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Staatliche Presseförderung durch die Hintertüre

Von Lukas Vogel­sang - Der Bun­desrat arbeit­et an der Idee eines umfassenden Medi­enge­set­zes. Als klein­er Kul­tur-Zeitschriften­ver­lag ist man darin schlicht unsicht­bar – wir kämpfen für jeden Rap­pen, um über­haupt am Leben bleiben zu kön­nen. Fast alle unsere Anfra­gen wer­den unter dem Deck­man­tel «staatliche Presse­förderung ist nicht erlaubt» zurück­gewiesen – das ist so auch ganz gut im Gesetz ver­ankert. Eine Diskus­sion über das The­ma scheint aber unmöglich zu sein – nie­mand will die Anliegen ernst nehmen. Nur wenn poli­tis­che Inter­essen und Mächte mit­spie­len, geht alles ganz ein­fach: Die Stadt Bern bezahlt seit 2005 jährlich 140 000 Franken einem Vere­in für eine Kul­tur­a­gen­da, in Zürich wollte man mit einem exor­bi­tan­ten Beitrag von 975 000 Franken ein Online-Pilot­pro­jekt starten, was zum Glück abgestellt wurde – ein Teil ist aber trotz­dem in ein­er von der Stadt mit­fi­nanzierten Online-Daten­ban­klö­sung real­isiert wor­den. In Aarau wurde das Kul­tur­magazin zum drit­ten Mal mith­il­fe der Stadt start­fi­nanziert, Biel finanzierte sich bis zum Exo­dus eine Kul­turbeilage. Selb­stver­ständlich gibt es noch eine SRF und eine Swiss­In­fo, die über andere Bud­gets vom Bund (vom BAKOM und EDA) Geld für eigentlich die gle­ichen Dien­ste erhal­ten, die sie auch wieder einkaufen von Dien­sten, die bere­its sub­ven­tion­iert sind. So gibt es ganz viele Kul­tur­pub­lika­tio­nen, die neben der Post-Presse­förderung vom BAKOM oder dem Gebühren­split­ting trotz­dem in den Genuss von inhaltlichen Unter­stützungs­beiträ­gen kom­men. Pri­vate Ini­tia­tiv­en gehören nicht dazu. Sobald Alt-Poli­tik­erIn­nen in den Vorstän­den oder Ver­wal­tungsräten sitzen oder sich Kul­tur­amt­strägerIn­nen oder Stadt­präsi­den­ten poli­tis­che Man­i­fes­ta­tio­nen bauen wollen, fliesst jährlich Geld.

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Auch das Bun­de­samt für Kul­tur (BAK) fördert zum Beispiel vier Schweiz­er Filmzeitschriften durch Leis­tungsvere­in­barun­gen. Das BAK verteilt 355 000 Franken jährlich an Filmzeitschriften per Auss­chrei­bung und dieses Sub­ven­tion­spro­gramm ist dann jew­eils für vier Jahre gültig. Momen­tan wer­den zwei Zeitschriften mit kleinen Unter­stützungs­beiträ­gen (20 000 bis 25 000 Franken) unter­stützt. Das eine ist das «CINEMA»-Jahrbuch aus Zürich und das andere «Décadrages Ciné­ma» aus Lau­sanne, welch­es ich noch nie gese­hen habe. Ein weit­eres ist das «Film­bul­letin» aus Win­terthur, das mit sat­ten 180 000 Franken sub­ven­tion­iert wird. Inter­es­sant ist das deswe­gen, weil die Auflage des acht Mal im Jahr erscheinen­den Heftes pro Aus­gabe nur 3000 Exem­plare aufweist. Als Stiftungsrat­spräsi­dent ist Jean-Pierre Hoby, der ehe­ma­lige Kul­tursekretär aus Zürich, gelis­tet. Auch das «Cinébul­letin» aus Genf erhält 130 000 Franken für die ger­ade mal 8 x 32 Seit­en (Auflage 2500 pro Aus­gabe) pro Jahr. Bei­de Hefte sind Branchen­magazine für die Film­branche, die zum Teil auch den Vere­in bilden. Es sind keine Pub­likums­magazine für die Bevölkerung. Der Schweiz­er Film wird hier­durch nicht berühmt – obwohl die «Her­stel­lung von Öffentlichkeit» ein wichtiges Kri­teri­um in der BAK-Auss­chrei­bung wäre.

