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Dampfzentrale lässt Dampf ab

Von Lukas Vogel­sang — Bere­its zum zweit­en Mal in der Geschichte der Dampfzen­trale Bern zeigt sich der Vor­stand des mit 2.2. Mil­lio­nen jährlich sub­ven­tion­ierten Kul­turbe­triebes nicht fähig, den Betrieb und das Per­son­al zu führen. Nach­dem im Mai 2011 bekan­nt wurde, dass Roger Mer­guin, Co-Leit­er und Tanzchef, in Zürich in der Gess­ner­allee die Leitung übern­immt, schrieb der Bern­er Vor­stand die frei­w­er­dende Tan­zleitung erst am 21. Sep­tem­ber 2011 aus. Nach Wei­h­nacht­en hätte die Wahl des Vor­standes der Öffentlichkeit vorgestellt wer­den sollen, doch die Bal­lettdra­matur­gin Bet­ti­na Fis­ch­er (so die Recherchen vom «BUND») musste fest­stellen, dass sie bei der Dampfzen­trale-Belegschaft nicht willkom­men ist und zog sich als Nach­fol­gerin zurück.

Kurz vor Wei­h­nacht­en wurde zudem der Stel­len­ab­bau bei Chris­t­ian Pauli bekan­nt. Die Diskus­sio­nen dauerten gemäss Pauli über sieben Monate. Als Fam­i­lien­vater biete ein Pen­sum von neu 50% «keine aus­re­ichende Lebens­grund­lage». Kon­se­quenter­weise nimmt er Ende Juli 2012 auch den Hut. Damit ist die Arbeit in den Bere­ichen Musik und Tanz der let­zten sieben Jahre in der Dampfzen­trale wieder bei Null ange­langt. Eben­falls auf Ende 2012, so eine interne Infor­ma­tion, wurde dem Restau­rant-Pächter der Dampfzen­trale gekündigt.

Die Dampfzen­trale ver­liert dadurch zum zweit­en Mal seit 2005 die kom­plet­ten Aushängeschilder der dort ein­genis­teten Kul­turszenen und wird zu ein­er pro­gramm­leeren Hülle. Die näch­ste Gen­er­a­tion erbt nur den Namen – nicht aber die Ver­net­zung und die soziale Ein­bindung. Einzig die treuen HelferIn­nen der Tech­nik, dem Foy­er Inter­na­tion­al und dem Haus­di­enst bleiben erhal­ten. Sie sind es auch, die jeglichen Umbau und Wech­sel bish­er gut über­standen haben, während die kul­turelle Leitung schon seit vie­len Jahren ein müh­sames The­ma ist.

Eben­falls kurz vor Wei­h­nacht­en hat die Burg­erge­meinde Bern bekan­nt gegeben, dass sie einen ein­ma­li­gen Beitrag von 50’000 Franken an die Kul­turin­sti­tu­tion an der Aare spendet, weil eine Stiftung sich zurück­ge­zo­gen habe. Chris­t­ian Pauli meinte dann, dass diese Lücke nicht über­raschend gekom­men sei, und der Vertag der Ernst-Göh­n­er-Stiftung plan­mäs­sig aus­ge­laufen sei. Man sei an die Burg­erge­meinde «im Rah­men des nor­malen Fundrais­ings» herange­treten. Bei der Burg­erge­meinde klang die Mel­dung drama­tis­ch­er.

Die Dampfzen­trale erhält seit 2001 min­destens 70% mehr Sub­ven­tio­nen (ohne Miet­preise und die zusät­zlichen Sub­ven­tion­s­gelder von neu eingegliederten Ver­anstal­tun­gen), weist aber im Zehn­jahresver­gle­ich über 75% weniger BesucherIn­nen aus, und pro­duziert von rund 500 Ver­anstal­tun­gen (2001) nur noch unge­fähr deren 265 (Con­trol­ling­bericht 2010).

www.dampfzentrale.ch

Foto: Lukas Vogel­sang
ensuite, Jan­u­ar 2012