Von Luca D‘Alessandro — «…I’m an Eliane in New York…» – In der US-Metropole ist es im Mai erschienen, bei uns seit zwei Monaten verfügbar: «Now and from Now on», das Debüt-
album der Jazzsängerin und Gitarristin Eliane Amherd.
Das Wallis ist nicht nur für seine Berge und die malerischen Feriendörfer bekannt. Es beherbergt auch Talente. Sina ist uns vertraut. Auch der Moderator Sven Epiney hat den Sprung nach ganz oben geschafft. Im Vergleich dazu ist Eliane Amherd der breiten Masse noch unbekannt, was sich vielleicht schon bald ändern wird, denn: Die Sängerin, Gitarristin und Songwriterin hat geschafft, wovon viele nur träumen. Sie hat die Top Ten verschiedenster Radiosender in den USA gestürmt, und nicht nur von der Fachpresse hervorragende Noten bekommen; auch die New Yorker Musikszene ist begeistert von ihr. «Eliane rocks», liess sich etwa der Gitarrist Marc Ribot zitieren.
Doch stellen wir uns zunächst die Frage: Wie kommt eine Rhonetalerin dazu, die New Yorker Szene derart aufzumischen? «Aufmischen? Na ja», lacht Eliane, «nach Abschluss der Jazzschule in New York entschloss ich mich, die Zelte noch nicht abzubauen. Es folgte eine arbeitsintensive Zeit mit zahlreichen Konzerten, an denen ich sowohl die Rolle als Frontfrau als auch als Sidewoman übernahm. Das ist der Vorteil an New York: Du kannst jeden Abend irgendwo auf der Bühne stehen. Am Ende hatte ich genug Routine, mein eigenes Projekt zu pushen.»
Eliane Amherd denkt stilübergreifend, lässt sich nicht kategorisieren, und probiert gerne neue Genres aus. Ihr Debütalbum «Now and from Now on» ist ein lockerer Mix all ihrer Einflüsse, die von brasilianischen Beats über Pop bis hin zum Soul reichen. Zu ihren Vorbildern zählen Prince, Björk und der «Godfather of Soul» James Brown, was aber nicht heisst, dass sie deren Musik imitiert. Eliane Amherd schreibt ihre eigenen Texte, komponiert und arrangiert die Titel und organisiert die Aufnahmen.
Die Vereinigten Staaten sind Elianes Wahlheimat geworden. Da lebt sie, tüftelt an neuen Projekten, die sie dann in der Schweiz auf ihren Besuchen zweimal jährlich präsentiert. «Oft ergibt es sich aber auch, dass ich mit Leuten aus der Schweiz spontan etwas mache. Diesen Sommer zum Beispiel war ich am Festival «Klanglandschaften» in Blatten zu Gast, wo ich mit dem Organisator ein spontanes Konzert geben durfte. Er spielte Akkordeon, ich Gitarre. Es sind wertvolle Begegnungen, die es mir ermöglichen, den Kontakt zur hiesigen Jazzszene aufrecht zu erhalten.»
Für ihre CD-Releasetour, die im September auch einen Stop in der ONO Bar in Bern beinhaltete, hat Eliane Amherd ihre New Yorker Band in die Schweiz einfliegen lassen. Das sei ihr wichtig, sagt sie, «schliesslich gibt es nichts Besseres als das Debütalbum gleich mit jenen Musikern zu präsentieren, die auch bei den Aufnahmen dabei waren.» Es sind dies unter anderen der Drummer Willard Dyson, der in der Vergangenheit mit Cassandra Wilson auf der Bühne gestanden hat, oder der Bassist Gustavo Amarante aus Brasilien, der mit John Scofield eine CD aufgenommen und mit Romero Lubambo des öfteren zusammen gespielt hat. Begleitet wurde Eliane Amherd auf ihrer Tournee von Carmen Bayard an den Back Up-Vocals – einem Walliser Nachwuchstalent, welches nationale Auftritte mit Stephanie Heinzmann zu ihrem Curriculum zählen kann.
Eliane Amherd
Now and from Now on (ELI)
Eliane Amherd (g, voc), Bill Ware (vibes), Gustavo Amarante (b), Willard Dyson (dr), Ze Mauricio ℗
Info: www.elianeperforms.com
Foto: zVg.
ensuite, November 2011