laStaempflis Art and Politics worldwide 2023

In pur­pur­far­be­nen Puschen, Burber­ry im Glanz,
San­fte Berührung, ein Tanz im Herb­stkranz.
Für sechs­hun­dert­ne­un­zig britis­che Pfund, ein Kunst­werk am Fuss
Die Welt, der Mode, eine Dekadenz, ein Genuss.

Im MOMA von New York, das Jahr 1936,
Leg­ende erzählt von ein­er Ohn­macht im Raum,
Kun­st und Kul­tur, ein poli­tis­ch­er Traum.
Meret Oppen­heimers Tasse, ein küh­n­er Mix, Sur­re­al­is­mus – nun auch in der Poli­tik?

Welch Hor­ror, welch Elend – nein!
Sur­re­al­is­mus in der Poli­tik darf nicht sein!
Allein Han­nah Arendt Lec­tures garantieren Geleit
Durch das Jahr 2023 mit Pod­casts, Kun­st durch die Zeit.

Die Codes der Welt, ver­standen im Ver­stand.

Flüstere ich immer lauter: „It is the codes, stu­pid!“
Kun­st und Poli­tik ziehen in den dun­klen Abgrund
laS­taempfli im Text, ein Echo, im Klang
Poet­isch ver­webt, im Algo­rith­mus gefang‘.
Brin­gen Lösun­gen, Klarheit und Ori­en­tierung
Kul­tur, Lit­er­atur, Expo­si­tion, Mei­n­ung und Bil­dung.

Viel Vergnü­gen im etwas anderen Kul­tur­jahr 2023 als laS­taempfli Ver­sion.

Bild: laS­taempfli schre­it­et ins Neue Jahr in der Ausstel­lung von Mari­na Abramovic in Lon­don.

PS: Falls Sie sich an der Wieder­hol­ung des Namens laS­taempfli stören, füh­le ich mit ihnen. laS­taempfli ist im Blog nur deshalb so oft aufge­führt, weil, siehe oben: It is the codes, stu­pid!

 

laStaempflis Januar 2023: Untergang.

Auf Arte gab es im Jan­u­ar die neue Ver­sion zum Unter­gang Roms. Ich sag ja immer: „Geschichte ist nix anderes als Poli­tik in kostümiert­er Form.“ Und, wen erstaunt es: 2023 war das Kli­ma dran. Rom, so vernehmen wir ARTE-Dokunerds, sei wegen Pan­demien und Kli­mawan­del unterge­gan­gen: His­to­ry als Ide­olo­gie, echt jet­zt? Keine Scham, keine Verpflich­tung zu Wahrheitssuche? Obwohl: Im 20. Jahrhun­dert, mit­ten im Kalten Krieg, ging Rom laut dama­li­gen Doku­men­ta­tio­nen wegen man­gel­nder religiös­er und ide­ol­o­gis­ch­er Stärke gegenüber der neuen jüdis­chen Sek­te namens Chris­ten­tum unter. Dies als War­nung für die 1950er Zeitgenossen, dass, wenn sie gegen die UdSSR ide­ol­o­gis­che Schwäche zeigen, sel­ber den Unter­gang her­beiführen. Im 19. Jahrhun­dert ging Rom wegen sein­er völ­li­gen Verkom­men­heit und Dekadenz unter. Die bürg­er­lichen Zeitgenossen kon­nten nicht genug kriegen von den sog. per­versen Wand­malereien von Pom­pe­ji.

Wie ist nun aber Rom WIRKLICH unterge­gan­gen? Ist ja klar. Durch Fake News, den Zer­fall der öffentlichen Ord­nung sowie die Polar­isierung der Gesellschaft und ja: Weil die Frauen Roms dank Chris­ten­tum und dessen angelegter Geschlechter­gle­ich­heit den Män­nern in Rom zeigten, wo Madon­na sitzt. Und das blühende Jahrtausend weib­lich­er Super­ma­cht begann. Geschichte als Poli­tik in kostümiert­er Form – sag ich doch…

Bild: Xenia Haus­ner Tahi­ti Pearls

 

laStaempflis Februar 2023: Codierte Fiktionen.

