Von Lukas Vogelsang - Seit Mitte 2017 sind Kryptowährungen ganz gross in den Medien und jagen einen Gewinnzuwachsrekord nach dem anderen. Diesmal sind die FinanzjongleurInnen aber in Jeans und Pulli unterwegs statt in Anzug und Krawatte. Im Dezember 2017 erreichten die digitalen Währungen einen surrealen Höhepunkt, hauptsächlich generiert durch eine unglaubliche Anzahl neuer AnlegerInnen, welche vor allem das schnelle Geld gesehen haben. Die exorbitanten Gewinnmeldungen hatten angelockt: Finanzhaie, Institutionen sowie einfache PrivatanlegerInnen in hohen Mengen. Man erkundigte sich nach den Möglichkeiten, um auch seinen Gewinn von diesen Geldmaschinen zu abzuholen. Wer noch nicht gekauft hatte, wollte jetzt dabei sein.
Viele Börsenplattformen waren dem Ansturm nicht gewachsen, vermeldeten Pannen oder schlossen die Tore für Neuanmeldungen von Privaten. Der Ansturm der Gier blockierte öfter mal einen Server, und Transaktionen wurden immer langsamer. Schnelles Geld! Gewinne von 100 % in ein paar Tagen – so absurd es klingt, es war möglich. Es war die letzte Schlacht am kalten Buffet.
Das ging genau 14 Tage gut. Gleich im Januar kam der Dämpfer: Die Kurse brachen ein. In der Überhitzung waren vor allem im asiatischen Raum, allen voran in Südkorea und China, die Behörden aktiv geworden. Sie verlangten staatliche Kontrolle und Überwachung – das eigentliche Gegenteil von dem, was die Kryptowährungen anstreben – und man sprach Verbote aus, schloss Börsen. Diese Verunsicherung verleitete viele AnlegerInnen zu massiven Verkäufen ihrer Kryptowährungen. Das drückte die Kurse. Auch die NeukryptoianerInnen, welche sich nicht gewohnt waren, dass ein Gewinn von 100 % auch ein Verlust von 100 % sein könnte, bekamen Angst und verkauften. Also all die Millionen NeuzugängerInnen, welche im Dezember oft schon zu spät und zu jetzt hohen Preisen eingestiegen waren, wollten wieder raus! Und das sehr schnell. Parallel dazu kam der normale Aktienhandel unter Druck und brach ein. Gut möglich, dass die Kryptowährungen generell die normale Weltanordnung hat. Ein Zusammenhang ist nicht auszuschliessen.
Ein Chaos, aber eigentlich ein ganz normales. Zeitlich spielte sich alles innerhalb von ca. zwei Monaten ab. Wer die Kurse studiert, sieht, dass sich kaum was verändert hat, verglichen mit Anfang Dezember. Nur eines: Der Traum von allzu schnellem Geld ist mal wieder zusammengebrochen. Aber das ist schon alles. Deswegen ist es ausser in den Medien, die sich hyperaktiv mit vermeintlichen Storys in Position bringen wollen, bedenklich ruhig in den Märkten. Bitcoins und die anderen Kryptowährungen sind nicht gestorben und werden so schnell nicht verschwinden. Wahrscheinlich im Gegenteil. Wer die positiven Meldungen über Zusammenschlüsse und Kooperationen der Firmen hinter einigen Kryptowährungen gelesen hat, weiss wieso.
Doch was sind Kryptowährungen überhaupt? Worum geht es da?
Im Jahr 2008, ein paar Monate nach dem Zusammenbruch der unverantwortlichen Misswirtschaft der Banken (Lehman Brothers), welche eine globale Finanzkrise auslöste, erschien das «White Paper» zu Bitcoin. Das ist so was wie das Grundlagenpapier, das Leitbild einer meist technischen Lösung. Es war die Grundlage für eine neue Währung: digital, sicher, ohne den Banken und den bekannten Mächtigen, die alle an unserem Geld verdienen, auch nur einen Finger zu krümmen. Dieses «White Paper» brachte erst mal bei den digitalen Nerds die Augen zum Leuchten, viele hörten einfach mal gut zu. Alle anderen versuchten, Sand zu streuen. Kaum jemand glaubte daran, dass diese «Bitcoins» was taugten. Der beste Nährboden dafür also, dass ein Projekt ungestört wachsen kann. Und lange Zeit war es auch ziemlich ruhig und die Entwicklung brummte voran.
