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WTF 7

Von Patrik Etschmay­er - Als vor kurz­er Zeit im Rah­men der Fake-News-Debat­te auf SRF auch Kon­spir­a­tions­the­o­rien und ‑the­o­retik­er ihre Stunde in der bösen Main-Stream-Lügen­presse hat­ten, wurde die schon etwas schimm­lige Suppe des WTC-7-Ein­sturzes debat­tiert und dabei hupften alle, die sich vor Ort und danach in den asozialen Medi­en befan­den auf den üblichen Kon­spir­a­tionszug auf, egal ob sie daran glaubten oder nicht. Dabei bietet ger­ade das WTC 7 oder wie es bess­er heis­sen würde, das WTF 7 ein tolles Beispiel dafür, wie aus solchen Bal­lons die Luft ein­fach abge­lassen wer­den kann.

Dabei muss man nicht mal Antworten haben. Son­dern nur die richti­gen Fra­gen.

Fan­gen wir gle­ich mal an: Haben Sie gewusst, was das WTC 7 ist, bevor es in das Zen­trum all der Ver­schwörungs­de­bat­ten gerückt ist?

War WTC 7 ein Gebäude, das hohen Sym­bol­w­ert besass?

Wäre WTC 7 ste­hen geblieben: Hätte sich in der Folge an der ganzen Irak- und Afghanistan-Krieg-Debat­te etwas geän­dert?

Die meis­ten Leute müssten ver­mut­lich ehrlicher­weise auf all die obi­gen Fra­gen mit Nein antworten. WTC 7 war zwar ein echter Brock­en von einem Haus, aber das World Trade Cen­ter bestand für die Welt aus den Twin Tow­ers. Die umliegen­den Gebäude des World Trade Cen­ters waren sprich­wörtlich Beigemüse. Egal, was erre­icht wer­den sollte, das WTC 7 musste nicht gesprengt wer­den, um unweiger­lich zum Irak-Krieg zu führen. Es war nicht wichtig, in diesem Zusam­men­hang. Das Motiv für die Prä­pa­ra­tion des WTC 7 zum Spren­gen fehlte. Punkt.

Doch fra­gen wir noch weit­er:

War die Spren­gung nötig, um das Gebäude ein­stürzen zu lassen, damit zum Beispiel Ver­sicherungsleis­tun­gen erschlichen wer­den kön­nen? Nein. Das Haus bran­nte beim Ein­sturz sieben Stun­den und war schon drei Stun­den zuvor von der Feuer­wehr aufgegeben wor­den … wegen Ein­sturzge­fahr. Duh!

Kann ein Haus kon­trol­liert gesprengt wer­den, nach­dem es sieben Stun­den in Flam­men ges­tanden hat? Bedenken Sie vor dieser Antwort ein­fach, dass für einen kon­trol­lierten Ein­sturz eines grossen Gebäudes Hun­derte von Sprengladun­gen nötig sind, die, mit dün­nen, ver­let­zlichen Dräht­en verk­a­belt, durch grosse Hitze unkon­trol­liert explodieren oder ‒ viel wahrschein­lich­er ‒ ein­fach wirkungs­los abbren­nen wür­den.

Kön­nte man ein solch­es Hochhaus über­haupt unbe­merkt für eine Spren­gung prä­pari­eren? Es müsste dazu auf ALLEN Stock­w­erken gear­beit­et wer­den kön­nen. Und zwar wochen­lang. Zum Teil mit schw­erem Gerät. «Oh, was sind das für Drähte, die Sie durch unser Büro leg­en?» «Ach, das sind die neuen Datenk­a­bel.» «Und was sind das für Pakete an der Wand, die wie Sprengstoff ausse­hen?» «Äh … Schallschluck­er. Für bessere Rau­makustik.» Neee, wäre nii­ie­man­dem aufge­fall­en.

Und bitte, ehrlich antworten.

Aber es geht noch weit­er. War es vorherzuse­hen, dass das WTC 7 Feuer fan­gen würde? Es stand von all den Gebäu­den des WTC-Kom­plex­es am isoliertesten, nicht am WTC-Plaza, son­dern auf der anderen Seite der Vesey Street.

Warum stürzten WTC 4 und WTC 5 nicht voll­ständig ein und warum wurde dort kein Sprengstoff ent­deckt?

Warum wird von den WTC-7-Pro­pa­gan­dis­ten unter­lassen, den Teil des Videos zu zeigen, in dem sicht­bar ist, wie der Pent­house-Auf­bau in das Innere des Haus­es hinein kol­la­biert, wodurch offen­sichtlich wird, dass danach prak­tisch nur noch eine leere Hülle mit ein­er Fas­sade drum herum übrig blieb, deren Nicht-Ein­stürzen wesentlich mehr Fra­gen aufgegeben hätte?

Ok ‒ auch jet­zt sind wir wieder fast auf den Zug aufge­sprun­gen und haben uns mit tech­nis­chen Kinker­l­itzchen beschäftigt. Entschei­dend sind nur die ersten vier Fra­gen, die eigentlich nur die Fol­gerung zulassen: Das WTC 7 zu spren­gen und dafür vorzu­bere­it­en, wäre schlicht und ergreifend behäm­mert, riskant und völ­lig sinn- und ziel­los gewe­sen.

In etwa gle­ich schwachsin­nig wie «Chem­trails» (bei denen in 10000 Metern Höhe Gift­stoffe ver­sprüht wer­den sollen ‒ nur, wie sollen die wirk­sam zu Boden kom­men, und wann … und wo???) oder die Impf-Ver­schwör­er, welche davon aus­ge­hen, dass Imp­fun­gen für Phar­mafir­men lohnen­der als die Behand­lung von Kranken wäre, die in Epi­demien zu Mil­lio­nen den Viren, gegen die geimpft wird, zum Opfer fall­en. Oder dass sich Tausende Tech­niker, Admin­is­tra­tions­mi­tar­beit­er und sog­ar die UdSSR, welche ja durch die Mond­lan­dung von den USA gedemütigt wurde, zusam­men­tat­en, um die Nasa die Mond­lan­dung fälschen zu lassen.

Natür­lich lassen sich nicht alle Ver­schwörungs­the­o­rien mit ein­er Hand­voll Fra­gen demon­tieren. Aber bei vie­len reicht es meis­tens, das ange­bliche Ziel zu betra­cht­en und die Wirk­samkeit der propagierten Meth­o­d­en. Dort näm­lich begin­nt sich das Ganze meist aufzu­dröseln wie eine bil­lige Packschnur nach dem Durch­schnei­den mit ein­er stumpfen Schere.

Natür­lich ist es jedem freigestellt zu glauben, was immer beliebt. Zu erwarten, danach noch ernst genom­men zu wer­den, ist dabei aber nicht mehr auf dem Plan …

Artikel online veröffentlicht: 30. März 2017