worden und dabei wurde mir einiges klar.
Foto: zVg.
Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 33, September 2005