Die Proteste in Spanien und der Arabische Frühling (begann 2010) und die Staatsfinanzkrise in Griechenland – sie alle kamen zum gleichen Zeitpunkt mit den gleichen Themen: Geld, Freiheit, Demokratie und vor allem mit der Kritik an den alten Machtgefügen. Ab 2011 wunderten wir uns über die Occupy-Bewegungen, die sich weltweit in Camps breitmachten. Auch in Zürich. Es waren Aufschreie und Aktionen jüngerer Generationen, die die Nase gestrichen voll hatten von diesen «alten Mächten» und eine andere Zukunft suchten. Die meisten Camps und Proteste wurden zerschlagen, und es wurde viel Aufwand betrieben, die Stimmen zum Schweigen zu bringen. Weltweit nahm man dabei auch Gewalt und Tote in Kauf. Die Grundprobleme blieben aber ungelöst, die Unzufriedenheit blieb. Im Kern wurden Projekte und Ideen zur Umsetzung der Menschenrechte und einer neuen Weltordnung gefüttert. Viele neue Ideen zu Demokratie und Gesellschaften fanden ab dieser Zeit einen willigen und kräftigen Nährboden und vieles geriet in den Denkfabriken in Bewegung. Neue Systeme mussten stärker werden, strategischer. So fanden auch die Kryptowährungen mit diesen Bewegungen neue AnhängerInnen und ebenso neue Ideen. Denn Geld ist Macht. Vor allem für jene, die den Geldfluss steuern. Aber Ideen sind noch mächtiger.
Kryptowährungen sind eine neue Art von Geldwährung, die evolutionstechnisch gewachsen ist. Man könnte sagen, sie sind eine Mischung aus Crowdfunding, Aktienhandel, Anleger-
optionen und Zahlungsverkehr. Vielleicht nehmen wir noch den Kunsthandel hinzu – das passt auch ganz gut. Klingt das verrückt? Vielleicht. Mit Schneeballsystemen hat das auf jeden Fall nichts zu tun. Bei Kryptowährungen sind nur ein paar Dinge anders:
Einerseits kann man keinen Kredit aufnehmen. Das heisst, jeder Batzen (Coin) ist irgendwie mal von irgendjemandem bezahlt worden. Unterdessen ist es zwar üblich, dass man mit einer Kryptowährung eine andere kauft – aber das ist ebenso mit normalen Währungen gleich: Man kauft auch Euros mit Dollars. Da die Kryptowährungen ihre Coins oft in der Anzahl begrenzen, ist der Markt ziemlich übersichtlich und kein Fass ohne Boden. Und es macht eine Währung rar, wie ein Kunstobjekt.
Ich muss Kryptowährungen nicht auf einer Bank lassen, sondern kann diese – genauso sicher! – bei mir zu Hause deponieren. Die Sicherheit, das grosse Schlüsselthema von Geld, ist die eigentliche technische Errungenschaft in der kryptischen Welt: Während normales virtuelles Geld (also alles ausserhalb von Bargeld) nur von staatlich akzeptierten und lizenzierten Institutionen bewegt werden darf, werden viele Kryptowährungen über die sogenannte Blockchain transferiert. Dieses System bedeutet: Eine Überweisung von A nach B wird nicht nur von A und B bestätigt (herkömmlich), sondern gleichzeitig von allen Teilnehmern im besagten Netz. Es gibt also immer Tausende von Zeugen für einen Transfer und die Daten zum Transfer werden ebenso an Tausenden Orten abgelegt. Diese Protokolle werden in Datenblöcken hintereinander (wie eine Kette) in Files notiert – was eben der Begriff «Blockchain» bedeutet. Jede Transaktion hat also auch eine Archivierungsadresse, die jeder sehen kann. Das ist fälschungssicher. Und selbst wenn man in den Medien dauernd über Diebstähle hört, so sind das eigentlich nur «Enkeltrick-Betrüger», die Neulingen, welche die Technologien und Software nicht verstehen, durch billige (oder fiese) Tricks den Opfern das Geld abknöpfen. Die Meldungen, dass ein Hacker etwas stehlen kann, kommt dann einem normalen Banküberfall gleich. Und solche Meldungen gibt’s, seit es Bargeld gibt im Wochentakt, und oft sind auch hier Portale betroffen, die eh etwas zweifelhaft waren. Kleiner Vorteil: Wenn heute jemandem 20 Bitcoins gestohlen werden, die er vor 8 Jahren gekauft hat, dann hat er effektiv und real knapp 5 Franken verloren, wenn überhaupt. Das überlebt man – zudem haben viele Börsen eine Deckung für solche Verluste aufgebaut. Natürlich: Heute hätte das einen ungefähren Gegenwert von 185 000 Franken (Stand 15.2.2018). Aber auch ein Bild von Van Gogh war mal billiger.
