Von Lukas Vogelsang – Erstellt jemand einen einzigen Animationsfilm, rufen die zuständigen Ämter und Verantwortlichen sofort «die Schweiz ist ein Animationsfilmland!» Wir kennen dies aus unserer Stadt: Kaum gibt es ein Jazzlokal, will man sich als «Jazzstadt» de nieren — oder als «Tanzstadt» — oder eben auch als «Filmkanton». Diese Definitionsfrage scheint so brennend wichtig, dass beim kleinsten Funken Hoffnung die Gemüter zu übersprühen beginnen. Wir erinnern uns an die «Leuchtturm-Diskussion» vom «Bund». Natürlich: Diese kindlich-naive Begeisterung, sich durch ein «Highlight» auszuzeichnen hat etwas Sympathisches und Faszinierendes an sich — trotz der Fehlüberlegung, dass oft nur wenige Menschen das «Highlight» als solches anerkennen können und nicht die grosse Masse. Ich glaube, um mit grossen Kellen anzurühren, braucht es grössere Töpfe und nicht nur ein paar brodelnde Emotionen. Ganz wild wird es dann, wenn die Medien Erstproduktionen in der Start-Euphorie gleich mit dem internationalen Markt vergleichen wollen. Ein Scheitern ist in den meisten Fällen unausweichlich und was sich als «Stolz der Nation» einen Namen schaffen wollte, verendet oft kläglich in Vergessenheit. Dazu kommt eine lustige Eigenart unseres Nationalstolzes: Kaum haben wir Nationalhelden geschaffen, wollen wir diese gleich selber wieder vom Podest holen.
Erfolg ist das Mass aller Dinge — dies suggerieren wir uns selber täglich. Auch in Kulturszenen sind wir nicht verschont davon. In Zürich das haben wir in der Redaktion in den letzten Monaten verfolgen können gibt es den kulturellen Erfolg anscheinend nur über Zahlen und Fakten. In Bern dagegen scheint der Erfolg gleich ganz auszubleiben — zumindest redet kein Mensch darüber (mit der Ausnahme des Museums für Kommunikation, welches im Jubiläumsjahr 2007 einen Besucherrekord zu verzeichnen hatte…). Kultur und Erfolg — passt das überhaupt zusammen? Und wenn nicht, was meinen wir im Alltagsgespräch dann mit «Kultur» und was mit «Erfolg»? Beginnen wir bei Adam und Eva und definieren wir die Begriffe neu. Dieser Monat bietet Möglichkeiten genug.
Foto: zVg.
Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 62 Bern, Februar 2008