«Das Konzept ist der Traum»

Von Mar­tin Sigrist — Empire of the Sun veröf­fentlicht­en im Juni ihr zweites Album «Ice on the Dune». Der leichte Elek­tropop sorgt seit 5 Jahren für weltweit­en Erfolg der bei­den Aus­tralier. Luke Steele und Nick Lit­tle­more waren im Juni zur Vorstel­lung ihres Zweitlings in Zürich.

Wie geht es dem Empire?

Nick: Es ist ein schön­er Tag. Nach unser­er Ankun­ft in Lon­don gestern hiess es, wir hät­ten das gute Wet­ter mit­ge­bracht. Das ist ein gutes Gefühl.

Danke, Empire of the Sun, für die Sonne. Ihr bringt auch Euer zweites Album mit. Das sei das schwierig­ste. Wie habt Ihr es geschafft?

Nick: Ja, das stimmt. Aber wir haben mit anderen Pro­jek­ten bere­its viel mehr Alben gemacht. Beim ersten Album von Empire of the Sun bestanden keine Erwartun­gen. Wir hat­ten ein­fach ein gutes Gefühl, ohne zu wis­sen, was passiert. Dieses Mal trieb uns die über­wälti­gende Pflicht gegenüber den Leuten an, die uns unter­stützt haben. Denen woll­ten wir etwas Wertvolles geben. Wir haben dafür 18 Monate aus unserem Leben geschöpft um noch bessere und grössere Dinge zu machen.

Den­noch: Beim ersten Album woll­tet ihr etwas ganz Neues machen. War beim neuen Album etwas Zweites und gle­ichzeit­ig völ­lig Neues über­haupt noch möglich?

Luke: Wir haben ein­fach einen anderen, neuen Weg gesucht. So wie Surfer die Extrawelle suchen. Unsere Songs müssen dazu stark sein.

Nick: Der Sound bei­der Alben ist unser Sound. Den kann man nicht ein­fach auf­schreiben oder kat­e­gorisieren. Es ist etwas Göt­tlich­es, ein Loch im Sturm, das Elix­i­er des Lebens, mit diesen Din­gen arbeit­en wir. Der Stil verän­dert sich, aber das zen­trale Ele­ment bleibt gle­ich. Vor sechs Jahren wollte ich mit Luke etwas machen. Mit sein­er göt­tlichen Stimme als zen­trales Herz soll man Geschicht­en erzählen.

Du sprichst vom Herzen und dem Göt­tlichen. Den­noch verklei­det Ihr Euch, man darf Euch nicht holo­gra­phieren und Ihr gebt wenig Inter­views. Wie ehrlich ist das denn?

Luke: Ja, darüber haben wir neulich gesprochen. Jimi Hen­drix sagte, nur die Musik lüge nicht.

Nick: Wir machen eigentlich alles im Stu­dio, bis uns die Augen zufall­en, so arbeit­en wir. Aber visuell haben wir Kostüme, so kön­nen wir die Leute auf eine Reise in eine Traumwelt mit­nehmen. Das sind zwei Wel­ten, auf der einen Seite schüt­ten wir unsere Gefüh­le aus, auf der anderen Seite nehmen wir die Leute mit auf eine Reise. Diese bei­den Dinge machen uns aus, so kom­men wir zusam­men.

Luke: Viele Leuten hören mit den Augen.

Anfänglich wart Ihr aber keine Live­band.

Nick: Ja, eher ein Stu­dio­pro­jekt. Aber Luke hat einen Weg gefun­den, Shows zu machen die sehr gut laufen. Es ist immer wieder über­raschend, wie weit wir gekom­men sind.

Aber ohne die grosse Show und Kostüme geht Ihr nicht vors Pub­likum?

Nick: Das wäre für uns unpassend, denn wir haben zu viel Energie und Magie in unsere Musik gesteckt, um dann auf der Bühne nur Gitarre zu spie­len und auf unsere Schuhe zu star­ren. Das passt nicht, das sind nicht wir. Wir ver­steck­en uns aber nicht, son­dern wollen alles teilen. Wir träu­men in Farbe, je mehr Phan­tasie desto bess­er.

Seht Ihr da eine Gren­ze?

Nick: Das Konzept ist der Traum und den kann man nicht begren­zen, da hat man die Kon­trolle nicht. Das liebe ich. Wir kreieren ohne Gren­zen, exper­i­men­tieren und üben mit diesen Din­gen. Das funk­tion­iert nicht immer, aber man lernt dabei. Dann hören wir auf zu ler­nen und fan­gen an zu wach­sen.

Nick, bist Du tat­säch­lich mal für eine Zeit ver­schwun­den?

Nick: Ja, aber ich wusste schon wo ich war. Es war eine andere Zeit, und wie jede Brud­er­schaft geht man durch ver­schiedene Zeit­en. Wir sind in jenen Momenten am besten, wenn wir solche Zeit­en überkom­men müssen. Das definiert uns. Davon han­delt unsere Musik. Und das Album ist dazu eine Art Unter­ti­tel, nicht nur zueinan­der, son­dern zum Pub­likum, um die Liebe der ganzen Welt zu schenken.

Wie hat Euch diese Pause als Band verän­dert?

Luke: Es ist wie marinieren: Es ver­langt Geduld und Aus­dauer, Monate zu warten und dabei die Songs zu ver­steck­en. Dann fol­gt die Befreiung und wir bereisen jet­zt die ganze Welt.

Ein paar Eur­er Songs wur­den durch Wer­bung bekan­nt gemacht. Für viele Leute ste­ht Ihr jet­zt ein­fach für diese Pro­duk­te.

Luke: Ja, das ist inter­es­sant, aber schlussendlich ist es ganz ein­fach: Du machst Kun­st und kämpf­st dafür, dass sie alle hören und Du Geld dafür kriegst.

Nick: Ich habe viele Songs durch Wer­bung gefun­den. Wer­bung gibt uns meist nichts, umso schön­er, wenn mal was Gutes kommt.

Das ist ja sehr pos­i­tiv gesagt. Mann kön­nte Euch Ausverkauf unter­stellen.

Nick: Ja, es ist sehr wichtig pos­i­tiv zu sein, denn es ist für Kün­stler so ein­fach, neg­a­tiv zu wer­den. Ausverkauf wäre unpassend. Wir wollen unsere Musik teilen, je mehr desto bess­er. Ich wäre sehr über­rascht, wenn eine Band nicht die Grösste sein möchte. Da sind wir genau so schuldig wie andere auch. Wir machen unsere Musik für alle und möcht­en sie für alle spie­len.

Foto: zVg.
ensuite, August 2013

Artikel online veröffentlicht: 7. August 2019