Sibylle Berg ist hier The­ma. Best­seller­autorin, DDR-Kampf­taucherin, Über­lebende eines lebens­bedrohlichen Crashs, Aus­nah­memen­sch: So bericht­en die Medi­en über die von SRF und Jan Böh­mer­mann gehätschelte Gewalt­fan­tastin. Wer ist sie aber wirk­lich? Am Valentin­stag out­et sie sich: „#hun­dekot. Das ist kein Angriff auf die Presse­frei­heit. Über­ra­gende Kün­stler sind Aus­nah­memen­schen, sie dür­fen nicht alles aber shit hap­pens. #Marco­Goecke ist ein­er der über­ra­gen­den Kün­stler in D – ihn zu ver­lieren wäre ein riesiger Ver­lust – macht ne Ther­a­pie, gebt euch die Hand.“ (Tippfehler, Orthogra­phie des Orig­inaltweets.)

Um was ging es? Ach ja. Richtig! Der Aus­nah­mekün­stler und Über­men­sch Mar­co Goecke strich ein­er ganz nor­malen FAZ-Kri­tik­erin Wiebke Hüster die Scheisse seines von Assis­tentin­nen mitzu­tra­gen­den Hund­chens ins Gesicht. Ja klar, unschön, meint die Kul­turszene, aber mal ganz ehrlich? Muss man doch ver­ste­hen. Wenn eine Kri­tik­erin die arme Kün­stlerseele so ver­let­zt? Da wehrt mann sich halt in Aus­nahme­si­t­u­a­tio­nen gerne mal mit dafür in Tütchen gepack­ten Hun­dekot.

Spätestens im Feb­ru­ar 2023 wussten aufgek­lärte Demokratin­nen: Im Zeital­ter codiert­er Fik­tio­nen wer­den früher oder später auch Gewaltver­brechen ver­harm­lost. Wenn sie denn von Aus­nah­memen­schen kom­men. Macht irgen­dein Nor­ma­lo ‚nen Scheiss – wie das falsche Kom­pli­ment am falschen Ort – dann bitte sofort „Schwanz ab.“

Bild:minamjafari.com/act Ins­ta, Auss­chnitt fotografiert von laS­taempfli zu Frau, Leben, Frei­heit im Iran.

 

laStaempflis März 2023: Denkmal.

März war der Monat der good News. Im Haupt­bahn­hof Zürich gab es das „Denkmal für die unbekan­nten Kün­st­lerin“ von Elis­a­beth Eber­le und Ruth Righet­ti. Im Rah­men der Ausstel­lung „Avancine.“ 100 Werkideen hat eine unab­hängige Jury gesichtet und dreißig zur Grund­fig­ur aus­gestellt. Das „Denkmal“ huldigt große Kün­st­lerin­nen, die von der Geschichte ignori­ert, ver­leumdet, vergessen und ver­drängt wer­den. „Sex­is­tis­che Enteig­nung“ nen­nen dies Isabel Rohn­er & Reg­u­la Stämpfli in „Die Pod­castin.“ Let­zteres ein For­mat seit der Pan­demie 2020: Jede Woche poli­tisch präzise, der Wahrheit und Wirk­lichkeit verpflichtet, ein Unikat unter den deutschsprachi­gen Laber­pod­casts, die von Män­nern ange­führt wer­den. Markus Lanz und Richard David Precht beispiel­sweise plaud­ern über Fem­i­nis­mus oder Anti­semitismus ohne wesentliche Vorken­nt­nisse und kriegen dafür vom öffentlich-rechtlichen Rund­funk eine Mil­lion Euro pro Jahr.

