Von Lukas Vogelsang – Seit der Zürcher Kulturblog-Macher Rico Bandle jobmässig von der Tamedia geschluckt wurde, ist sein kultureller Dialog im Internet eingefroren. Seither ist es generell ruhig geworden in Zürich – es gibt kaum einen Ort, ein Medium, wo ein unabhängiger Kulturdialog stattfinden kann – und dies in der grössten Stadt der Schweiz. Die Medienhäuser machen weiterhin ihr reduziert kulturelles Entschuldigungsprogramm, die VeranstalterInnen warten auf das Manna vom Himmel – aber eine aktive kulturkritische Bewegung scheint es nicht zu geben. In Bern ist das nicht anders. Immerhin starten wir in der Hauptstadt jedes halbe Jahr einen neuen Versuch in Richtung Kulturkommunikation, und dieser dringt dann auch an die Öffentlichkeit. Doch lange halten die Versuche nicht und das Vergessen ist stärker. Das stimmt bedenklich, aber nett, dass wir das mal erwähnt haben.
Nicht, dass dieser Dialog nicht gefragt wäre. Auf unserer Webseite (www.ensuite.ch) können wir sehr gut nachvollziehen, welche Themen am meisten gelesen werden (bei rund 50’000 angesehenen «Seiten» pro Monat gibt das schon was her). «Kultur & Gesellschaft» ist die meistgelesene Rubrik – hier werden die LeserInnen auch selber aktiv und schreiben oder telefonieren uns. Der einzelne Event allerdings ist nicht sonderlich spannend. Erst, wenn das Gesehene in einem Dialog geteilt wird, fängt eine kulturelle Auseinandersetzung an zu wirken. Doch wo wollen wir dieses Gedankengut noch teilen? Wer gibt der Gesellschaft Impulse, selbständig über Themen nachzudenken? Wann haben Sie, liebe LeserInnen, das letzte Mal Ihre Person und Ihre Funktion in der Gesellschaft, vielleicht auch Ihre Anteilnahme, überdacht und mit anderen diskutiert?
Ich spüre wenig Lust an diesen Auseinandersetzungen in meinem täglichen Umfeld. Die Diskurse werden den Künstlern überlassen — man hat schliesslich genug andere Probleme. Es ist nicht so wichtig. Es spielt keine Rolle, was man denkt. Pizzaessen ist elementarer. Prost.
Foto: zVg.
Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 74, Februar 2009