Jede Bewegung wird also «gesehen». Deswegen allerdings müssen Kryptowährungen-Transfers auch anonym bewegt werden, denn das wäre etwas zu viel Transparenz; verständlich. Zudem ist das System wie beim normalen Geld: Wer ein Konto besitzt, muss den Gewinn versteuern, der in Geld umgewandelt wird. Darauf wird überall hingewiesen. Im Ablauf ist das also genau gleich wie im normalen Aktienhandel. Bargeld wiederum, welches man im Koffer über die Grenze schmuggeln kann, gibt’s nicht, und wer Kryptowährungen in normales Geld umtauschen will, muss wieder ein Konto haben – bei einer Bank. In bar kriegt man das eigentlich nicht direkt umgewandelt – ausser in Warenwert. Man kann manchmal also direkt Dinge bezahlen.
Das System Blockchain ist denn auch die neue verheissungsvolle Dampfmaschine, die unsere Zukunft verändern wird. Man arbeitet zurzeit daran, auch Dokumente über das Blockchain-Verfahren zu bewegen: offizielle Dokumente, notarielle Beglaubigungen etc … Das wird einiges verändern. Die Blockchain, die Idee und das Verstehen davon, das ist Zukunft. Es wird schon bald nicht mehr möglich sein, ohne diese Denkweise und Technik zu integrieren, Projekte zu planen. Und das bedeutet auch, dass sich grundlegende Gedanken und Wertesysteme unserer Gesellschaften verändern werden. Endlich!
Dies alles ist übrigens weniger verrückt als unsere Finanzsystem von heute: Der Schweizer Franken ist schon längst nicht mehr an Gold gebunden. An der letzten Abstimmung zu diesem Thema, am 30. November 2014, wurde das auch klar (mit 77,3%) abgelehnt. Und so bestimmen die Banken (Nationalbanken) und die Politik über den Wert, das Vermögen und den Geldfluss. Deswegen werden Banken auch mit Steuergeld gerettet: Es ist alles Luft, aber alle glauben daran. Mein virtuelles Postkonto hat noch nie reales Geld gesehen. Mein Visa-Konto ebenso. Wenn ich mit einer Kreditkarte bezahle, so funktioniert das nur, weil die Institute, welche sich virtuelle Geldüberweisungen zuspielen, sich gegenseitig «respektieren». Das ist aber dann auch schon alles. Es gibt keinen Tresor, in dem «mein Geld» gelagert wird, und die Geld-Postkutsche fährt auch längst nicht mehr. Wenn alle gleichzeitig zu einer Bank rennen und ihr Geld abheben wollen, wird es zum grossen Teil fehlen und das Institut ist pleite. Kryptowährungsbörsen zahlen keine Zinsen – für solche Zugewinne ist der Handel zuständig und die Transfergebühren sind normalerweise gering. Bei der Postfinance oder der Bank bezahle ich noch dafür, dass die mein Geld «virtuell» aufführen. Sie tun gar nichts damit – aber ich zahle dafür, dass ich selber mein Konto pflege, Geld ein- und auszahle usw.
Logisch, haben die Finanzinstitutionen kein Interesse daran, den Goldesel kampflos aufzugeben. Man muss sich das wirklich vorstellen: Die Finanzwelt verdient das Geld nur durch nichts und baut sich selber virtuelle Konstrukte, mit denen sie noch mehr Geld verdient. Solange alles daran glaubt! Und das kann ja durchaus mal danebengehen – wie beim grossen Crash im Jahr 2008. Die Servicetools, die man den Kunden «zur Verfügung» stellt, beispielsweise für das Internet-Banking, sind zum Teil hoffnungslos veraltet. Investiert wird in der Finanzbrache vor allem in Systeme, welche ihr selber Geld und damit Gewinn einbringen. Und wir Kunden bezahlen dafür.