Auch ensuite hat­te sich vor Jahren mit einem extra dafür gebaut­en Konzept ein­er monatlichen Film­beilage für den Schweiz­er Film bewor­ben und wurde als «nicht rel­e­vant» abgewiesen. Diese Filmzeitschriften­förderung ist nicht neu und all­ge­mein bekan­nt. Die Beiträge und Infos kön­nen auf der Web­site vom BAK nachge­le­sen wer­den. Das Prozedere dieser Presse­förderung ist poli­tisch abge­seg­net und gut­ge­heis­sen.
Die Medi­en­branche lei­det unter Inser­ateschwund, und viele Pub­lika­tio­nen sind in den let­zten Jahren bere­its ver­schwun­den oder wir hören von Spar­mass­nah­men – wie zurzeit bei der Tame­dia. Die Kul­turredak­tio­nen der Tage­spresse wur­den regel­recht vaku­umiert ver­glichen mit vor 20 Jahren, als sich jede Zeitung noch eine kul­turelle Beilage leis­tete. Im Jahr 1939 grün­de­ten ein paar Intellek­tuelle zur «geisti­gen Lan­desvertei­di­gung» einen Vere­in, den Schweiz­erischen Feuil­leton Dienst (SFD). Dieser schick­te sich an, den Tagesme­di­en wie eine Depeschenagen­tur pfan­nen­fer­tige Kul­turgeschicht­en anzu­bi­eten. Je nach Zusam­menset­zung des Vor­stands artete dies allerd­ings auch in biol­o­gis­che und wis­senschaftliche Beiträge aus – aber das ist auch schon über 20, 30 Jahre her. Seit 1993 arbeit­et der Vere­in mit der SDA, der Schweiz­erischen Depeschenagen­tur zusam­men. Dieser wiederum gehört den Tagesme­di­en, ist eine pri­vatwirtschaftliche Presse­or­gan­i­sa­tion. Zufäl­lig tele­fonierte ich dem Vere­in SFD und lan­dete zu meinem Erstaunen bei der SDA. Die Büroad­resse vom SFD, so stellte ich fest, ist tat­säch­lich die SDA-Adresse in Zürich. Eine weit­ere kurze Abklärung ergab, dass das Bun­de­samt für Kul­tur dem Schweiz­erischen Feuil­leton Dienst pro Jahr zwis­chen 164 000 und 206 000 Franken (davon sind 20 000 bis 26 000 Franken für Bücher­pro­jek­te) bezahlt. Doch wo wird das beim BAK aus­gewiesen? Was tut der SFD? Wo wer­den die Artikel pub­liziert? Gibt es eine Auss­chrei­bung dazu? Ich fing an zu suchen:

Auf der Zürcher Stadt-Web­site heisst es:
Schweiz­er Feuil­leton-Dienst SFD: eine beson­dere Kul­tur­a­gen­tur
Der Schweiz­er Feuil­leton-Dienst SFD ist eine Kul­tur­a­gen­tur mit Sitz in Zürich. Über die Kanäle der Schweiz­erischen Depeschenagen­tur (SDA) beliefert er Print- und Onlineme­di­en, Radio und Fernse­hen mit Tex­ten über das kul­turelle Geschehen in der Schweiz.
Schw­ergewichtig schreibt der Schweiz­er Feuil­leton-Dienst über kul­turelle Ereignisse im Kan­ton Zürich: über Pre­mieren in Zürcher oder Win­terthur­er The­atern, über Kun­stausstel­lun­gen, lit­er­arische Neuer­schei­n­un­gen, Konz­erte, Oper­nauf­führun­gen und vieles mehr. Neben den tage­sak­tuellen Tex­ten find­en seine Som­merse­rien über die viel­sprachige Schweiz bei den Medi­en grosse Beach­tung. Die 14 Porträts mehrsprachiger Autorin­nen und Autoren, die der SFD im Som­mer 2010 pub­liziert hat, sind beim Zürcher Lim­mat Ver­lag als Buch erschienen. Unter dem Titel «Mut­ter, wo über­nachtet die Sprache?» kom­men darin auch fünf im Kan­ton Zürich lebende Schrift­stel­lerin­nen und Schrift­steller zu Wort: Daniela Jan­jic, Wen-huei Chu, Simon Froehling, Yusuf Yesilöz – und Melin­da Nadj Abon­ji. Deren Porträt hat der SFD veröf­fentlicht, bevor die Autorin den Deutschen und Schweiz­er Buch­preis 2010 erhal­ten hat. Eigen­ständi­ge Qual­itäts­beurteilung und Unab­hängigkeit in der Auswahl sind Marken­ze­ichen des SFD.

