Von Lukas Vogelsang – Die neue Kultursaison fängt an. Bern ist wieder lebendig geworden und reibt sich verschlafen die Augen. Zeit, um den Grill mit dem Arbeitsalltag und den Alltagsproblemen auszutauschen. Zeit, für die Badekleider ein Winterschlaf-zu-Hause zu suchen. Sowieso, Wasser hat in diesem Sommer so ziemlich alles dominiert. Aber Bern ist eh ein Wasserdorf: Überall stehen Brunnen oder werden neue Springbrunnen aufgestellt, durch die Stadt fliesst unterirdisch ein Bach und die Aare, wenn sie nicht gerade am Überufern ist, fliesst immer noch gemächlich verführerisch darum, auf wenige Kilometer sind mehrere Freibäder oder Hallenbäder zu finden und eben nicht zu letzt fiel der Regen in diesem so genannten Sommer ziemlich zu oft. Da erstaunt die Geschichte über den Zähringer, der diese Stadt nach der erstgeschossenen Jagdtrophäe benannt haben sollte. Ich hätte wetten können, dass er fischen war. Dankbar der Existenz von Mythen und Legenden finde ich aber den gewählten Namen jetzt passender: „Bärn“. Es lässt sich gut nachvollziehen, dass sich dieses Getier hier an diesem Ort wohl fühlte — Wasser zum fischen und baden hat’s tatsächlich genug und tanzen können sie ja bekanntlich auch — vielleicht ein Grundstein, warum die Berner Tanztage existieren. Ein Bär ist ziemlich haarig und hart im Nehmen. Passt doch auch gut zu uns. Einziger Wermutstropfen wäre vielleicht ein Vergleicht mit dem wackeligen und trottigen Schritt des Vierbeiners und den BernerInnen. Hätte man nicht ein edleres Tier, mit würdevollerem Gang jagen können? Es täte unserem Image doch ziemlich gut…
Foto: zVg.
Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 21, September 2004