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Sei sicher, dass Du für die Welt bereit bist

Von Mar­tin Sigrist - The Box­er Rebel­lion sind zurück. Die tri­na­tionalen Indie-Pop­per haben nie wirk­lich den grossen Durch­bruch geschafft. Die Band präsen­tiert ihr viertes Stu­dio-Album «Ocean by Ocean», welch­es Ende April erschienen ist. Zum ersten Mal seit 18 Monat­en ste­ht das Quar­tett wieder auf der Bühne, erst­mals mit dem aktuellen Album. Die Her­ren präsen­tierten ihren Neul­ing als Pre­miere am M4Music in Zürich. Ensuite traf den aus­tralis­chen Sänger Nathan Nichol­son zum Gespräch.

Ihr spielt hier an einem Festival, wo es auch ums Netzwerken geht und Nachwuchskünstler entdeckt werden möchten. Ihr seid seit Jahren ohne Vertrag. Was empfiehlst Du den jungen Bands?

Wir arbeit­en schon mit Leuten, und wir haben einen Ver­trieb, denn es ist nicht so ein­fach, alles sel­ber zu machen. Junge Bands soll­ten warten bis sie wirk­lich bere­it sind. Ger­ade mit den Sozialen Medi­en wird jet­zt sofort alles bew­ertet, was online gestellt wird. Ich bin froh, dass unser erstes Konz­ert von 2001 nicht im Netz ist. Daher: Sei sich­er, dass Du für die Welt bere­it bist. Es ist natür­lich aufre­gend, mit nur einem Mausklick Musik zu veröf­fentlichen, doch es braucht Geduld.

Würdest Du Dir rückblickend eine etwas klassischere Variante wünschen?

Eigentlich sind wir ziem­lich klas­sisch unter­wegs. Wir haben ein Major Label als Investor. Major Labels sind wie eine Bank. Daneben haben wir Part­ner wie Kobalt, die für uns das Mar­ket­ing machen. Gle­ichzeit­ig tre­f­fen wir die kün­st­lerischen Entschei­dun­gen sel­ber. Unser Man­age­ment hat uns ein­fach machen lassen. Wir arbeit­en selb­ständig mit Pro­duzen­ten, und haben das Album sel­ber abgemis­cht. Es wäre wohl nicht ein­fach, diese Frei­heit aufzugeben.
Das Album erscheint Ende April. Wie ist es, über ein unveröf­fentlicht­es Werk zu sprechen?
Es ist aufre­gend, denn so lange haben wir noch nie an einem Album gear­beit­et. Das let­zte haben wir nach weni­gen Monat­en veröf­fentlicht. Dieses Album ist seit Sep­tem­ber fer­tig, und es ist schön, jet­zt endlich darüber zu sprechen. Es ist Zeit für die Veröf­fentlichung.

Was habt Ihr denn in der Zwischenzeit gemacht?

Wir haben alter­na­tive Ver­sio­nen der Songs aufgenom­men, dazu Videos und Fotos gemacht. Wir haben die Zeit irgend­wie mit solchen Din­gen gefüllt. Und wir haben die Songs geübt. Wir haben für die Auf­nah­men nie wirk­lich live gespielt, es war daher eine Mis­sion, zu sehen, wie wir die Stücke live spie­len kön­nen.

Habt Ihr von den Aufnahmen noch Material übrig?

Ja, wir haben ziem­lich viel davon. Wir haben anderthalb Jahre daran gear­beit­et, das ist für uns ziem­lich lange. Dabei haben wir etwa 25 Songs als Demos aufgenom­men, für das Album im Stu­dio dann 15 Stücke davon. Was wir mit den alter­na­tiv­en Ver­sio­nen machen, wis­sen wir noch nicht.

Fühlt ihr Euch künstlerisch frei, wenn Ihr die Anzahl Songs für das Album reduzieren müsst?

Jed­er von uns hat für sich eine A‑, eine B- und eine C‑List gemacht, wobei die A‑List zehn Songs umfassen durfte. Wir waren uns erstaunlicher­weise fast einig. Von den 15 Songs auf dem Album waren nicht alle auf jen­er Liste.

Haben es Songs von der A‑List zu Gunsten der C‑List nicht geschafft?

«Put your­self togeth­er» war mal auf der C‑List, denn ich mochte das Demo nicht, und wollte den Song nicht auf dem Album haben. Aber bei den Auf­nah­men in L.A. klang er viel bess­er.

Nach der Veröffentlichung bekommt das Album ein zweites Leben. Wie war das bei Euren älteren Alben?

Wir möcht­en mit einem Song einen Eckpfeil­er ein­schla­gen. Und dann wird doch alles anders, wenn andere Songs dann viel bess­er sind. Der eine Song gibt ein bes­timmtes Gefühl, oder pro­jiziert die Ästhetik, und bei der Arbeit näh­ern sich die anderen Songs dem an.

Was hat sich beim aktuellen Album bereits verändert?

Wir woll­ten diesen Stil der 80er-Jahre des Albums mit dem Cov­er und den Far­ben. Weil wir so lange an den Songs gear­beit­et haben, macht­en wir uns nochmals an sie ran um ihnen neues Leben ein­hauchen. Die Auswahl der Songs hat sich dadurch geän­dert, denn in dem Prozess hat sich alles nochmals anders entwick­elt.

Wie lautet das Hauptthema des Albums?

Das Gefühl, alles zu haben ohne glück­lich sein. Jed­er kämpft auf der Suche nach dem Glück. Es ist für mich auch ein Mantra. Ich habe ein tolles Leben, trotz­dem ver­schwende ich zu viel Zeit dafür, mich zu sor­gen. Unsere Songs erzählen das, und es ist eine Empfehlung an mich sel­ber.

Artikel online veröffentlicht: 7. Juli 2016