Das „Denkmal“ ist essen­tiell für Frauen. Ein Gegen­stück zum: „Queer­ing of Art“, das seit eini­gen Jahren an Kun­stu­ni­ver­sitäten gelehrt wird. In diesen wird behauptet, dass die wenig bekan­nten Frauen der Welt­geschichte, biol­o­gisch geborene Män­ner gewe­sen seien. Eliz­a­beth I., Jeanne d’Arc oder die Heilige Agatha von Cata­nia –alles Trans­frauen, echt jet­zt? Die reinen und frauen­ver­ach­t­en­den Män­nerthe­o­rien des 19. Jahrhun­derts erleben über den Sprechakt-Aktivis­mus ein Revival. Was tun?: #Let­Wom­en­Speak, glob­al und mächtig, unser aller Frauen­be­we­gung, yes!

Bild: Reg­u­la Stämpfli und Elis­a­beth Eber­le (Kün­st­lerin) vor dem neu im Kun­sthaus Zürich aus­gestell­ten „Denkmal“ von Elis­a­beth Eber­le und Ruth Righet­ti.

 

laStaempflis April 2023: Superyacht. Superreich. Superblöd.

Wer Schulen beset­zt, sich in Museen an Bilder klebt oder Fleis­chfress­er Mörder nen­nt, zele­bri­ert in erster Lin­ie sich sel­ber, hält damit den Ökozid lei­der nicht auf. Kli­ma, Gen­der, Meat sind klas­sis­che Codes der Gegen­wart, mil­lio­nen­fach geteilt, ohne wirk­lichen Fortschritt zu erre­ichen. Der tiefe Graben zwis­chen Sym­bo­l­ak­ten und Wirk­lichkeit ist erschüt­ternd banal und zeigt Gegen­wart: auf der Stelle drehen. X/Twitter, Telegram, Tik­Tok, Snapchat, Insta­gram, Google, Face­book u. a. sind fürchter­liche CO2-Schleud­ern: Der Strombe­darf ein­er x‑beliebigen Plat­tform über­steigt schnell mal den ein­er mit­tel­großen Stadt. Dazu kommt: Die sel­te­nen Erden bedin­gen Gewin­nung, Abbau und Ver­trieb unter unmen­schlich­sten Bedin­gun­gen. Das Gift, das in den Müllde­ponien von Apple, Google, Face­book, Ama­zon, Microsoft etc. in afrikanis­chen Staat­en pro­duziert und entsorgt wird, zer­stört Men­sch und Natur. Davon wird kaum gere­det. Dabei find­et, nur 106 Autostun­den ent­fer­nt, die Hölle statt: Agbog­bloshie (Ghana), wo aus­rang­ierte Tablets, Smart­phones und Com­put­er von Kinder­hän­den sortiert wer­den. «Wel­come to Sodom – dein Smart­phone ist schon da» erzählt davon; gewann aber im Jahr 2018 keine Oscar, keinen Bären, keinen Löwen, dies tat­en andere – soviel zu rel­e­van­ten Preisen und Diskursen. Deshalb habe ich für ensuite im April das Buch „Supery­acht­en“ von Gré­go­ry Salle rezen­siert. Ein Essay für Demokratie mit einem den Zeilen innewohnen­den heili­gen bürg­er­rechtlichen Zorn. Supery­acht­en inkarnieren rohe Macht, Gewalt und Hier­ar­chie: Sie sind nicht der Gipfel des Sys­tems, sie sind das Sys­tem. Sie sind nur da, um Müll zu pro­duzieren: Müll gegen Demokra­tien und rechtsstaatliche Prinzip­i­en, Müll in den Boule­vardme­di­en, Müll in den Män­ner­magazi­nen, Müll gegen die Gle­ich­stel­lung, Müll in den Atollen, Koral­len­rif­f­en und See­gras­bänken. Der Rest der Welt bren­nt wegen der Supery­acht­en, und Jan Böh­mer­mann et. al. ver­nicht­en bekan­nte Fem­i­nistin­nen, als wären diese am Unter­gang der Welt schuld. Der Krieg der Russen gegen die Ukraine bspw. kön­nte pro­pa­gan­dis­tisch schon längst gewon­nen wer­den, würde das rus­sis­che Volk von den Supery­acht­en sein­er Herrsch­er en détail und täglich erfahren. Während die eige­nen Söhne auf den matschi­gen oder eisi­gen Schlacht­feldern der Ukraine hin­gerichtet wer­den, ver­steck­en die Ide­olo­gen zu Hause dank west­lichen Anwäl­ten den Reich­tum des rus­sis­chen Volkes. Rus­s­lands Blut wird für das Weit­erbeste­hen der neuen Zaren ver­gossen, nicht für die eigene Nation. Wer das Kli­ma wirk­lich ret­ten will, greift keine demokratis­chen Insti­tu­tio­nen, son­dern den Kern der den Ökozid pro­duzieren­den Herrsch­er an: Weshalb nicht bei den Supery­acht­en begin­nen? «Wenn der Rest der Welt erfährt, wie es ist, auf ein­er Yacht zu leben, wird man die Guil­lo­tine wieder her­vor­holen.»

