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Frauenstarker Valentin

Von Gabriela Wild — 2005 und 2007 ver­anstal­tete das Tojo-The­ater die soge­nan­nten V‑Days, an denen die «Vagi­na-Monologe» gele­sen wur­den. Was die Amerikanis­che Aktivistin Eve Ensler Ende der Neun­ziger Jahre ins Leben rief, um gegen Gewalt an Frauen zu protestieren, wird bis heute weltweit am Valentin­stag ver­anstal­tet. Das Tojo-The­ater will den Spir­it der V‑Days wieder aufleben lassen, und beauf­tragte Sylvia Garat­ti mit der Leitung ein­er Show zum Valentin­stag. Ent­standen ist dabei das Vari­eté «Female Freaks», ein Pro­gramm mit Tanz, Gesang, Bur­lesque Strip, Vari­eté- und Kabaret­tnum­mern im Wech­sel von Solo- und Grup­pen­dar­bi­etun­gen. Im Sinne der V‑Days macht die Show Mut zur Sub­jek­tiv­ität und zum eige­nen, unver­wech­sel­baren Aus­druck… «Der All­t­ag von Schaus­pielerin­nen ist oft sehr eingeschränkt, weil die Arbeit von Ausse­hen, Type­cast­ing etc. geprägt ist», meint Garat­ti, «ich suche stets nach Freiräu­men, nach indi­vidu­ellen Gestal­tungsmöglichkeit­en, unab­hängig von Geschlecht oder Wirkung». Bei «Female Freaks» ist der Name somit Pro­gramm: Im Fokus ste­ht die Selb­stin­sze­nierung in ihrer unangepassten, sub­ver­siv­en oder exzen­trischen Form. Vier Frauen tanzen, sin­gen, strip­pen gegen die über­sex­u­al­isierte Insze­nierung der Weib­lichkeit an. Dem durchäs­thetisierten Frauen­bild, wie wir es aus Wer­bung, Mode oder dem Main­streamki­no ken­nen, stellen die vier «Female Freaks» ihre Indi­vid­u­al­ität, ihre Erotik und die Vielfalt ihrer Aus­drucksmöglichkeit­en ent­ge­gen. Mit dem nöti­gen Schuss Selb­stironie greifen die Akteurin­nen alte und neue Klis­chees auf, koket­tieren damit und prüfen ihre Wirkung. Humor und Poe­sie schlies-sen sich in dem schrillen Pro­gramm nicht aus. Alle vier Mitwirk­enden sind pro­fes­sionelle Schaus­pielerin­nen, die neben ihren The­ater-Engage­ments eigene Pro­jek­te und Pro­gramme entwick­eln und als Solokün­st­lerin­nen auftreten. In ihren Pro­jek­ten set­zen sich die vier Kün­st­lerin­nen auf ganz per­sön­liche Weise mit Fra­gen zur Iden­tität, zu Eigen- und Fremd­wahrnehmung, sowie mit dem The­ma der Selb­stin­sze­nierung auseinan­der. Sie kreieren ihre Stücke oder Auftritte selb­st und zumeist in Eigen­regie. In der Umset­zung bedi­enen sie sich so unter­schiedlich­er Mit­tel wie Tanz, Gesang, eige­nen Tex­ten, Mod­er­a­tion, Per­for­mance, Video und Instal­la­tion.

Die mit der kün­st­lerischen Leitung beauf­tragte Sylvia Garat­ti ist als freis­chaf­fende Schaus­pielerin tätig und wirkt in ver­schiede­nen Ensem­bles mit. 2007 leit­ete sie den V‑Day im Tojo The­ater, und pro­duzierte und insze­nierte 2008 die Hör-CD über die Wild­west­le­gende «Calami­ty Jane – Briefe an meine Tochter». Sie singt Rock, Pop und Jodel, arbeit­et als Sprecherin u.a. für die Schweiz­erische Blind­en-Bib­lio­thek und Radio Swiss Clas­sic, und wirkt bei Lesun­gen mit.

Kus­ka Cáceres arbeit­et seit 1999 als freis­chaf­fende Schaus­pielerin, Tänz­erin und Tanzpäd­a­gogin in Engage­ments u.a. am Teatro Par­aven­to, bei der Net­zw­erk­bühne St. Gallen, beim Tal­man Ensem­ble, sowie bei «Con­tin­uo Dival­do» in Tschechien. 2008 wirk­te sie bei «Madame Bis­seg­ger» in der Freilicht­pro­duk­tion «Q=Kuh» mit. Daneben war sie in der TV-Serie «Schöni Uus­sichte» und im Kinospielfilm «Das Fräulein» von Andrea Sta­ka zu sehen.

Die Schaus­pielerin Doris Struett singt, spielt und tex­tet. In Co-Pro­duk­tio­nen mit Schweiz­er The­ater­häusern ent­standen mit der For­ma­tion freies@ensemble von 2000 bis 2001 die Schweiz­er Erstauf­führun­gen der Stücke «Gott ist ein DJ», «Alles. in ein­er Nacht» und «Wie der Wind im Ei». Seit 1994 arbeit­et sie als Sprecherin u.a. für SF, DRS 1 und die SBS Zürich, und arbeit­et seit 2008 als freie Mitar­bei­t­erin für die Rät­selsendung «Knack&Nuss» bei DRS 1.

Koko La Douce ist eine mul­ti­ple Per­sön­lichkeit. Ihre Bur­lesque Strip-Ein­la­gen erzählen fan­tasievolle Mini-Erotik-Geschicht­en. Sie zele­bri­ert ihre Freude am eige­nen Kör­p­er und ist niemals nur Objekt der Show. Ihr Lebens­mot­to: «The world is ready for rad­i­cal­ly sen­su­al cel­lulite».

In «Female Freaks» treten die vier Schaus­pielerin­nen zum ersten Mal gemein­sam auf. «Wir helfen uns gegen­seit­ig, die eige­nen Ideen zu real­isieren, spie­len einan­der den Ball zu. Die Show bietet Raum für Impro­vi­sa­tion», sagt Garat­ti, die in der Rolle der Con­féren­cière durch den Abend führt, und ihre Hauptlei­den­schaft, das Sin­gen nicht zu kurz kom­men lässt.
Also, liebe Män­ner und Frauen, Valentin nicht vergessen!

Foto: zVg.
ensuite, Feb­ru­ar 2011

 

Artikel online veröffentlicht: 28. Dezember 2018