Von Luca D‘Alessandro — «Lo Bueno Ya Viene», das Gute kommt schon. Mit diesem Musikstück macht Rubén Blades auf seinem Internetportal Appetit auf sein in Kürze erscheinendes x‑tes Album «Eba Say Ajá». X‑tes Album deshalb, weil es wohl kaum einen anderen Salsasänger gibt, der über eine derart reichhaltige Diskografie verfügt. Am 11. Juli kommt der Mann aus Panama nach Zürich.
Salsamusik hat für gewöhnlich nichts mit Politik zu tun. Die Texte sind einfach: Sie handeln von Liebe und deren Begleiterscheinungen, das Wort Corazón gehört sozusagen zum Lei(d)tmotiv der Latinszene. Und doch gibt es sie: Exponenten, die neben der musikalischen Extravaganz auch inhaltlich etwas zu bieten haben. Rubén Blades fällt zweifelsohne in diese Kategorie.
Der Präsidentschaftskandidat Ist das bemerkenswert? Nun ja, vermutlich hätte es bei Blades nicht anders kommen können. Der Enkel einer Frauenrechtlerin und Sohn eines Geheimpolizisten entdeckt die Politik 1964 im Zusammenhang mit den Spannungen um den Panamakanal, die sich aus einem Interessenskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und Panama ergeben. Blades studiert in den Folgejahren Jura und Politik. Seine Freizeit widmet er diversen Salsacombos. 1994 kandidiert er für das Präsidentenamt seiner Heimat, verliert die Wahl und zieht sich aus der aktiven Politik zurück. Der Salsamusik bleibt er erhalten. Zum Glück für seine Fans, die er heute nach wie vor mit Politik unterhält. «Es ist unmöglich, in Lateinamerika zu leben, ohne sich um Politik zu kümmern. Da ich über Menschen schreibe, wird jedes Lied zwangsläufig zu einem politischen Lied», so Blades.
Auf der Suche nach Amerika Seine Karriere als Musiker nimmt in den Studios des weltberühmten Salsalabels Fania Records in New York seinen Lauf. 1978 spielt er mit Willie Colón das Album «Siembra» ein, welches zu einem der erfolgreichsten lateinamerikanischen Alben aller Zeiten avanciert und sich millionenfach verkauft. 1984 kommt ein weiteres sehr wichtiges Album auf den Markt, «Buscando America», auf der Suche nach Amerika, in das er Lieder über die Ermordung des salvadorianischen Priesters Oscar Romero einstreut. Seiner kritischen Haltung gegen die Vereinigten Staaten macht Blades in seinen Texten immer wieder Luft, meist unverblümt. Er vermengt sie mit feurigen Rhythmen und lateinamerikanischem Grossorchester-Sound, und braut daraus eine explosive Mischung.
Mehr als Computermusik Der geübte Hörer mag nun sagen, Blades’ Repertoire unterscheide sich nicht wesentlich von jenem Salsa, wie er in den diversen Tanzklubs und ‑schulen in ganz Europa und den USA geboten werde. Doch beim genauen Hinhören wird klar, dass sich die Musik, der Gesang, die Arrangements und Kompositionen Blades’ deutlich vom computergesteuerten Mainstreamsalsa unserer Zeit abheben. Und das ist schon fast eine Seltenheit in einer Zeit, in der der Salsa zur Verbrauchsware mutiert ist und zum Inventar eines jeden Openairs oder Sommerevents gehört.
Rubén Blades bietet also am 11. Juli im Zürcher Volkshaus ein Konzert, das mehr als nur Salsa beinhaltet. Es setzt sich zusammen aus Latino, Rock, Reggae und karibischen Elementen. Und wer weiss: Vielleicht gibt der Meister auch gleich Einblick in sein aktuelles Album? Sicher ist: Rubén Blades gehört zu den Geheimtipps dieses Sommers.
Foto: zVg.
ensuite, Juni/Juli 2012