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EDITORIAL Nr. 48

Von Lukas Vogel­sang – Dieses Edi­to­r­i­al kön­nte ein Abspann für das Jahr 2006 sein, eine Hym­nen- und Klage­mauer für Erfolge und Ver­brechen: der Jahres­rück­blick. Machen wir’s kurz, es gab viele Verän­derun­gen und Bewe­gun­gen in der let­zten Zeit. Zum Beispiel wird das «NZZ Tick­et» in Kürze eingestellt, das muse­um franz gertsch entlässt den Direk­tor und kein­er weiss warum (oder doch? siehe Seite 38), Andreas Mar­ti ver­lässt das Zen­trum Paul Klee, Ste­fan Suske und Uwe Schön­beck bald das Stadtthe­ater, Dani Lan­dolf vom «Bund» ver­lässt die Zeitung, weil er nicht Chefredak­tor gewor­den ist, auch Bern­hard Giger und Kon­rad Tobler sind von der «BZ» weg und die «Bern­er Kul­tur­a­gen­da» bekun­det eine Sinnkrise (oder habe ich da was vor­weggenom­men?). Das ist viel kul­tureller Ver­lust für Bern.

Ander­er­seits gibt es Gutes zu ver­melden: Zum Beispiel hat sich die Dampfzen­trale als Tanzstätte wieder reha­bil­i­tiert und wird in der Tanzszene Schweiz mit Eigen­pro­duk­tio­nen von sich reden machen. BeJazz und das Stadtthe­ater haben die genial­ste Bern­er Kul­turidee seit Jahren in die Welt geset­zt gemein­sam den Jazz und das The­ater in den Vid­mar-Hallen im Liebe­feld zu vere­inen und kön­nten damit zum neuen, kul­turin­sti­tu­tionellen und sozialen Höhep­unkt für Bern wer­den (auch Köniz als grösste Agglom­er­a­tion würde davon prof­i­tieren). Hof­fen auf die Zukun­ft? Kommt doch alles gut? Oder dreht es sich wieder um Geld?

Ein «NZZ»-Leser und Kun­stken­ner argu­men­tierte wun­der­bar an ein­er öffentlichen Ver­anstal­tung, als zum The­ma Kul­turberichter­stat­tung (Seite 30) die Forderung nach mehr Geld gestellt wurde: «Es geht nicht um mehr Geld, es geht um mehr Sinn!» Ist dieser Satz nicht umw­er­fend?

Und sagen Sie jet­zt nicht, dass Sie dies alles nicht wis­sen wollen, oder dass es Sie nicht inter­essiert Sie stem­peln sich «hui» zum Kul­tur­banau­sen.

Wis­sen Sie, liebe LeserIn­nen, auch ich habe den neuen James Bond genüsslich gese­hen und schäme mich über­haupt nicht, dass ich diese Zeit nicht medi­tierend vor einem Kunst­werk ver­bracht habe. Ähm, schöne Wei­h­nacht­en…


Foto: zVg.
Pub­liziert: ensuite Aus­gabe Nr. 48, Dezem­ber 2006