Von Konrad Pauli — Ein Schriftsteller, vielleicht gar Dichter — wobei’s Leute gab, die einen Unterschied zwischen beiden trotz aller fragwürdiger Anstrengung nicht auszumachen vermochten — ein Dichter also hatte, um es äusserst vorsichtig auszudrücken — keinen Erfolg. Exakter gesagt: Auf seine Veröffentlichung gab’s nicht das leiseste Echo. Freilich hatte er ein Buch geschrieben mit einer Hauptfigur, die er zwar kühn seinen Helden nannte, die oder der indessen zum Scheitern verurteilt war. Verurteilt? Wer masste sich denn an zu solchem Urteil? Also: Der Held hatte in gewisser Weise Erfolg, aber nicht nach den Massstäben und Forderungen (oder Erwartungen) der interessierten oder gleichgültigen Öffentlichkeit — und wie sollte ein solcher, inneren Gesetzmässigkeiten gehorchender Erfolg zwangsläufig auch im Äusseren der Öffentlichkeit Erfolg haben? Erfolg im Sinne des Widerhalls.
Der also in doppelter Hinsicht alleingelassene Dichter ging in sich und fand da rein gar nichts, das er anders hätte anpacken sollen — oder können. So kannte er auch die Erfahrung, dass niemand und keiner und keine sein Anliegen förderte, was, wenn dies gewesen wäre, er mittlerweile gar als Überheblichkeit seinerseits gewertet hätte. So eignete er sich allmählich die Fähigkeit an, die Echolosigkeit als das ihm Zustehende und Gemässe anzunehmen — und wenn jetzt überraschende Umstände eine Änderung, gar Kehrtwendung bewirkt und eingeleitet hätten, hätte er den Boden unter den Füssen verloren. Immerhin verzichtete er auf das Schreiben einer Erzählung, die den Leuten gefallen, sie gar erschüttert hätte — und er lebte fortan von der traurigen Genugtuung, einigen Lesern eine kleine Kostbarkeit vorenthalten zu haben.
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ensuite, April 2011