Neue Wege: Die meisten Kryptowährungen – ausgenommen Bitcoin, als ältestes Währungsprojekt funktioniert es da anders – sind mit einer Stiftung, mit Softwarelösungen, mit technologischen Projekten verbunden. Da existiert also durchaus ein «Gegenwert» – im Gegensatz zum normalen Geld. Wer sich für Kryptowährungen interessiert und diese kauft, finanziert damit eigentlich ein Projekt. Perfekt daran ist, dass man durch diese Art von neustem Crowdfunding, diese ähnliche Art von Aktien und Mitbesitzertum ohne Besitz, keine wesentliche Verantwortung trägt. Allerdings ist auch klar, dass wir hier keine eindeutige Währung haben, sondern eine Art Handelswert, den man AUCH als Währung brauchen kann. Gerade die Banken wissen das, werden aber nicht hinstehen und rufen: «Hey, wir haben eine neue Goldader gefunden!» Es ist geradezu auffällig, wie sich die Finanzinstitutionen und Staaten winden, den Kryptowährungen die Legalität absprechen wollen, aber alle selber irgendwie mitmischen. Venezuela: Die haben sich sogar erdreistet, selber eine Kryprowährung zu schaffen, um den Staatshaushalt zu retten. Das könnte funktionieren, das sagen viele Experten. Geld ist seit über 100 Jahren nur eine Definition von Wert. Wir haben schon lange keine Goldmünzen mehr, und dass die Werte zerfallen, wissen wir schon längst. Ein «Wert an sich» wird immer mehr zur individuellen Definition, so wie fast alles nur noch vom Individuum, der Ich-AG abhängig definiert wird.
Und jetzt kommt eine weitere Irritation: Viele dieser Krypto-Projekte sind im Bereich Kommunikationstechnologien, Transfertechnologien, welche wiederum die Banken kaufen und verwenden. Also genau jene Branche, die sich vermeintlich gegen diese Währungen stellt. Das macht eine Regulierung so komplex – wobei ja nichts wirklich neu ist, einfach neu zusammengesetzt. Die Frage: Muss man wirklich regulieren? Wer für ein Kunstobjekt Geld bezahlt, wird ja auch nicht reguliert – und Kunst kann auch als eine Art Handelswert gesehen werden und wird als Vermögensanlage akzeptiert. Dass auf die Gewinne Steuern bezahlt werden sollen, darin sind sich ja eigentlich fast alle einig. Kryptowährungen sind aus meiner Sicht kein grosses politisches Thema und keines der Finanzaufsichtsbehörde – ok, zumindest teilweise. Es wird an den Gerichten liegen, zu beurteilen, ob Kryptos oder der Handel und Besitz von Parallelwährungen legal sind. Bis dahin kann man nur mutmassen und Gerüchte in die Welt setzen. Die Börsen, die im Januar im asiatischen Raum geschlossen wurden, wurden wegen Steuerhinterziehung angeklagt, nicht wegen illegalen Kryptowährungen. Das machen die Russen auch immer, wenn ihnen ein Politiker oder eine Firma in die Quere kommt. Doch so lange sind Regulationswünsche auf dünnem Eis, sehr dünnem Eis.
Unter diesen Aspekten wird auch verständlich, warum sich die negativen Schlagzeilen überschlagen: In den letzten Monaten haben die Banken und Nationen verstanden, dass sie diese Entwicklung unterschätzt haben. Die Hektik zeigt, wie unvorbereitet man auf den Erfolg war und ist. Der Bundesrat kam 2014 in einem Bericht zum Schluss, dass solche Währungen nur marginale wirtschaftliche Bedeutung hätten. Ausserdem bewegen sich diese schon heute nicht im rechtsfreien Raum. Im August 2017 meinte Bundesrat Johann Schneider-Ammann bei einem Besuch des «Crypto Valley» in Zug: «Wir wollen nicht, dass gute Ideen nach Kalifornien abwandern. Wir brauchen einen Mentalitätswandel in diesem Land. Wir brauchen mehr Mut», betonte er. Im September allerdings tat der Bundesrat bereits seinen Willen kund, dass virtuelle Währungen wie Bitcoin gesetzlich besser geregelt werden müssen. Zusammen mit der Finma, der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht, will man hier Lösungen finden. Allerdings wird das nur eine Lösung aus der Sicht der bisherigen MachtträgerInnen. Doch Kryptowährungen wurden genau gegen diese Strukturen erdacht. Das könnte also etwas kompliziert werden.
