Von Lukas Vogelsang – ensuite — kulturmagazin schreibt den 5. Jahrgang wer hätte das je gedacht. Das ist sensationell. Ich weiss noch gut, wie mir am Anfang mit müdem Lächeln auf die Schulter geklopft wurde, mit dem Glauben, dass ich ein paar Monate später das Handtuch werfen würde. Und wenn ich ehrlich bin, so haben ich in den letzten Jahren monatlich das Handtuch geworfen — aber mich jedes Mal irgendwie wieder aufgerappelt.
Fünf Jahre arbeite ich sieben Tage die Woche für die Kultur und musste mir anhören, dass ich mich nicht für Kultur interessiere oder keine Ahnung davon habe, musste bitteln und betteln für jeden Rappen und kämpfen, dass wir von den «kulturdefinierenden Kräften» ernst genommen wurden. Für uns ist diese Zeit jetzt «Gott sei Dank» vorüber. Viele erpresserische Geschichten und fiese Spielchen durfte ich miterleben — oh, denken Sie ja nicht, dass Kultur eine heilige Kuh ist: Hier herrscht die Ellbogendisziplin. Es ist Berns schlechte Angewohnheit, nicht zu helfen oder zu unterstützen, sondern zu misstrauen. Damit werfen wir Steine in des Nachbars Garten — doch leider dann, wenn die Gärtner oder Nachbarn drinstehen und wir erschlagen viel guten Willen mit unserer Missgunst. Dabei hätten wir BernerInnen ein wundervolles Potential, gerade weil wir eine kapitalkleine Grossstadt sind. Wir sind wendig, haben einen Bären-Willen und können anpacken — so richtig wie die alten Zähringer eben. Und eigentlich meinten wir es doch gar nicht böse… eigentlich.
Wir «ensuitlerInnen» waren nie sonderlich misstrauisch — eher naiv. Aber aus dieser Naivität ist etwas Grosses gewachsen und wir haben sehr viel gelernt. Nein, wir sind keine Helden, aber gesunde Idealisten, die aus der Idee wirklich etwas zustande gebracht haben. Wenn immer möglich, möchte ich diesen Weg weitergehen. Und deswegen freue ich mich noch mehr auf das weitere Jahr.
Foto: zVg.
Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 49, Januar 2007