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EDITORIAL Nr. 34

Von Lukas Vogel­sang – Schreck­lich, die Kul­tur ist aus­ge­brochen! Wie eine Seuche bre­it­et sie sich aus — weltweit. Da wirken die «Ritas» und Ölpreise wie Rand­ständi­ge oder Sta­tis­ten. Und jet­zt, weil sich ja alles und jede für Kul­tur inter­essiert, will man das Schock­en mit den alten Klis­chees aus den 70’ern unter­malen — vielle­icht weil die Kul­tu­rund Kun­st­szene begrif­f­en hat, was die Radios schon lange wis­sen: Hits und Megahits liegen in den 70’ern, 80’ern und 90’ern ver­bor­gen. So wer­den friv­ol Les­ben in Kirchen an die Wände pro­jiziert, Opern wer­den jet­zt mit Erek­tion­s­garantie verkauft und die eben­falls leg­endäre Freak­show erlebt das totale Revival. Das bringt Kohle und die Emo­tio­nen in Wal­lun­gen — was ja im Anbe­tra­cht der Ölpreise die Autos nicht mehr hinkriegen. Per­fekt im Tim­ing hat unsere Abteilung für Kul­turelles ein «Kul­turlei­d­bild» erschaf­fen — eine Zus­tands­doku­men­ta­tion sozusagen welche diese zeit­genös­sis­che Irren und Wirren im Geld erstar­ren lassen möchte. Eine grund­sät­zlich gute Idee — die Frage der Halt­barkeit über Jahre müsste aber noch bess­er abgek­lärt wer­den. Doch eben, das Hochwass­er oder bess­er der Wasser­fall­en hat dieser Geschichte ein Ende geset­zt. Tja, Naturge­wal­ten ste­hen eben noch immer nicht unter unser­er Kon­trolle.

Und es ist klar, dass nie­mand den Mund auf­machen würde, nicht öffentlich. Wir nehmen das alles hin, weil es uns nicht bet­rifft. Wir schweigen, weil wir uns nicht posi­tion­ieren wollen — man kön­nte ja angreif­bar wer­den. Und diejeni­gen, die etwas sagen kön­nten, die Jour­nal­is­tenIn­nen zum Beispiel, müssen um Ihre Stellen ban­gen. Keine Chance zu über­leben, die Kündi­gung wartet schon auf die ehrlichen und pflicht­be­wussten. So wer­den wir zu weichgek­lopften Hohlköpfen erzo­gen. Und glauben Sie jet­zt ja nicht, dass diese Worte polemisch moral­isierend sind. Schauen Sie mal aus dem Fen­ster raus…

Und jet­zt los: leserbrief@ensuite.ch


 

Foto: zVg.

Pub­liziert: ensuite Aus­gabe Nr. 34, Okto­ber 2005

Artikel online veröffentlicht: 1. Oktober 2005 – aktualisiert am 13. März 2024