Bild von laS­taempfli copy­right 2023, pub­liziert in ensuite: Ceci n’ést pas diver­sité.

 

laStaempflis Mai 2023: “Gain of Function” Verbot NOW.

Ein im Labor fab­riziertes hochge­fährlich­es Virus legt die gesamte Welt lahm und nie­mand spricht darüber. Sieben Mil­lio­nen gemäss WHO (deren Rolle seit Covid 19 äusserst sus­pekt ist), der „Econ­o­mist“ zählt 20 Mil­lio­nen Tote. Dabei brauchen unsere west­lichen Demokra­tien Infor­ma­tio­nen. Denn dass ein Virus im Labor kreiert und über die Welt ver­bre­it­et wird – die Unter­suchun­gen ver­weisen auf die inter­na­tionale Mil­itärkon­ferenz in Wuhan im Okto­ber 2019 – muss his­torisch ver­ar­beit­et wer­den. Denn das Virus kommt nicht per Zufall aus der Volk­sre­pub­lik Chi­na, son­dern weil dort die brandge­fährliche Forschung der „Gain of Func­tion“ weit­er betrieben wird. Die USA haben darauf ein Mem­o­ran­dum geset­zt, aus gesund­heit­spoli­tis­chen Grün­den, weil eben diese Forschung den Bestand der Men­schheit gefährden kann.

Das beste Buch zum The­ma schaffte es nicht nach Europa, nicht in unsere Bil­dungs- und Infor­ma­tion­skanäle. «Viral. The Search for the Ori­gin of Covid-19» von Ali­na Chan und Matt Rid­ley empfehle ich deshalb erneut. Nicht zulet­zt, weil im Buch nachgewiesen wird, wie Face­book, Google und Twit­ter VOR Elon Musk, den Begriff „Lab Leak“ ein­fach von den Such­be­grif­f­en gelöscht haben. Ali­na Chan ist preis­gekrönte Moleku­lar­biolo­gin mit umfan­gre­ichen Pub­lika­tio­nen zu Viren, Genetik und Sequencing/Crispr. In «Viral» zeich­net sie ein­er Gerichtsmedi­ziner­in ähn­lich, die einen kom­plizierten Fall auf ihrem Leichen­tisch hat, die Entwick­lung von Covid-19, die «Gain of Function»-Forschung (GOF) sowie die inter­na­tionalen und chi­ne­sis­chen Ver­schleierungsver­suche nach. In unzäh­li­gen Inter­views, mit riesi­gen Daten­men­gen sowie ein­er exzel­len­ten Time­line doku­men­tiert «Viral» nicht nur die «Lab Leak»-Theorie, son­dern auch die fürchter­lich kor­rupte Geschichte der «Gain of Function»-Forschung. Helft alle mit, ähn­lich der Anti-Atom­be­we­gung von damals, die men­schheits­ge­fährdende Forschung zur „Gain of Func­tion“ an Viren weltweit zu ächt­en.

Bild: Mal­go­rza­ta Chodakows­ka Skulp­tur, fotografiert vom Netz von Reg­u­la Stämpfli.

 

laStaempflis Juni 2023: Resilienz und Resonanz.

