Von Lukas Vogelsang – In all der Krisenzeit kann ich für einmal ein beruhigendes Vorwort schreiben, vielleicht hilft es. Die Menschheit wird nicht, wie noch im Sommer angenommen, an einem Dritten Weltkrieg zu Grunde gehen, sondern an einem simplen Denkfehler. Die Finanzkrise ist ein Konstrukt, welches auf einer falschen Rechnung aufgebaut wurde. Die Finanzwelt, von wegen professionell und genial. Wir wussten es schon immer, es ist alles nur eine Frage der Zeit. Und jeder Tragik und Desillusion zum Trotz: Gut so. Solche Systeme müssen stürzen, damit die Welt wieder ein Gleichgewicht erhält. Die Krise ist eine Chance, keine Tragödie. Wenn die bisher in Gold gehätschelten Banker Pleite gehen, so ist das nur fair — die Mehrheit der Menschen waren es schon immer. Der Kunstmarkt wird natürlich darunter leiden, nicht aber die Kunst und die Kultur sie wird eine neue Wertschätzung erfahren, weil wir unsere Identität vom Fokus Geld wieder auf Menschlichkeit bringen müssen. Lokal statt global, und miteinander, nicht gegeneinander. Das klingt doch alles gar nicht so schlecht…
ensuite — kulturmagazin ist jetzt seit einem Jahr in Zürich erhältlich. Was in Bern erst nach fünf Jahren funktioniert, muss nicht zwingend für Zürich funktionieren, das war mir schon immer bewusst. Kulturvermittlung trägt eine schwierige Begrifflichkeit und neigt zu grossen Missverständnissen. In Zürich ist diese Vermittlung aber Notwendigkeit, denn es fehlt an Plattformen und an einer öffentlichen Auseinandersetzung. Zu gross werden damit die Differenzen in der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Als kleiner Beitrag haben wir das erste ensuite-Jahr aber besser als erwartet hinter uns gebracht — und das ist ein gutes Zeichen.
Foto: zVg.
Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 71 Zürich, November 2008