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Emil – Le retour!

Von François Lilien­feld - Er ist wirk­lich uner­müdlich, der Luzern­er Kabaret­tist Emil Stein­berg­er, im Vierun­dachtzig­sten ste­hend, immer noch voller Energie – und viel­sprachig! So kon­nte man ihn am 20. Jan­u­ar im wun­der­schö­nen Goldoni-The­ater „L’Heure bleue“ in La Chaux-de-Fonds erleben, auf Franzö­sisch, mit saftigem, aber nie aufge­set­ztem oder über­trieben­em Akzent. Dabei war zu beobacht­en, dass sehr viele Deutschschweiz­er sich vom zwar rauhen, aber son­ni­gen Kli­ma und von der hohen Leben­squal­ität der Uhren­metro­pole hat­ten anziehen lassen: Die Lach­er waren auch bei den eingestreuten Mundart­fet­zen stark; die Num­mer mit der Jass­runde hat­te Emil sog­ar ganz auf Schweiz­erdeutsch geboten, sehr zum Vergnü­gen des schon Wochen im Voraus ausverkauften Saales.

Das Pro­gramm heisst: „Emil – Encore une fois!“ Natür­lich fehlten einige Klas­sik­er nicht – zum Glück! Wie hätte man die Num­mer mit dem Kinder­wa­gen ver­misst, oder den Polizei-Kor­po­ral Schny­der im Nacht­di­enst. Auch die Got­thard-Fahrt mit dem Wassen-Kirch­lein wurde geboten. Immer noch köstlich, der Zigar­ren rauchende Mann, der aus dem Fen­ster schaut und die ganze Nach­barschaft kom­men­tiert. Und es war über­raschend, die „Bauern­regeln“ („Im Jan­u­ar …“) auf Franzö­sisch zu hören. Doch auch Neueres wurde geboten, so z. B. eine her­rliche Par­o­die auf Men­schen, die nur noch mit Handy und Apps „über­leben“.

Ursprünglich waren Impro­vi­sa­tio­nen die Grund­la­gen von Emils Kreatio­nen. Dies war vor allem, wie der Kün­stler dem Pub­likum erzählte, im Pro­gramm „Emil träumt“, par­don, „Emil rève“, der Fall, wo Zuschauer ihm The­men zuw­er­fen kon­nten, über die er aus dem Ste­greif eine Num­mer bastelte. Einige dieser Szenen hat er rekon­stru­iert, beispiel­sweise den „Besuch in der Sauna“.

Emil par­o­diert, spöt­telt, zeigt men­schliche Schwächen auf. Dabei aber bleibt er stets sym­pa­thisch, wird nie grob oder ver­let­zend. Man spürt – ohne Unbe­ha­gen –, dass man vielle­icht einige jen­er Schwächen selb­st besitzt, und dass dies vielle­icht für den Kabaret­tis­ten auch gilt. Zum Humor gehört eben, sich selb­st und die Welt nicht allzu ernst zu nehmen. Oder hil­ft einem ger­ade der Humor, die Welt, die bei weit­em nicht immer lustig ist, bess­er zu ver­ste­hen?

Mer­ci, Emil, tu nous as fait grand plaisir!