Am 4. Juli hielt ich am Swiss Telecom­mu­ni­ca­tion Sum­mit einen Kurzvor­trag zum The­ma: „Resilienz in ein­er hochtech­nol­o­gisierten Demokratie.“ Die The­sen find­en sich auf https://regulastaempfli.eu/?p=10119 Vor­bere­it­et hat­te ich mich in mein­er Artist Res­i­dence in Island – wo ich einen Monat bei der grossen Kün­st­lerin Hul­da Vil­hjáls­dót­tir @huldavil ver­brin­gen durfte. In Island ver­fasste ich dazu auch fol­gen­des Gedicht:

 Vom Daten­loch zur Res­o­nanz

Res­o­nanz zulassen,
unsere Tat­en von Codes abwen­den.
Respek­tieren wir unser Sein,
unsere Würde, unser aller Leben.
Denn nur so kön­nen wir wahren Fortschritt erstreben.

Fra­gen wir die Tiere,
sie tra­gen die Antwort schon längst in sich.
Sie lehren uns Demut und Mit­ge­fühl,
ohne Schnickschnack und Kitsch.

Denn Liebe und Demokratie
erwachen nicht durch Zahlen und Strom,
sie leben im Mit­ge­fühl, der Sprache und dem Traum.
Sie benöti­gen eine gemein­same Welt
ohne codiertes Gewicht,
voller Lebendigkeit des Da-Seins,
ohne böse Schat­ten des dig­i­tal­en Lichts.
Nein, Demokratie erwacht nicht durch Steck­dosen
sie wächst allein durch Res­o­nanz und Pflicht.

 

Bild von Hul­da Viljhials­dot­tir, fotografiert im Res­i­denzzim­mer von laS­taempfli

 

laStaempflis Juli/August: MediaToo.

Die Bombe platzte am 24. August 2023 und seit­dem hört man nichts mehr. Sechs Frauen wer­fen einem der linksten Star­jour­nal­is­ten der „Repub­lik“ sex­uelle Beläs­ti­gung, Ein­schüchterung und Macht­miss­brauch vor. Ich sel­ber wollte mich bei der Unter­suchung gegen den Jour­nal­is­ten, damals als er noch bei der WOZ arbeit­ete, beteili­gen, doch die Män­ner der WOZ – die ehe­ma­lige Chefin des Star­reporters ist ein hohes Tier beim Schweiz­er Presser­at – ver­weigerten mir den Zugang und mein­ten: Es gin­ge nur um Über­griffe sex­ueller Natur und während des Arbeitsver­hält­niss­es, resp. es beträfte nur die Auf­sicht­spflicht der Chefredak­tion.

I mean: Wir reden hier von den Blät­tern, die mit­tels WOKE-Attack­en gegen Frauen, für Men­schen­fleis­chverkauf in der Pros­ti­tu­tion, für die dig­i­tale Het­ze gegen Fem­i­nistin­nen, die sich gegen Sprechak­t­dik­ta­torin­nen wehren, ein­set­zen, die Artikel um Artikel pub­lizieren, um die Frauen­be­we­gung, die Demokratie, den West­en, den gesamten geis­tes­geschichtlichen Kanon auf den Müll­haufen postkolo­nialer Neuherrschaft zu wer­fen. Also aus­gerech­net diese Blät­ter wollen sich strik­te in den unan­genehmen Angele­gen­heit­en nur auf die „Auf­sicht­spflicht“ beschränken?

Medi­a­Too ist in der Schweiz ein Kava­liers­de­likt, wenn über­haupt. Frauen wer­den bedro­ht, eingeschüchtert, ver­lieren den Job, sie wer­den sex­is­tisch durch Nicht-Rezen­sio­nen, Unsicht­barkeit und Sternchen der Sprache beraubt; sie wer­den sog­ar verge­waltigt – aber Kon­se­quen­zen hat dies keine: höch­stens für die Frauen.

