Von Guy Huracek — Vom 7. bis zum 11. Oktober ist zum 7. Mal shnit angesagt. Das internationale Kurzfilmfestival sorgt mit fast 300 ausgewählten Filmen für einen farbenfrohen Kulturherbst. Aus 26 Ländern sind 100 Filme im Wettbewerb um ein Preisgeld von 45 000 Franken. Das Filmfestival fällt nicht nur mit dem Namen auf, sondern auch durch unzählige pink leuchtende Fahrräder, die die Veloabstellplätze schmücken, und mit einem auffälligen Oldtimer-Bus mit dem Schriftzug shnit, der durch die Strassen von Bern brummt.
Das ensuite — kulturmagazin traf die Organisatoren von shnit in der Turnhalle. Beim Betreten hörte man schon von weitem das Sprühen von Spraydosen. Kleine und grosse Fahrräder standen schön angeordnet auf einer weissen Plane. Ein leuchtendes Purpur eines umgesprayten Velos blendete mich.
ensuite — kulturmagazin: Was ist das für eine leuchtende Farbe?
Reta Guetg: Wir sagen dieser Farbe Leucht-Magenta.
Warum habt ihr ausgerechnet diese Farbe gewählt?
Ganz am Anfang, als wir uns Kurzfilmnächte nannten, benutzten wir schon mal pink. Wir haben uns vor vier Jahren überlegt, ob wir die Farbe fürs shnit ändern sollten und kamen zum Schluss, dass wir bei pink bleiben wollen. So hat sich ein Leucht-Magenta etabliert.
Ihr macht fürs Filmfestival mit Velos in Leucht-Magenta auf euch aufmerksam. Hat dies einen ökologischen Hintergedanken?
Unser shnit-Bus — ein alter Citroën-Oldtimer — ist nicht gerade ökologisch. Aber wir sind alle mit den Velos unterwegs und wir denken, dass unsere Zuschauer auch oft mit den Velos unterwegs sind. Wir müssen irgendwie Aufmerksamkeit erregen und können uns keine grossen Plakatkampagnen leisten — und so kamen wir auf diese Idee.
Wie entstand die Idee, Filme zu zeigen?
Ursprünglich waren wir eine kleinere Gruppe, die Filme machte und sich gegenseitig Filme zeigte. Mit der Zeit kamen viel mehr Filme und Leute dazu, als wir eigentlich dachten, und so kamen wir auf die Idee, ein richtiges Festival zu machen.
Was braucht es alles, um ein solches Filmfestival zu organisieren? Gibt es ein Rezept dazu?
Ganz zentral ist die Ausschreibung dieses Festivals. Man braucht einen starken Willen und Durchhaltevermögen. Es wurden 3 449 Filme eingereicht und nur 80 davon stehen im internationalen Wettbewerb. Es braucht folglich eine sehr grosse Selektion. Notwendig sind natürlich auch die ganzen Räumlichkeiten, wie zum Beispiel der Progr, und viele Helfer. Wir sind das ganze Jahr über am Organisieren.
Was können die Besucher des Filmfestivals dieses Jahr erwarten?
Es wird von der Stimmung her ähnlich wie das Festival letztes Jahr. Es ist immer noch shnit
und es kommen wieder shnittige Filme. Neu dieses Jahr ist, dass wir auch Filme im Theater National Bern zeigen werden. Wir sind daher gespannt, wie das wird, da dies vom Typ her ein völlig anderer Ort ist. Es ist weniger ein Kulturort als der Progr.
Ihr sagt shnittige Filme. Ich dachte, der Name «shnit» soll auf das Filme-Schneiden anspielen?
Nein. Das denken zwar viele Leute, aber für uns steht shnit für «schnittig», wie ein schnittiges Auto. Shnit steht für etwas, das für sich steht und funktioniert.
Wie unterscheidet sich shnit von anderen Kurzfilmfestivals?
Der eine Punkt ist die Art und Weise, wie wir Programme ausrichten. Wir richten uns grundsätzlich nach dem Publikum. Wir wollen dem Zuschauer näherbringen, dass Kurzfilme etwas Besonderes und Spannendes sind. Ein anderer Punkt ist das Feeling vor Ort. Man soll in eine andere Welt eintauchen können. Deshalb zeigen wir auch Filme an Orten, die keine Kinos sind. Wir funktionieren absichtlich Orte wie das Kornhaus, das National und den Progr in ein Kino um.
Beim shnit letztes Jahr fiel mir auf, dass viele Filme die Themen Selbstmord und Tod behandeln. Sucht ihr Filme nach gewissen Themen aus?
Nein. Als wir die vielen Filme durchsahen, fiel uns auf, dass sich darin der Zeitgeist wider-
spiegelt. Jedes Jahr häufen sich bestimmte Themen. Es gibt einen Überblick über das, was die Leute bewegt. Das kommt wahrscheinlich auch daher, dass der Kurzfilm viel schneller entsteht als ein normaler Film.
Was für ein Thema prägt dieses Jahr shnit?
Dieses Jahr war auffällig, dass sehr viel Jugendgewalt porträtiert wurde. Viele der Kurzfilme drehen sich um Gewalt.
Vergangenes Jahr wurden einige der shnit-Velos gestohlen, obwohl sie nicht fahrtüchtig sind. Eine Straftat, die sich auch als Vorlage für einen Kurzfilm eignen könnte.
Info: www.shnit.ch
Bild: Der shnit-Festival-Bus / Foto: zVg.
ensuite, Oktober 2009