Ebenfalls im Jahr 2014 machte die Bank Vontobel gross Werbung, dass man in Bitcoins investieren solle. An einem Kundenevent im Hotel Bellevue in Bern, ich war in Vertretung einer ihrer Kunden dort, wurden uns die enormen Potenziale vorgestellt und davon geschwärmt. Das eher ältere Publikum blieb unsicher, aber ruhig und still. Es war klar, dass dieses Spekulationsobjekt viel Mut abverlangen würde – denn sicher war Bitcoin noch lange nicht. Die Skepsis war gross und man wusste sehr wenig über die Idee dahinter. Die Bank machte Werbung für Gewinne – nicht mit der Philosophie und Technik dahinter. Ein grosser Fehler. Aber billig waren sie, die Bitcoins. Und auch im Dezember 2018 ging die Bank Vontobel den Kunden im Handel mit Bitcoins zur Hand. Das hat mit Überzeugung zu tun.
Auch Larry Fink, der Chef von Black Rock, einer der grössten Finanzdrehscheiben der Welt (grösser als die Wall Street), bekannte sich im Oktober 2017 noch als grosser Fan von Kryptowährungen – musste allerdings kurz danach offiziell etwas leisertreten, weil die Bankengemeinde motzte. Verständlich: Mit Kryptowährungen kann man Banken aushebeln. Nicht aber Black Rock: Denen gehören fast alle wichtigen Firmen weltweit zu 3 % und sie haben auch das Kapital, sich locker in diesen digitalen Märkten einzukaufen und sehr viel Geld zu verdienen. Es wäre verwunderlich, wenn Black Rock momentan nicht die Märkte testen und mit gross angelegten Kampagnen die Stabilität prüfen würde. Es würde jetzt auch nicht auffallen, wenn so viel Unruhe herrschte. Auch Raymond Bär, ehemaliger Verwaltungsratspräsident der Bank Julius Bär, sitzt im Verwaltungsrat des Schweizer Unternehmens Crypto Finance in Zug. Die Swisscom wiederum forscht seit 2015 an der Technologie und hat im letzten September die Swisscom Blockchain AG gegründet und arbeitet konkret an einem Handelsregister-Projekt. Das klingt erst mal noch nett – doch geht es mit einer solchen Lösung ebenso um Grundbucheinträge, notariell beglaubigte Dokumente, Heimatscheine und überhaupt öffentliche Vertrauenspapiere. Bezüglich Krypto-Börsen hat die Schweiz einer Vorreiterrolle eingenommen: Die Westschweizer Trading-Bank Swissquote war im Juli 2017 die erste europäische Online-Bank, die den Handel mit Bitcoins lancierte.
Das sind nur ein paar Beispiele. Damit will ich zeigen, dass die Kryptowährungen und deren Technologien bereits im Geschäftsalltag integriert sind. Die Blockchain-Technologie kann man nicht mehr verbieten – die ist da. Den Handel mit diesen Währungen kann man kaum noch unterbinden, zu viele bestehende Finanzpraktiken würden in Mitleidenschaft gezogen: Man kennt in der Schweiz Parallelwährungen schon lange: die WIR-Bank oder die Reka-Schecks. Kryptowährungen sind nichts anderes – heute einfach von viel mehr Menschen anerkannt und mit ca. 1300 verschiedenen Währungen weltweit ein riesiges Tummelfeld. Dazu: Börsen, welche Kryptowährungen handeln, stehen schon längst unter einer Kontrolle. Natürlich kann man noch an der Sicherheit arbeiten, vor allem was diese Trickbetrügereien angeht. Aber die Gier nach mehr wird kaum einzudämmen sein, und die technologischen Systeme dahinter sind genial.
Und jetzt? Alles kryptisch oder was? Niemand muss in Kryptowährungen investieren, es gibt dazu keinen Grund. Wer bisher nichts mit Aktienhandel zu tun haben wollte, sollte vielleicht besser auch nicht mitspielen. Es kann sehr stürmisch werden, aber es ist spannend, über diese Blockchain-Technik nach- und weiterzudenken und die Entwicklungen zu verfolgen. Die nächste Generation von Kryptowährungen wird auch schon bald erfunden sein. Und um den grossen Gewinn geht es ja eigentlich nicht. Höchstens um die Menschheit.
Natürlich ist das keine Anleitung für Investitionstätigkeiten, und der Autor distanziert sich auch von jeglicher Aufforderung. Wer aufgrund dieses Artikels in Kryptowährungen investiert, trägt jede Verantwortung selber. Der Autor ist nicht verantwortlich für Gewinne oder Verluste aus solchen Geschäften. Im Gegenteil: Nehmen Sie die Warnung auch zur Kenntnis und passen Sie auf! Wo Geld ist, hat es BetrügerInnen, die Ihnen nichts gönnen werden.