Ich gab im Jan­u­ar 2023 ein Pro­jekt zu dieser Frage ein – gefördert wurde ein Kun­st­maler für unterirdisch viel Geld. Pro Hel­ve­tia ist DIE MÄCHTIGSTE Schweiz­er Kul­tur­or­gan­i­sa­tion mit einem Jahres­bud­get – einat­men – von 45,8 Mil­lio­nen Franken – ausat­men. Der Auf­gaben­bere­ich beste­ht in der Erhal­tung und Wahrung der kul­turellen Eige­nart des Lan­des, Kun­stver­mit­tlung, den Kun­st­bi­en­nalen, inter­na­tionalen Buchmessen etc. 1939 wurde die Organ­i­sa­tion für die „Geistige Lan­desvertei­di­gung“ gegrün­det, mit dem Startkap­i­tal aus der Frauen­spende von 1915 von über ein­er Mil­lion Franken. Der Pro Hel­ve­tia stand noch NIE EINE FRAU vor (ein­mal, ad inter­im, also nicht ordentlich: 2016–17). Das Bun­des­geld ist viel zu rel­e­vant, um eine Frau zu bestellen, nicht wahr?  „Akte Son­nenkönig: Die Eska­paden des Pro-Hel­ve­tia-Direk­tors Philippe Bischof.“(NZZ Mag­a­zin vom 16.12.2023) Philippe Bischof hat, laut Artikel, eine frühe Lei­t­erin des Büro Moskau von Pro-Hel­ve­tia zu sein­er Lebenspart­ner­in gemacht, und ihr einen fet­ten Job ver­mit­telt: In der Zen­trale. Dort wurde mit Schweiz­er Steuergeldern ein pro-rus­sis­ch­er Kurs – dies nach dem Ukrainekrieg! – gefahren; eine Putin-Kün­st­lerin sog­ar exk­lu­siv unter­stützt. Nett, nicht wahr? Der Direk­tor sel­ber hat kein abgeschlossenes Studi­um – kein Wun­der hören die Frauen mit drei Dok­tor­titeln immer, sie seien für den Job überqual­i­fiziert, wenn es in der Schweiz reicht, den richti­gen Kumpel in der Bun­desver­wal­tung zu ken­nen, um über 350.000 Franken pro Jahr zu ver­di­enen. Kon­se­quen­zen in diesem Skan­dal? Keine. Der Direk­tor bezieht bis Som­mer 2025 seinen Lohn, was mit dem Posten weit­er passiert, keine Ahnung, denn die Web­seite befind­et sich im Wartungszu­s­tand. Ach ja: Bun­desrat Berset hat seinen inti­men Fre­undin­nen und Fre­un­den, mit Akkla­ma­tion durch den Gesamt­bun­desrat, zwei weit­ere fette Posten in der öffentlichen Ver­wal­tung ver­mit­telt. Skan­dal? #Buerokrati­eToo? Fehlanzeige.

Ach ja, noch ein Zück­erchen zum Som­mer­schluss von 2023: Der Ver­lag Ringi­er tren­nte sich von Chris­t­ian Dor­er wegen ungek­lärten Vor­fällen, Män­ner betr­e­f­fend, und von Wern­er de Schep­per, ungek­lärte Vor­fälle Frauen betr­e­f­fend. Chris­t­ian Dor­er ist neu Kom­mu­nika­tion­schef Migros-Genossen­schafts­bund und Wern­er de Schep­per wird neu Blattmach­er in Biel beim Medi­en­haus Gassmann. Welchen Job wohl der Star­reporter der „Repub­lik“ in Schweiz­er Medi­en kriegt?

Bild: Kaf­ka-Ausstel­lung in der Vil­la Stuck, schlecht fotografiertes Zitat von Kaf­ka durch laS­taempfli.

 

laStaempflis September: Mitläufer.

