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Schmetterlinge in Zürich

Von Luca D’A­lessan­dro — Sie ist bis über bei­de Ohren ver­liebt und will heirat­en. Doch vorher geht sie noch ein­mal auf Tournee. Am 1. Novem­ber ste­ht Bebel Gilber­to auf der Bühne des Zürcher X‑Tra Club. Im Gepäck führt sie ihr brand­neues Album «All In One».

Sie ist die Tochter des leg­endären brasil­ian­is­chen Gitar­ris­ten, Sängers und Kom­pon­is­ten João Gilber­to, der neben Antônio Car­los Jobim als Urvater des Bossa Nova gilt. Gitar­ren­spiel­er Chico Buar­que ist ihr Onkel, Sän­gerin Heloísa Buar­que de Holan­da, alias Miúcha, ihre Mut­ter. Wer in einem solchen Zuhause aufwächst, bleibt von der Musik nicht unbe­hel­ligt. Bebel Gilber­to trägt das Erbe ihrer Vor­fahren in sich, sie lebt und kostet es in all seinen Facetten, so auch in ihrer Disko­grafie, die inzwis­chen eine stat­tliche Liste füllt.

Die Hochzeits­glock­en klin­gen Seit Ende Sep­tem­ber ist Bebel mit «All In One» um ein Album reich­er. Im Ver­gle­ich zu den Vorgängern kommt sie im neuen Werk selb­st­be­wusster daher, ohne sich von ihrem eige­nen Stil zu ent­frem­den. Die Texte han­deln – wie von Bebel nicht anders zu erwarten – von Liebe und Lei­den­schaft, von Musse und Sonne. Sie sind liebevoll gesun­gen und akku­rat arrang­iert, die Melo­di­en sphärisch-elek­tro­n­isch unter­legt. Es ist offen­sichtlich, dass es ihr gut geht. «Ich werde heirat­en», lässt sich die in New York geborene Brasil­ianer­in auf ihrer Home­page zitieren. Ihr Ehe­mann in spe ist der Tonin­ge­nieur und lei­t­ende Pro­duzent des aktuellen Albums. «Ich glaube, dass es einen beim Musik­machen beflügelt, wenn man ver­liebt ist, vor allem dann, wenn die geliebte Per­son während der Auf­nah­men daneben ste­ht.»

Von Car­lin­hos Brown bis Bob Mar­ley In «All In One» besin­nt sie sich auf ihre Wurzeln, es dominieren die sinnlichen Rhyth­men ihres Vater­lands Brasilien, die Songs, die von Car­lin­hos Brown, Didi Gut­man (Brazil­ian Girls), Mario Calda­to Jr. (Beast­ie Boys), Mark Ron­son, Daniel Jobim, John King (Dust Broth­ers) und Tom Bren­neck pro­duziert wur­den. Sie nimmt Klas­sik­er auf wie «Bim Bom», ein Lied aus der Fed­er ihres Vaters. Ihren Trib­ut zollt sie der in den Fün­fzigern ver­stor­be­nen Sän­gerin und Schaus­pielerin Car­men Miran­da: Der Hit «Chi­ca Chi­ca Boom Chic» kommt in ein­er gewitzten Neuin­ter­pre­ta­tion daher. Ein weit­er­er Cov­er-Lecker­bis­sen ist der Bob-Mar­ley-Klas­sik­er «The Sun Is Shin­ing».

Inter­es­sante Begeg­nun­gen Bebel Gilber­tos Leben ist geprägt von Erfahrun­gen und Begeg­nun­gen: In ihrer New York­er Woh­nung befind­et sich ein eigenes Stu­dio, das sie rege nutzt, um mit David Byrne, Arto Lind­say und der Thiev­ery Cor­po­ra­tion zusam­men­zuar­beit­en. Sie schätzt die Arbeit in den eige­nen vier Wän­den, «die Auf­nah­men wirken sofort per­sön­lich­er», sagt sie.

Einziges Konz­ert in der Schweiz Am 1. Novem­ber wird Bebel Gilber­to anlässlich ihres einzi­gen Schweiz­er Konz­erts im X‑Tra Club in Zürich einen Blick in ihre Welt gewähren. Im Vorder­grund ste­ht das aktuelle Album. Zweifel­sohne wird sie auch jene Werke per­for­men, die sie zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Eine Sän­gerin, die sich wieder­holt gegen das Klis­chee behaupten musste, eine Kopie ihres Vaters zu sein. Ein unberechtigter Vor­wurf: Zwar besin­nt sich Bebel Gilber­to auf die Tra­di­tion ihrer Heimat, doch lässt sie auch mod­erne Ein­flüsse zu. Sie set­zt den Bossa Nova in ein neues Licht. Und die Erfol­gszahlen geben ihr Recht: Die seit 2000 erschiene­nen Alben verkauften sich mil­lio­nen­fach. Mit ihren Songs lan­dete sie in den Bill­boards World Music Charts in den Top 5. «All In One» wird dazu beitra­gen, dass diese Erfol­gs­geschichte weit­erge­ht.


Disko­grafie
2000: Tan­to Tem­po
2001: Tan­to Tem­po Remix­es
2004: Bebel Gilber­to
2007: Momen­to
2009: All In One
2014: Tudo

Info: www.bebelgilberto.com

Bild: Die ver­liebte Bebel Gilber­to / Foto: Philippe Kliot
ensuite, Novem­ber 2009

Artikel online veröffentlicht: 20. September 2018