Von Belinda Meier — Die Premiere des Märchenspiels «D’Mond-steine» der Puppenbühne Monika Demenga / Hans Wirth vom 20. Oktober verzauberte Klein und Gross. Die Geschichte voller Höhen und Tiefen, die Figuren, deren Sprache und Bewegung, die Kostüme und das Bühnenbild – ein Kunstwerk!
Die Puppenbühne Monika Demenga / Hans Wirth läutete die Saison 2010/2011 mit einem atemberaubenden und faszinierenden Märchenspiel ein: «D’Mondsteine». Es basiert auf dem gleichnamigen Märchen von Peter Suter und wurde für die Bühne frei interpretiert und umgesetzt. «D’Mondsteine» zieht Kinder wie Erwachsene in den Bann und lässt sie erst wieder los, wenn der Schatz der Mondsteine in sicheren Händen und das Böse besiegt worden ist.
Das Geheimnis der leuchtenden Mondsteine Es ist Nacht. Der Mond beleuchtet das Land, dieses zauberhafte Land mit Wald, Wiesen und einem Bergbächlein. Ein kleiner Zwerg erscheint, der leuchtend glitzernde Edelsteine im Bächlein wäscht. Sein Freund, der Uhu, sitzt auf einem nahe gelegenen Tannenast und schaut ihm dabei zu. Auf die Frage, was er mache, erklärt ihm der Zwerg, dass er die kostbaren Mondsteine wasche, die – solange sie leuchten – den Menschen im Land Frieden und Wohlergehen bescheren. Dieses Land, von dem die Rede ist, gehört dem König Bonifaz. Der Friede und die Harmonie werden – wie es der kleine Zwerg in der Anfangsszene bereits vorwegnahm – durch die kostbaren Mondsteine gesichert. Er, der kleine Zwerg, ist es nämlich, der hoch oben in den Bergen wohnt und diese leuchtenden Edelsteine seit hunderten von Jahren wohl behütet, pflegt und aufbewahrt. Solange das so bleibt, müssen die Menschen nichts befürchten.
Gut und Böse Wie es dem Charakter eines Märchens entspricht, so gehört zur guten Welt aber auch der Gegenpol der bösen Welt. Diese wird im Stück von den Figuren des Teufels, der Hexe und des Räubers verkörpert. Sie dürsten danach, das Land in Unfrieden zu stürzen. Damit ihnen dies gelingt, müssen die Mondsteine zerstört werden. Die Konstellationen im Märchen sind damit klar und die Handlung bekommt allmählich Gestalt. Man ahnt spannungsgeladen, dass der Harmonie im Lande des Königs Bonifaz ein Ende gesetzt wird. Und man fragt sich, wie die Bösewichte es anstellen werden, ihrem Ziel näher zu kommen. Werden Sie es schaffen, die Mondsteine in ihren Besitz zu nehmen oder werden sie scheitern? Selbstverständlich werden die Drehpunkte, in denen sich die gute Welt in eine böse kehrt, kommen. Doch sie werden nicht von Dauer sein. Siegen wird letztlich das Gute, so, wie es schliesslich einem Märchen entspricht.
Dynamik und Spannung Nach dieser ersten verträumten Szene, in der die Welt noch in Ordnung ist und das Leben in geordneten Bahnen verläuft, folgt der Raub der Mondsteine durch den Räuber. Dieser bringt damit die Geschichte ins Rollen. Die Mondsteine wechseln in der Folge noch weitere Male ihren Besitzer. Die Menschen werden ins Unheil gestürzt, ihre Not lässt sie handeln und nimmt die Zuschauer mit auf eine Abenteuerreise der besonderen Art. Der Kampf zwischen Gut und Böse einerseits und der Kampf gegen die Zeit andererseits bringt Dynamik und Spannung ins Stück. Die Betrachter fiebern mit den («guten») Figuren mit, begleiten dieselben auf ihrer Reise, einer Reise, die voller Gefahren lauert, immer wieder aber auch mit Witz und Humor für Aufmunterung sorgt.
Die Bühne, die Figuren, das Spiel Die märchenhafte Welt in «D’Mondsteine» (Bühnenbild: Jann Messerli, Beni Küng) besticht durch den mit Rosen verzierten Königsgarten, das Prinzessinnengemach mit Baldachin, die wunderschön arrangierte Wiesen‑, Wald- und Berglandschaft des Zwergs ebenso sehr wie durch das Königsgefängnis und das Hexenhäuschen, dessen Küche mit allerlei Gewürzen, Säften, Fläschchen und Kellen ausgerüstet ist. In dieser Zauberwelt agieren die von Monika Demenga geschaffenen Figuren, die nicht minder beeindrucken. Angefangen beim kleinen Zwerg mit kummervoll blickenden, tief liegenden Mandelaugen, Schlupflidern und grosser Knollennase, zum König mit stattlich ausgeprägten Gesichtszügen, zu den filigran gezeichneten Figuren der Prinzessin und des Jungen, bis hin zur mageren Hexe mit lang gezogener Nase und zum Furcht erregenden Teufel mit Spitzkinn und rot aufleuchtenden Augen – sie alle und noch ein paar weitere beeindrucken durch ihre jeweils eigene Schön- und Feinheit im Ausdruck. Die passenden Kostüme (Maja Beck) und die ihnen durch Monika und Frank Demenga, Miriam Jenni und Daniel Ludwig geliehenen Stimmen machen sie perfekt. Durch die geschickten Hände von Monika Demenga und Hans Wirth werden die Figuren schliesslich zum Leben erweckt, bewegen sich passend zu ihrem Charakter und lassen bald vergessen, dass sie nicht von selbst agieren, sondern dass eine Hand dahinter steckt, die es für sie tut. Regie führt Jiri Ruzicka, der ebenfalls auch die Musik zum Märchen komponierte und die Handlung damit mit anmutigen Klängen und schönen Melodien begleitet. Die passende Ton- und Lichtregie (Andreas Litmanowitsch resp. Andreas Berger), die jeder Szene die bestmögliche Ausdruckskraft verleihen, und die alles umfassende Technik (Hans Wirth) machen die Inszenierung komplett. Das Märchenspiel «D’Mondsteine», das von der Kostbarkeit des Friedens und der Harmonie erzählt. Begeistert sowohl Klein als auch Gross.
Foto: zVg.
ensuite, November 2010