Siegerjour­nal­is­mus bleibt der Hit, auch im Jahr 2023. Es gab einen Roman, der die Repräsen­ta­tion­slust der Jour­nal­is­ten auf Kosten von Recherche, etwas in Frage stellte, doch nach ein­er ersten Aufre­gung war alles viel zu schnell vor­bei. Nicht ein­mal in den Jahres-Rück­blick des Feuil­letons schaffte es: „Noch wach?“ von Stuck­rad-Barre. Der Roman wurde mit dem The­ma „Me-Too“ bewor­ben, was eigentlich nicht stimmt. Wer wirk­lich einen Me-Too-Roman will, lese Chi­ma­man­da Ngozi Adichie „Amer­i­canah“, Mary Adkins „Das Priv­i­leg“ oder Vanes­sa Springo­ra „Die Ein­willi­gung.“ „She Said“ – der Film zur Akte Har­vey Wein­stein ist auch ein Muss, es ist wirk­lich ein umw­er­fend guter Film zum The­ma und die Mech­a­nis­men des Siegerjour­nal­is­mus – vom deutschen Feuil­leton wirk­lich sträflich ver­nach­läs­sigt. „Noch wach?“ ist DER SCHLÜSSELROMAN des arche­typ­is­chen Mitläufers des 21. Jahrhun­derts. Es ist die sub­til-boshafte Liebesgeschichte zwis­chen mächti­gen Ver­leger und unsicheren Kün­stler – ein Sit­tengemälde der beson­deren Art. Eine per­fek­te Mis­chung von Per­son­al­i­ty-Infor­ma­tion und selb­stre­f­eren­zieller Beobach­tung in Zeit­en der Kul­turkriege und pop­ulis­tis­chen Verkürzun­gen. Der Roman zeigt, was ist: Män­ner fick­en Frauen, Män­ner erhöhen Frauen zu Musen, Män­ner gebrauchen Frauen, Män­ner schwängern Frauen, Män­ner geben vor, Frauen zu lieben, doch die Wirk­lichkeit? Die dreht sich nur um Män­ner unter Män­nern (Brun­ftzeit­en ausgenom­men).

Frauen müssen sich sel­ber lieben: Self­ie im Kunst­werk der grossen Louise Deininger, von laS­taempfli fotografiert.

 

laStaempflis Oktober: Pogrom.

Das Wort stammt aus dem Rus­sis­chen und bedeutet: Ver­wüs­tung, Zer­störung; es ist ein Begriff, ethy­mol­o­gisch ver­wandt mit grimm. Pogrom ste­ht für Het­ze, gewalt­tätige Angriffe gegen Leben und Besitz von Juden und Jüdin­nen. Unter Zar Niko­las I. wur­den „Nüt­zliche“ und „Nut­zlose“ definiert. Die Pogrome an Juden und Jüdin­nen von 1881 bis 1884 fan­den im südlichen Rus­s­land, in Kiew bspw. statt und führten zur Flucht von Hun­dert­tausenden von jüdis­chen Men­schen in die Welt. Bis zur Staaten­grün­dung 1948 wur­den in den unter­schiedlichen Pogromen in der ara­bis­chen und nation­al­sozial­is­tis­chen Welt mehrere Mil­lio­nen Jüdin­nen und Juden ermordet; die Über­leben­den über­all auf dem Globus ver­streut, wo sie in Abstän­den wieder und wieder ver­nichtet und ver­trieben wur­den. Kolo­nial­is­ten kön­nen ihre Kolonien ver­lassen und in ihr kolo­niales Heimat­land zurück­kehren. Juden kön­nen nir­gend­wo hin: Außer eben in ihren Staat Israel, der genau zu diesem Zweck gegrün­det wurde, näm­lich um sie vor den Folter‑, Verge­wal­ti­gungs- und Mor­dorgien durch Nicht-Juden zu ret­ten.

Am 7. Okto­ber ver­nichteten blutrün­stige Mördertrup­pen mit der Unter­stützung „ihres“ Volkes, eine Erfind­ung der anti­semi­tis­chen Briten und juden­has­senden Araber übri­gens, 1200 Men­schen im Livestream. Sie folterten en masse Babys, Frauen und Män­ner und ver­nichteten in ein­er unfass­baren Gewal­torgie, tanzende und feiernde Wok­ie-Men­schen ein­er pro Zweis­taat­en-Lösung, in den frühen Mor­gen­stun­den eines Fes­ti­vals.