Mehr: www.feuilletondienst.ch
Finanziert mit Betrieb­s­beitrag des Kan­tons Zürich

Die nur gedruckt erhältlichen Geschäfts­berichte vom SFD der let­zten drei Jahre gaben gute Ein­sicht­en. So über­weist der Vere­in pro Jahr beispiel­sweise 175 000 Franken als «Ver­trieb­s­geld» direkt an die SDA. Es ist das Geld, welch­es der Vere­in vom BAK erhält. Je länger ich rum­suchte, umso deut­lich­er wurde: Der Schweiz­erische Feuil­leton­di­enst ist nur ein «Käs­se­liv­ere­in», der seine Dien­ste der SDA übergeben hat und durch den sich die SDA die eigene Kul­turredak­tion mit­fi­nanziert und die kostenpflichti­gen SDA-Dien­stleis­tun­gen bewirbt. Der SFD-Mitar­beit­er ist angestellt bei der SDA und koor­diniert die SFD-Aufträge, um den soge­nan­nten Leis­tungsauf­trag dem BAK gegenüber zu erfüllen. Allerd­ings kon­nte ich keine Wiederver­w­er­tung dieser Artikel in den Tagesme­di­en find­en. Alle Stich­proben waren Enten. Auch die auf der Web­site vom SFD angegebene Anzahl Artikel pro Jahr, zwis­chen 350 und 450, kon­nte ich nicht bestäti­gen, wohl aber habe ich mehrere vom SFD umgeschriebene Kul­tur-Pressemit­teilun­gen gefun­den. Und die Hon­o­rare, welch­er der Vere­in für AutorIn­nen ausweist, wür­den pro Artikel im Schnitt 50 Franken aus­machen. Da stim­men offen­sichtlich einige Angaben und Annah­men nicht mehr.

Eine Über­prü­fung der aktuellen Kul­tur­botschaft vom BAK ergab keine Hin­weise auf diese jährliche Press­esub­ven­tion, die ja ein­er­seits ein klar­er Mark­te­in­griff und eine inhaltliche Förderung der Tagesme­di­en darstellt. Wir erin­nern uns: Die Kul­turberichter­stat­tung definierte man 1939 noch als «geistige Lan­desvertei­di­gung». Hat sich in dieser Hin­sicht bis heute was verän­dert? Und wo wäre die Recht­fer­ti­gung dazu? Ich würde heute die Notwendigkeit des Feuil­letons eher als «geistige Innen­vertei­di­gung» titeln.

Zwar recht­fer­tigt der SFD die Zahlun­gen an die SDA als «Ver­trieb­s­geld» – doch der Betrag ist bei dem dig­i­tal­en und daten­bankges­teuerten Mit­glieder­sys­tem ELIAS der SDA etwas gar viel. Als ich bei der SDA nach­fragte, ob ich mal die Artikel ein­se­hen kön­nte, wollte man mir nur ein SDA-Abo verkaufen. In Gesprächen mit dem Chefredak­tor der SDA und eini­gen ehe­ma­li­gen Mitar­bei­t­erIn­nen wurde klar: Hier hat schon lange nie­mand mehr eine Frage gestellt. Während SDA-Chefredak­tor Bernard Mais­sen von einem unab­hängi­gen Vere­in, der nichts mit der SDA zu tun habe, spricht, bestäti­gen ehe­ma­lige Mitar­bei­t­erIn­nen, dass dies ein und das­selbe sei und die wenig­sten SFD-Artikel je in einem Tagesmedi­um pub­liziert wür­den. Das wird auch im SFD-Jahres­bericht 2016 bestätigt. Mais­sen erk­lärt mir wiederum, dass, weil die Kul­turredak­tio­nen bei den Tagesme­di­en wegges­part wür­den, das Kul­tur­ange­bot der SDA jet­zt viel inten­siv­er genutzt werde. Ich inter­pretiere das umgekehrt: WEIL das Ange­bot der SDA vorhan­den ist, kön­nen die Tagesme­di­en auf die Kul­turredak­torIn­nen verzicht­en, ohne qual­i­ta­tive Ein­bussen einge­hen zu müssen. Der Schuss geht für mich in die falsche Rich­tung, und mit feuil­leton­is­tis­ch­er Vielfalt hat das ja nichts zu tun. Mais­sen schrieb: «Ich ver­ste­he Ihren Ärg­er über eine gewisse Prax­is des BAK. Allerd­ings üben Sie mein­er Mei­n­ung nach etwas am falschen Objekt. Let­ztlich geht es doch darum, dass in den Medi­en (auch online, Radio, TV) über­haupt noch über Kul­tur berichtet wird.» Ein solche Argu­men­ta­tion bedeutet Kapit­u­la­tion und ist etwas gar blind. Immer­hin zäh­le ich über 10 Kul­tur­magazine in der Schweiz, die ohne SDA auskom­men. Im Post­skrip­tum stand dann noch: «Ich würde mich freuen, wenn wir den Aus­tausch mal im direk­ten Gespräch fort­set­zen kön­nten. Vielle­icht ergibt sich da auch eine Möglichkeit der Zusam­me­nar­beit, die allen dient. Oder son­st zumin­d­est eine inter­es­sante Diskus­sion über Kul­tur­jour­nal­is­mus.» Ein inter­es­san­ter Ver­such, mich auf die andere Seite zu brin­gen und meine Fra­gen zu block­ieren. Kein Wun­der: Diese Diskus­sion kön­nte die SDA 175 000 Franken kosten.

