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EDITORIAL Nr. 72 Bern

Von Lukas Vogel­sang – Das Jahr geht zu Ende, anders als wir das erwartet hat­ten. Statt dem Drit­ten Weltkrieg baden wir in der Finanzkrise, die doch gar keine sein soll. Anstatt einem bösen Ameri­ka haben wir jet­zt einen neuen Helden geschaf­fen, der hof­fentlich den Erwartungs­druck aushal­ten kann. Bern soll sich anscheinend verän­dert haben und baut und eröffnet am Laufme­ter, doch irgend­wie ist die Stim­mung gle­ich geblieben und ich hab so den Ver­dacht, dass nichts wirk­lich geschehen ist.

Die Bern­er Kul­tur hat sich in diesem Jahr stark bewegt. Viele Jubiläen und viel per­son­ellen Wech­sel haben hin­ter den Kulis­sen für eine neue Dynamik gesorgt. Ob das Pub­likum diese Bewe­gun­gen schätzen wird und ob sich das Inter­esse der All­ge­mein­heit am gesellschaftlichen Zusam­men­leben damit wieder rekru­tieren lässt, bleibt den näch­sten Jahren über­lassen. Eines ist sich­er: Nichts ist sich­er.

Ob die Bern­er Wahlen dies­bezüglich etwas verän­dern wer­den oder ob alles so bleibt wie vorher, kann ich nur ver­muten. Ich denke, für Bern ist die Zeit ein­er grundle­gen­den Verän­derung noch nicht gekom­men. Das zeigt sich vor allem darin, dass ich fünf Tage vor den Stad­tratswahlen keine Ahnung habe, was eigentlich die Wahl­frauen und ‑Her­ren anstreben. Ein Jahr lang haben wir gese­hen und gel­ernt, wie eine Wahlkam­pagne sein kön­nte — doch in Bern hat dies keine Spuren hin­ter­lassen. Wed­er als poli­tis­ches Sig­nal, noch in der Art und Weise des Dialogs.

Aber aus unserem ensuite-Haus, dem wohl let­zten nicht-zürcherischen Medi­enun­ternehmen in Bern, möchte ich ein gross­es und her­zlich­es Dankeschön an all unsere LeserIn­nen, Gön­ner­In­nen, Part­ner­In­nen und Mit­stre­i­t­erIn­nen richt­en. Wir haben in unserem drama­tis­chen fün­fjähri­gen Jubiläum­s­jahr eine faszinierende Sol­i­dar­ität erfahren dür­fen, die mich per­sön­lich sehr stark bewegt hat. Und aus diesem soge­nan­nten Krisen­jahr blicke ich gestärkt und getra­gen in das, was da noch kom­men mag. Mit Ihnen allen zusam­men wer­den wir auch die näch­sten fünf Jahre beste­hen.


Foto: zVg.

Pub­liziert: ensuite Aus­gabe Nr. 72 Bern, Dezem­ber 2008

Artikel online veröffentlicht: 1. Dezember 2008 – aktualisiert am 13. März 2024