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EDITORIAL Nr. 22

Von Lukas Vogel­sang – Das waren noch Zeit­en, als die Wirtschaft die Kul­tur förderte — geschweige denn, als es noch eine Wirtschaft gab. Nun, heute funk­tion­iert das anders: Da die nationale und kan­tonale Wirtschafts­förderung auf den Asienex­port oder auf Pro­jek­te set­zt, die robo­t­er­isierte Export­pro­duk­te her­stellt, muss jet­zt das Geld für den über­leben­sret­ten­den Busi­ness­plan und den OFF-Road­er aus dem Kul­tur­batzen aufge­wor­fen wer­den. Men­schen wer­den aus­rang­iert an ein Sozial­sys­tem glaubt auch nach den let­zten Wahlen kein­er mehr. Und dabei kurbelt man die Wirtschaft an. Und das geht so: Man nehme eine wah­n­witzige „kul­turelle“ Idee, süsse es mit guten Worten, set­zte für den Inhalt ein­wenig Deko­ra­tion und sahne es mit ein­er üppi­gen Por­tion Pro­duk­tion­s­geld. Huh, das schmeckt den beteiligten und vor allem pro­duzieren­den (und ver­di­enen­den) Fir­men unge­mein. Nun, klar dass es auch bessere Köche gibt, die den Trick mit dem Rezept etwas anders sehen oder die ver­ste­hen, dass Kul­turgeld bei der Kul­tur bleiben sollte. Es ist in wind­stillen Wirtschaft­szeit­en vorteil­haft, vor allem behördliche und amtliche Pro­jek­te, auf solche Ver­salzun­gen zu prüfen — und das gilt selb­stver­ständlich nicht nur für kul­turelles. Das Sparfieber bekäme eine glanzvollere Schlagzeile, wenn wir einen etwas intel­li­gen­teren Umgang mit dem lieben Geld – nach all den Übungs­jahren — umset­zen kön­nten. Doch, mir wurde kür­zlich, in den ersten 3 Minuten ein­er Ver­lagspart­ner­schaftssitzung erk­lärt: Wer bezahlt, befielt. Nein danke, dann lieber ohne Gold einen gesun­den Magen und eine gesunde Ver­dau­ung. Es gibt auch sowas wie eine Wirtschaft­sökolo­gie und dies auch in der Kul­tur­branche.


Foto: zVg.

Pub­liziert: ensuite Aus­gabe Nr. 22, Okto­ber 2004