Von Lukas Vogelsang – Das waren noch Zeiten, als die Wirtschaft die Kultur förderte — geschweige denn, als es noch eine Wirtschaft gab. Nun, heute funktioniert das anders: Da die nationale und kantonale Wirtschaftsförderung auf den Asienexport oder auf Projekte setzt, die roboterisierte Exportprodukte herstellt, muss jetzt das Geld für den überlebensrettenden Businessplan und den OFF-Roader aus dem Kulturbatzen aufgeworfen werden. Menschen werden ausrangiert an ein Sozialsystem glaubt auch nach den letzten Wahlen keiner mehr. Und dabei kurbelt man die Wirtschaft an. Und das geht so: Man nehme eine wahnwitzige „kulturelle“ Idee, süsse es mit guten Worten, setzte für den Inhalt einwenig Dekoration und sahne es mit einer üppigen Portion Produktionsgeld. Huh, das schmeckt den beteiligten und vor allem produzierenden (und verdienenden) Firmen ungemein. Nun, klar dass es auch bessere Köche gibt, die den Trick mit dem Rezept etwas anders sehen oder die verstehen, dass Kulturgeld bei der Kultur bleiben sollte. Es ist in windstillen Wirtschaftszeiten vorteilhaft, vor allem behördliche und amtliche Projekte, auf solche Versalzungen zu prüfen — und das gilt selbstverständlich nicht nur für kulturelles. Das Sparfieber bekäme eine glanzvollere Schlagzeile, wenn wir einen etwas intelligenteren Umgang mit dem lieben Geld – nach all den Übungsjahren — umsetzen könnten. Doch, mir wurde kürzlich, in den ersten 3 Minuten einer Verlagspartnerschaftssitzung erklärt: Wer bezahlt, befielt. Nein danke, dann lieber ohne Gold einen gesunden Magen und eine gesunde Verdauung. Es gibt auch sowas wie eine Wirtschaftsökologie und dies auch in der Kulturbranche.
Foto: zVg.
Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 22, Oktober 2004