Von Lukas Vogelsang – Wegen der Krise grübeln auch Journalisten über die Qualitätsfrage in den Medien. Das ist ganz gut so. Ich finde, wir müssen uns generell neu mit dem Zustand unserer Lebensqualität auseinandersetzen. Da war ich mal wieder in einer Hollywood-Filmpremiere zugegen und ging mit einem Frust aus dem Kino. Ist dies das Ergebnis der Drehbuchautoren-Streiks vom letzten Jahr? Konnten die nicht warten mit der Veröffentlichung, bis der Film ein Film ist? Müssen wir nun stundenlang leere und schlechte Geschichten mit fantastischen Effekten ansehen? Ich bin immer wieder überrascht, wie wenig Aufmerksamkeit die künstlerischen Umsetzungen bei Millionenbudgets erhalten. Wenn man daneben Kleinproduktionen ohne Budgets vergleicht, kommt man ins Grübeln.
Und diese Qualitätssache gilt für unsere Stadttheater, Opern und Festivals ebenso wie für die Post, die Telefonleitungen, Computer und Autos. Selbst mein Deodorant ist unterdessen billig geworden und der Joghurtbecher suggeriert, mehr drin zu haben. In Hochglanz und falscher Wichtigkeit wird mir die Welt zu Füssen gelegt. Doch darin zu Leben macht wenig Spass, es ist billig geworden. Kein Wunder, reagiert die Jugend mit dem Knockout und die Menschenmasse gar nicht.
Ein bisschen Herzblut kann Wunder bewirken. Das ist unbezahlbar. Und doch dreht sich auch im Kulturellen die Frage erst mal um Geld. Wer für welche Arbeit wieviel Geld erhält. Was unbezahlt ist, gleicht Unprofessionellem – Qualität hat in erster Linie einen Preis. Dabei wird uns täglich das Gegenteil demonstriert.
Doch geniessen wir den unspektakulären-spektakulären Frühling. Es ist, als hätte das Jahr erst angefangen. Die Lebensgeister steigen aus dem Keller und vor allem das Herzblut kommt in Wallungen. Machen wir also daraus unseren eigenen Film, mit einem Drehbuch, welches uns nicht langweilt.
Foto: zVg.
Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 77 Zürich, Mai 2009