Von Dr. Regula Staempfli - Seit der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse durch Emmanuel Macron und Angela Merkel kriegt sich der deutsche Feuilleton in Lobeshymnen über den französischen Staatspräsidenten nicht wieder ein. Die Verehrung, die Vergötterung der deutschen Presseleute verspricht nichts Gutes. Dieser Geist zeugt von einem Politikverständnis, das nach wie vor auf Führerfiguren gepolt ist, nicht wirklich auf Demokratie. Dieses durchmischte Volk sucht offensichtlich eine Familie statt Eigenverantwortung. Anders ist das ständige Gelaber vom Heilsbringer Macron und “Mutti Merkel” nicht zu ertragen. “Er ist der Kopf der neuen Studentenbewegung” schrie Cohn-Bendit verzückt ins Publikum. “Er verändert Frankreich und Europa wie kein anderer vor ihm.” Nils Minkmar begann mitzusingen und verneigte sich vor dem alten Europapolitiker (über den ich einige Geschichten aus der Zeit des EU-Parlamentes erzählen könnte und es doch nicht tue). Am liebsten, so Minkmar in der Abend-Talkrunde vor dem Blauen Sofa, hätte er einen jüngeren Cohn-Bendit-Klon, damit die deutsch-französischen Beziehungen weiterhin so glorreich wie in der Vergangenheit weiterbestehen können. Manchmal frage ich mich schon, auf welchem Planeten einige Menschen leben. Die deutsch-französischen Beziehungen waren in den letzten Jahren faktisch inexistent. Es gab ein von Deutschland völlig dominiertes Europa und ein Frankreich auf der Suche nach der verlorenen grossen Politik.
“Traue keinem Feuilletonisten im Kampf für Gerechtigkeit und Demokratie” – ist mein Fazit zu dieser Gesprächsrunde. Welch Verschwendung eines guten Ortes, sich über Europa mal vertiefter zu unterhalten! Sehr schade. Schade.
Hier ein Radio-Tipp für die Makronen-Hymne von Cohn-Bendit. Sie ist aus dem Mai, doch im Oktober war noch mehr Lobhudelei zu verdauen… http://www.deutschlandfunkkultur.de/daniel-cohn-bendit-zur-frankreich-wahl-macron-ist-schon.990.de.html?dram:article_id=385464