Von Guy Huracek — Der Konzertveranstalter bee-flat im PROGR Bern feiert im Februar seinen 10-jährigen Geburtstag. Der Programm-Verantwortliche, Christian Krebs, über Musikeinflüsse, freiwillige Mitarbeit und Unterschiede zu anderen Veranstaltern.
Im Februar 2001 hat der Konzertveranstalter bee-flat im Sous Le Pont der Reitschule Bern seinen Betrieb gestartet. Über 500 Veranstaltungen hat der Verein seither organisiert.
Wie schafft es bee-flat 10 Jahre so erfolgreich zu sein?
Wir haben bee-flat immer als ein Entwicklungsstück betrachtet, was ständig eine gewisse Dynamik in unseren Konzertbetrieb gebracht hat. Nie haben wir weiterreichende Perspektiven oder gar ein gemachtes Nest gehabt, d.h. wir konnten uns auch nie wirklich zurücklehnen. Die Existenz des Vereins bee-flat ist in den vergangenen Jahren immer wieder auf wackeligen Beinen gestanden. Wir sind also regelrecht dazu gezwungen worden, uns stetig den Neuerungen anzupassen. Lange Zeit gab es bei uns weder solide Organisationsstrukturen noch einen sicheren Spielort. Der Konzertbetrieb stützte sich über sechs Jahre hinweg zu 100% auf Freiwilligenarbeit. Unser Hab und Gut sind immer die Konzerte an und für sich gewesen, unser Publikum, sowie unsere aktiven und passiven Mitglieder, die bis heute das eigentliche Rückgrat des Vereins bilden.
Im Zentrum stand immer, ein ausgewogenes Programm aus den Bereichen Jazz, Weltmusik und Elektronik zu präsentieren. Nationale und regionale Bands finden bei uns ebenso Platz im Programm wie international bekannte Künstlerinnen und Künstler. Qualität, Aktualität und der Anspruch an eine gewisse «Dringlichkeit» sind die Selektionskriterien. Es gibt genügend Konzertangebote in der Stadt Bern – insbesondere im Bereich Jazz. Wir haben immer versucht, eine Ergänzung zu den bestehenden Angeboten zu finden.
Was unterschiedet bee-flat von anderen Veranstaltern?
Unsere Organisationsstrukturen. Nebst den heute knapp zweihundert Stellenprozenten in der Geschäftsleitung, helfen rund 140 Freiwillige tatkräftig mit, die zum Teil sehr aufwendigen Konzerte in der rudimentär eingerichteten Turnhalle umzusetzen. Die honey-bees tragen wesentlich zur Identität des Veranstalters bei. Laut Rückmeldungen geniessen die Musiker die persönliche und intime Stimmung der Konzerte ebenso wie das Publikum. Mit jedem Konzert haben wir eine andere, meist hoch motivierte Crew am Start, was uns viel Freude bereitet und Abwechslung in die routinemässigen Abläufe bringt. Die vielen guten Geister hinter den Kulissen helfen uns zudem auch, das Programm in breite Kreise der Berner Szene zu tragen. Eine Werbeleistung, die weder mit Newslettern, Programmflyers, noch Plakaten kompensiert werden kann.
Ein Jazzkonzert wird bei euch auch von jungen Menschen besucht. Wie geht das? Hat Jazz nicht eher eine älteres Publikum?
Es war immer unser Ziel, ein Konzertprogramm zu gestalten, das sich an ein junges, durchmischtes Publikum richtet. Zeitgenössischer Jazz ist ein weitläufiger Begriff, was wir auch programmatisch umgesetzt haben. Besonders in den Randbereichen des Jazz gibt es äusserst spannende Mischformen mit Einflüssen aus Elektronik, Avantgarde und Pop – Musik, die man unbedingt auch jüngeren Leuten zugänglich machen kann und soll.
Dazu gibt es bei uns jeden Monat auch Konzerte aus der Serie «World Women Voices». Hier verschaffen wir den Stimmen der Frauen aus dem Weltsüden und den Oststaaten Gehör, was automatisch auch eine Öffnung des Publikums mit sich bringt. Mit «Songs & Chanson» widmen wir uns dem hierzulande äusserst populären Songwriting, und richten uns explizit an die jüngere Generation. Mit einer ausgewogenen Durchmischung der Konzerte aus den verschiedenen Gefässen erreichen wir ein entsprechend breites Publikumsspektrum – mit jungen und auch weiblichen Besuchern an den Jazzkonzerten. Nicht zuletzt sind es die vergünstigten Saisonpässe für Studierende und Musiker, die vermehrt auf grosses Interesse stossen. Als «bee-root»-Mitglied lässt man sich gerne auch mal auf musikalische Entdeckungs-reisen ein.
Kann man bee-flat als Teil der alternativen Kulturszene verstehen?
Ein Programm mit Konzerten aus den Bereichen Jazz und World-Music hat automatisch auch alternativen Charakter. Was zudem unsere Herkunft, die Reitschule und unser aktuelles Zuhause, den PROGR anbelangt, stecken wir Mitten in der alternativen Kulturlandschaft der Stadt Bern. Die Konzerte profitieren auch vom urbanen Umfeld im und um den PROGR und leisten gleichzeitig einen anständigen Bei-trag zur alternativen Berner Kulturszene.
Foto: zVg.
ensuite, Februar 2011