Von Lukas Vogelsang — Es hat etwas gedauert, aber wir haben es hingekriegt. Zumindest ist vieles jetzt gemacht — Fehler hat’s auch noch. Diese werden wir Schritt für Schritt eliminieren. Die Baustelle wird noch einiges an Arbeit geben… Aber jetzt wenden wir uns den Datenbanken (kulturagenda.ch, Kunstkalender) zu, bauen diese neu auf und integrieren diese hier schon bald. Es ist viel Arbeit!
Die Digitalisierung bringt so manche Opfer und trotz aller technischen Gadgets wissen die misten Menschen nicht, was man damit alles anstellen kann. Ein Beispiel? Wir haben Computer mit der besten Software, doch reduzieren wir die Geräte technisch seit ein paar Jahren auf ein Minimum — und können damit kaum noch professionell erarbeiten. Die Medien leiden in diesem Chaos – „alles lese digital“ versucht man uns zu suggerieren, doch in Wahrheit lesen viele irgendwas, vor allem aber unstrukturiert und deswegen auch nur noch gratis. Wir erinnern uns an das Aufkommen von 20Minuten und dem Abdrucken von Presse-Kurzmeldungen. Die visionslosen Zeitungsmacher verloren den Krieg, gegen das Gratis-Kurzfutter haben es lange Texte schwer.
Wirklich? In der Redaktion von ensuite haben wir uns die Frage gestellt: Was passiert, wenn wir einem Magazin oder einer Zeitung das Papier wegnehmen? Werden Texte automatisch kürzer? Werden Bilder automatisch schlechter? Müssen wir auf das Layout verzichten? All diese Punkte haben nichts mit dem Inhalt oder der Erscheinungsqualität zu tun. Nur das Papier fällt weg. Wir haben HD-Monitore oder sogar Retina-Displays mit der besten Fotoqualität – viel besser als Bilder auf Zeitungspapier. Wir hatten früher zig Leute, welche die Zeitungen per Bleisatz zusammenbauten – heute haben wir noch 2 – 3 LayouterInnen dafür. Aber statt die Redaktionen mit den Stellenprozenten zu erweitern, sparen die Verlage sogar die Redaktionen weg. Man investiert lieber in Immobilien und in dotcom-Blasengeschäfte, in Investitionsmärkte, in Börsenspekulationen. In die LeserInnen, das Wichtigste, was ein Verlag halbwegs sein Eigenkapital nennen kann, wird kaum investiert. Ohne LeserInnen ist ein Verlag aber ziemlich wertlos – das hat auch die Werbeindustrie erkannt. Und dabei ist es nicht mal so wichtig, wie viele LeserInnen wir präsentieren, sondern die Qualität derer ist massgebend. Zumindest ist dies die Zukunft, wenn wir definitiv die Nase voll haben von dem Massen-Freiheitsentzug, welche Google, Facebook, Uber & Co. anstreben. Denn genau das ist das Paradoxon der Zeit: „Ich“ als Individuum – aber meinungslos dem Kommerz unterjocht. Eine vermeintliche Freiheit ohne Entscheidungsmöglichkeit, ohne eigene Meinung, ohne die eigenen Bedürfnisse – ohne das eigentliche „Ich“.
Mit der Frage: „Was passiert, wenn wir einem Magazin oder einer Zeitung das Papier wegnehmen?“ stellen wir uns der digitalen Welt, machen einen Schritt auf sie zu. Wir versuchen nicht die Massen zu blenden mit irgendwelchen Multi-Angeboten, sondern versuchen nur, den Fortschritt der Technik mit unserem Beruf zusammenzuführen. Das heisst jetzt nicht, dass wir „global“ werden müssen und Nachrichten aus aller Welt bringen. Es heisst im Wesentlichen nur, dass wir ein neues Medium schaffen, ein neues Magazin, welches ohne Papier auskommt. Aber redaktionell muss es genauso ein Konzept aufweisen, wie das Printmagazin.
Wir stehen natürlich ganz am Anfang. Noch haben wir kaum so viele Inhalte, um dieses Gefäss regelmässig füllen zu können. Aber der Boden ist vorbereitet, alles Weitere gehört zur Entwicklung.
Neben der responiven Fähigkeit, dass wir auf allen Geräten mit einem Webbrowser “schön” lesbar sein sollten, gibt es natürlich auch neue Angebote: Neu ist zum Beispiel, dass wir einen Shop haben. Wir können Produkte oder Dinge, die wir im Printmagazin beschrieben haben, selber anbieten. Das ist Dienst für die LeserInnen, aber auch für KünstlerInnen. Wir können so eine Art Qualitätslabel basteln. Schmöckern Sie ruhig darin herum. Sie können neu auch ein neu bestelltes Abo oder Waren gleich mit der Postkarte oder Kreditkarte bezahlen.
Wird jetzt das Printmagazin einfach online gestellt? Entschieden nein. Ensuite Online ist ein eigenes Format. Sicher werden wir einzelne Artikel aus dem Print auch online einfliessen lassen, aber unser Hauptmagazin ist der Print. Grundsätzlich ist das Gratis-Angebot für Promotionszwecke gedacht. Hier im Netz werden wir mehr auf Unterhaltung und kleinere Informationen setzen, oder Dinge aktionsbezogen den LeserInnen während eines Monats näherbringen. Zudem gibt es viele MitleserInnen, die kein Abo haben — die wollen wir natürlich überzeugen, uns mit einem Abo zu unterstützen. Aber wir ersetzen nicht den Print mit dem Web – das wäre ein fataler Fehler.
Jetzt ist stöbern angesagt. Geben Sie uns Feedbacks – wir sind sehr gespannt, ob Ihnen diese ungewöhnliche Form gefällt. Melden Sie uns Fehler – bei aller Testerei konnten wir sicher noch nicht alle Macken korrigieren. Es ist UNSER Magazin. Wir alle sind ein Teil davon – ohne LeserInnen, werden wir das alles nicht machen. Aber wir wissen, dass wir mit 25’000 LeserInnen online und weiteren 35’000 LeserInnen im Print im Monat, eine wichtige Arbeit vor uns haben. Deswegen!
Viel Spass.