Und was geschah? Gemein­sam mit Hamas­brüdern verteil­ten Linke, Intellek­tuelle, Stud­is von Har­vard, MIT, Stand­ford et al Süs­sigkeit­en, offene Briefe, Artikel in der „Die Zeit“, um das zu feiern, was nie hätte passieren dür­fen: Der größte Massen­mord seit dem Holo­caust.

Ich habe seit­dem Fam­i­lien­mit­glieder, Fre­undin­nen und Fre­unde und Geschäftspart­ner ver­loren.

Just bring them home and let the ongo­ing night­mare pass.

Bild: Die leeren Kinder­wa­gen auf dem Wiener Stephansplatz mit Bildern der von den anti­semi­tis­chen Ter­ror-Bar­baren ent­führten israelis­chen Kinder. für die gekid­nappten israelis­chen Kinder, fotografiert von Reg­u­la Stämpfli im Netz, da das eigene Bild nicht brauch­bar war – von Trä­nen ver­schmiert.

 

laStaempflis November/Dezember: Wie es dazu kam.

Die Fes­seln der Men­schheit sind in Codes geschrieben. Ent­standen ist dadurch die neue „Reich­skul­turkam­mer“ im 21. Jahrhun­dert – Sie erin­nern sich: Das war das Min­is­teri­um unter Goebbels von 1935–45. Es organ­isierte die Aus­löschung der Erin­nerung an alles Jüdis­che, Men­schen inklu­sive. Die neue Reich­skul­turkam­mer heißt „BDS – Boycott.Disinvest.Sanctions. Von einem reichen sec­ond gen­er­a­tion Katar-Pales­tin­ian Mann 2009 ins Leben gerufen, von allen namhaften Intellek­tuellen, Kün­st­lerin­nen und Buchau­torin­nen unser­er Zeit im West­en gefördert, unter­stützt und auch nach dem 7. Okto­ber aktiv. Die Leichen waren noch gar nicht alle gefun­den als sie von Wahn geschla­gen schrieen: „Lasst ja keine Islam­o­pho­bie entste­hen.“ Woher denn? Was kam und blieb ist ein grassieren­der Anti­semitismus, der mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. BDS hat ganze Arbeit in Kul­tur, Medi­en und an den Uni­ver­sitäten geleis­tet. Die Vari­ante des „Kauft nicht bei Juden“ – zu Recht vom Deutschen Bun­destag in ein­er über­parteilichen Beschluss 2019 verurteilt – war der Vor­bote. Wie meinte Han­nah Arendt doch ein­mal sin­ngemäß? Zu Hitler fie­len den Deutschen ganz unglaubliche Dinge ein. Well: Zu Hamas und dem Islam­o­faschis­mus fall­en ganz engen Fre­undin­nen und Fre­un­den von mir ganz unglaubliche Dinge ein. The codes und deren Tum­blr-Opfer­wahnsinn ist nicht mehr zu entkom­men.

Von Geburt an ins Datenko­rsett geschürt

Falsch erzählt, ist die Demokratie schnell gekreuzigt.
Ein Schleier der Täuschung,
der mit der Wahrheit irre geht
die Welt simuliert und betrügt.

Was einst frei gedacht,
gelebt in Vielfalt und Macht,
wird geschickt den Codes unter­wor­fen,
in all ihrer dig­i­tal­en Pracht.

Der bar­barische Nexus ver­birgt sich,
äusserst clever,
im codierten Streben nach Mehrheit,
who­ev­er and where ever.

Der Men­sch in der Ferne,
in dig­i­taler Ent­frem­dung und Dis­tanz.
Ein Tas­ten- und Wis­chver­hält­nis im total­itären Fir­lefanz.
POST (demokratisch, fem­i­nis­tisch, mate­ri­al­is­tisch) als Sein,
einze­men­tiert in Algo­rith­men, total­itär ver­loren im Schein.

Ver­lassen­heit als neu berech­nete Wirk­lichkeit.

Bild: It Hurts with a Scis­sor 1974-196 von Kiki Kogel­nik, schlecht fotografiert von laS­taempfli.

 

Artikel online veröffentlicht: 9. Januar 2024 – aktualisiert am 6. März 2024