Eidgenössische Petition für eine bessere Unterstützung selbst-organisierter Kunsträume vor der Einreichung
(Pressestext) — In den letzten Jahren wurden Ausstellungshäuser ausgebaut und viel Geld ist in die kulturelle Imagepflege der Städte und der Nation geflossen. Von diesem Umverteilungsmechanismus von unten nach oben haben einige wenige Leuchttürme der Kultur profitiert. Die glänzende Seite der massenwirksamen Ausstellungen und prickelnden Kunstevents sind finanzielle Kürzungen und Instrumentalisierungsmechanismen an der Basis.
Am Montag 25. Oktober 2013 um 14 Uhr reicht deshalb CHARTA 2016 — ein Zusammenschluss verschiedener Kunsträume der Schweiz — die Petition „Hundert Räume geben mehr Licht als ein Leuchtturm“ mit über 2’300 Unterschriften ein. Das Begehren richtet sich an die beiden Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur sowie Herrn Bundesrat Berset und fordert eine Umkehr in der Kulturpolitik.
Die gegenwärtige Auslegung des neuen Kulturförderungsgesetzes richtet Gelder an die selbst-organisierte Kunsträume aus, wenn sie Ausstellungen mit Kunstschaffenden bis 35 Jahren initiieren. Das ist eine falsch verstandene Förderpolitik, die nicht auf Inhalte und Befragungen der Gegenwart setzt, sondern die Karriereplanung Einzelner befeuert. Zudem geht diese Förderung an den tatsächlichen Bedürfnissen der selbst-organisierten Kunsträume vorbei. Auf der Strecke bleiben Themen wie Bildung, tatsächliche Verbesserung prekärer Arbeitsbedingungen im Bereich Kunst, komplexe Auseinandersetzungen mit gesellschaftlichen Fragestellungen oder Schnittmengen verschiedener Disziplinen der Kultur sowie experimentelle Kunstformate. Ganz abgesehen davon sind die von Pro Helvetia vorgeschlagenen Massnahmen realitätsfern, orientiert sich nach unserem Verständnis zu sehr an den Bedingungen des Kunstmarkts, der in den letzten Jahren zum Spielfeld der Begüterten geworden ist. Zudem produziert diese „Förderung“ einen unangemessenen bürokratischen Aufwand für die Betroffenen, die ihre Arbeit unbezahlt leisten.
Die Unterzeichnenden fordern eine substanzielle finanzielle Unterstützung für die Infrastruktur von selbst-organisierten Kunsträumen und die Bezahlung künstlerischer und kuratorischer Arbeit. CHARTA 2016 will neue Impulse in der Kulturpolitik setzen und die Vielfalt fördern. Die Eckpunkte dieser Kulturpolitik sollen aber nicht von den Behörden verordnet werden, sondern von den Betroffenen auf Augenhöhe mit der Kultur-Verwaltung ausgehandelt werden. Wir wollen nicht verwaltet werden, wir wollen Kultur schaffen. Aus diesem Grund fordern wir von der Politik die Bereitstellung einer Million Franken und vom Bundesamt für Kultur sowie Pro Helvetia Gesprächsrunden, welche die gegenwärtigen Arbeitsbedingungen der Kunstproduktion tatsächlich verbessern und nicht neue bürokratische Hürden schaffen!
Mehr Informationen zur Petition und CHARTA 2016 auf http://charta2016.blogspot.ch. Kontakt unter charta2016@gmail.com.