Von Luca Zacchei — Hi, my Name is Jesus. Ich melde mich wieder, um ein paar Sachen zu berichtigen. First of all: Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass mein Gebet mit «Vaterunser» anfängt. Ich wollte damals die Frauen übehaupt nicht diskriminieren. Menschen brauchen starke Bilder und einprägsame Slogans. Vergesst bitte nicht, wer damals das Sagen hatte und sich öffentlich versammeln konnte: das waren Männer. Ich wäre mit einem «Mutterunser» verspottet und nicht ernst genommen worden. Und wenn ich mein Gebet mit «allumfassende Essenz» oder «unendlicher Ozean der Liebe» angefangen hätte, dann wäre ich als Esoteriker abgestempelt worden. You can bet your Life on it!
Übrigens, heutzutage würdet ihr mich wahrscheinlich als Scharlatan oder Pseudo-Yogi beschimpfen. Ich konnte aber damals wirklich Wunder erbringen und levitieren. Das menschliche Bewusstsein ist ein mächtiges Instrument und kann die Materie formen. The Power of Love, Baby! Die Menschheit braucht noch ein paar Jahrzehnte wissenschaftlicher Forschung in der Quantenphysik, um endlich daran glauben zu können. Dann wird sie feststellen, dass alle Geschöpfe göttlich sind, aus derselben Substanz entstammend. Das reine Licht. Und das wirklich, aber wirklich Nichts unmöglich ist. The Sky is not the Limit.
Ich wollte zudem noch eine wichtige Sache klarstellen, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. Ja, ich bin auferstanden. Die Buddhisten nennen diesen Vorgang Wiedergeburt. Nur Körper sterben. Unsere Essenz oder die Seele lebt unendlich weiter. Ein passendes Gleichnis könnte hilfreich sein: Wir sind wie Regentropfen, welche in unserem Lebenslauf in einem Fluss landen und im gleichen Ozean verenden. Dann verdampfen wir wieder, werden zu Tropfen und das Ganze fängt wieder von vorne an. Wir entwickeln uns aber ständig weiter. Wie ein Destillat. Unsere persönlichen Erfahrungen nehmen wir unbewusst mit. Alle Geschöpfe werden wiedergeboren. That applies to you too!
Noch eine Beanstandung: Ich habe nie behauptet, dass Menschen sich aufopfern sollen. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. So lautet meine Maxime. Ich bin gestorben, weil meine Auffassungen und Lehren entmachtend waren. Despoten und Egomanen hassten mich zutiefst, weil ich unbequeme Wahrheiten proklamierte. Heutzutage wäre ich wahrscheinlich mit Hilfe von Amnesty International oder dank dem Druck sozialer Netzwerke freigelassen worden. Damals wurde ich gekreuzigt, weil ich an das geglaubt habe, was ich in mir gespürt habe. Weil ich mich nicht aufgeben wollte. Bis zum bitteren Ende. That’s the absolute Truth.
Übrigens: meine Mutter war eine junge Frau. Keine Jungfrau. Solche Missverständnisse können entstehen, wenn Geschichten von Mensch zu Mensch weitererzählt werden. This is the dark Side of viral Communication. Und könnt ihr mich bitte in diesen Jesus-Filmen nicht wie ein Fotomodell darstellen? So gut habe ich nie ausgesehen. Meine fehlende Schönheit machte ich durch Charisma und Eloquenz wett. By the Way: Ich liebte das Singen, das Lachen der Kinder und war ein mittelmässiger Schreiner. Mein Vater Joseph konnte nie verstehen, wieso ich so gut reden aber so schlecht zimmern konnte. Die Talente sucht man sich eben nicht aus, die werden einem in die Wiege gelegt.
Last but not least: Ich finde es eine unglaubliche Frechheit, dass es in der Schweiz eine Partei gibt, welche meinen Namen trägt und sich gleichzeitig für die Lockerung der Waffenexporte einsetzt. Der Initiant der Exporterleichterung war ein CVP-Ständerat, der CVP-Ratspräsident gab sogar mit seinem Stichentscheid den Ausschlag für den Verkauf von Waffen nach Saudi-Arabien und Pakistan. Ihr habt da etwas gründlich missverstanden. Mit Schutzpatronen sind Heilige gemeint, keine Geschosse. That’s all Folks!
Illustration: Rodja Galli / www.rodjagalli.com
ensuite, April 2014