Von Luca’Alessandro — Der Steffisburger Drummer und Musikjournalist Dave Kobrehel hat vor genau fünf Jahren die unabhängige Plattform «jazzdrummerworld.com» gegründet. Seither pflegt er das Onlinemagazin in mühseliger Eigenregie. Ein Aufwand, dessen Ergebnis sich sehen lassen kann.
Dave Kobrehel weiss wovon er spricht: Als Schlagzeuger kennt er sich in der Welt der Cymbals und Hi-Hats, Sticks und Felle bestens aus. Dieses Wissen will er weitergeben. Mit seinem Webprojekt «jazzdrummerworld.com» verfolgt er das Ziel, sein Lieblingsinstrument nicht nur einem Fachpublikum, sondern einer musikalisch breit interessierten Leserschaft zu präsentieren. «Eine Seite, die den Drummer für einmal in den Vordergrund rückt», sagt Kobrehel. Diese Aussage kommt nicht von ungefähr. Oft und gerne werden Schlagzeuger als Beilage einer Band betrachtet. Wer von einer Band spricht, meint dabei meist den Keyboarder oder den Frontsänger. In den seltensten Fällen sind die Namen der Bassisten, Perkussionisten oder eben der Drummer bekannt. Dave Kobrehel: «Ich, der ich selbst ein Drummer bin, habe natürlich ein grosses Interesse daran, die Schlagzeugergilde für einmal ins Zentrum zu rücken, denn schliesslich sind wir an der Musik nicht unwesentlich mitbeteiligt.»
Ein Zeichen gegen die Sparwut Doch Kobrehel sieht in seinem Projekt nicht ausschliesslich Eigennutz. «Je länger desto mehr störte ich mich daran, dass bei Sparmassnahmen immer die Kultur den Preis zahlen muss. Überall liest oder hört man, dass Beiträge für Kultur gestrichen werden. Gegen diese Mentalität wollte ich einen Kontrapunkt setzen und die Zügel selbst in die Hand nehmen. Das Resultat: Ein Online-Kulturmagazin, das rund um die Uhr zugänglich ist.»
Generisch gewachsen Als Dave Kobrehel vor fünf Jahren das Projekt «jazzdrummerworld.com» lancierte, konnte von einem Onlinemagazin nicht die Rede sein. Ein paar wenige Beiträge und gelegentliche News schmückten die Seite, «mit der Zeit jedoch musste ich als Folge zunehmender Nachfrage Bereiche und Rubriken hinzufügen. Das Ganze ist also generisch gewachsen». Heute umfasst «jazzdrummerworld.com» redaktionelle Beiträge aller Art: Interviews, CD-Besprechungen, Fachbeiträge und Eventinformationen; diese zwar mehrheitlich aus der Welt der Drums, doch flechtet Kobrehel gelegentlich auch Inhalte aus anderen Kulturbereichen ein. «Die Leute mögen es, wenn sie auch einmal etwas anderes lesen dürfen.»
Aufwand mit spärlichem Ertrag Dave Kobrehel ist ein Einzelkämpfer. Die Betreuung geschieht in Eigenregie, die Beiträge stammen fast alle von ihm. «Gelegentlich kam es vor, dass ich einen Artikel von einem anderen Autor übernehmen durfte. Eine Redaktion mit Journalisten und Reportern kann ich mir nicht leisten, da ich selber kaum etwas verdiene.» Sporadisch fliessen Sponsoringbeiträge in die Projektkasse; diese seien jedoch kaum nennenswert, sagt Kobrehel. Fast wertvoller seien die Beiträge von Schlagzeugequipment-Herstellern, die seine Arbeit als Drummer fördern und ihn regelmässig mit neuem Equipment versorgen würden. Mehr gebe es nicht. «Klar würde ich gerne ein Jazzdrummer-Printmagazin lancieren, doch solange sich die finanzielle Situation nicht bessert, bleibe ich dem Online verpflichtet.»
Seit August 2005 online Die ersten fünf Jahre hat Dave nun mit seinem Onlinemagazin einigermassen überstanden. Ans Aufhören denkt er nicht. «Auch ohne finanzielle Zuschüsse von Sponsoren werde ich mit meinem Portal einen Beitrag leisten, dass kulturelle Vielfalt und Unabhängigkeit in unserer Gesellschaft nicht zu Floskeln verkommen.»
Info: www.jazzdrummerworld.com
Foto: zVg.
ensuite, August 2010