Einen guten Witz gab es noch im Jahres­bericht vom SFD zu lesen. Das ste­ht: «Seit seinem Beste­hen ist es ja auch ein wichtiges Bestreben des SFD, zu Ver­ständi­gung zwis­chen den Sprachre­gio­nen der Schweiz beizu­tra­gen.» Vielle­icht müsste man dem SFD wieder mal sagen, dass dies der einzige Grund ist, warum er vom BAK finanziert wird.

Und jet­zt muss ich es schreiben: Unsere Kul­turzeitschrift pub­liziert pro Jahr mehr als 550 eigene Texte zu Kul­tur und Kun­st, die alle im Print und online nation­al veröf­fentlicht wer­den. Und wir sind damit nicht die Einzi­gen. Klein­ver­lage erhal­ten keinen Rap­pen aus den öffentlichen Fördertöpfen, brin­gen aber zum Teil die «gle­ichen» Geschicht­en und erre­ichen wesentlich mehr LeserIn­nen mit der Arbeit. Zudem müssen wir eigene Büros, Pro­duk­tio­nen, die gesamte Ver­trieb­slo­gis­tik, Wer­bung und Abobe­wirtschaf­tung sel­ber finanzieren. Vielle­icht habe ich irgen­det­was nicht richtig ver­standen, aber für mich ist das alles nicht logisch.

Die Anfrage beim BAK, Kul­tur & Gesellschaft, ergab wenig Erhel­len­des. Das Amt ist nur die Exeku­tive der Geset­ze, welche die Poli­tik abge­seg­net hat, welche das BAK zuvor mit ver­schiede­nen Parteien und Lob­by­is­ten für die Vernehm­las­sung für die Poli­tik vor­bere­it­et hat. Die Recht­fer­ti­gung bezüglich dieser Feuil­leton-Presse­förderung liegt «total trans­par­ent» in ein­er «Verord­nung über die Lan­dessprachen und die Ver­ständi­gung zwis­chen den Sprachge­mein­schaften», SpV, (vom 4. Juni 2010 (Stand 1. Okto­ber 2014). Da sucht ja auch jed­er danach. Unter Art 13 ist nachzule­sen:

Unter­stützung von Nachricht­e­na­gen­turen
1 Finanzhil­fen kön­nen Nachricht­e­na­gen­turen von gesamtschweiz­erisch­er Bedeu­tung gewährt wer­den, die:
a. sich einen ver­ständi­gungspoli­tis­chen Auf­trag aufer­legt haben und ihn wahrnehmen;
und
b. über sprachen‑, kul­tur- und ver­ständi­gungspoli­tis­che The­men aus allen vier Sprachre­gio­nen bericht­en.
2 Von gesamtschweiz­erisch­er Bedeu­tung ist eine Nachricht­e­na­gen­tur, wenn sie regelmäs­sig Infor­ma­tio­nen in min­destens drei Lan­dessprachen veröf­fentlicht.

Unter dem Bun­des­ge­setz über die Lan­dessprachen und die Ver­ständi­gung zwis­chen den Sprachge­mein­schaften (Sprachenge­setz, SpG) wiederum ste­ht gemeis­selt:

Art. 18 Unter­stützung von Organ­i­sa­tio­nen
Der Bund kann Finanzhil­fen gewähren an:
a. Nachricht­e­na­gen­turen von gesamtschweiz­erisch­er Bedeu­tung, die über die vier Sprachre­gio­nen des Lan­des bericht­en;
b. nicht gewin­nori­en­tierte Organ­i­sa­tio­nen und Insti­tu­tio­nen von gesamtschweiz­erisch­er Bedeu­tung, die durch ihre Tätigkeit in min­destens ein­er Sprachre­gion die Ver­ständi­gung fördern oder Grund­la­ge­nar­beit für die Förderung der Mehrsprachigkeit leis­ten und die Ergeb­nisse ver­mit­teln;
c. Gemein­we­sen, die Pro­jek­te zugun­sten der Ver­ständi­gung zwis­chen den Sprachge­mein­schaften unter­stützen.

Die SDA ist nicht namentlich erwäh­nt, was den Schluss zulässt, dass jed­er Vere­in, der möchte, eine solche Nachricht­e­na­gen­tur sein kön­nte – was mir vom BAK auch bestätigt wurde. Die Tagesme­di­en bilden zum Beispiel keine Mehrheit im Bere­ich der Kul­tur-
infor­ma­tio­nen, da kön­nte man sich noch ganz radikal posi­tion­ieren – und da es nicht um poli­tis­che Nachricht­en, son­dern um sprach­liche, kul­turelle «Grund­la­ge­nar­beit» geht, wäre dies prob­lem­los zu kon­tern. Zumal ja in Bezug der Kul­turleis­tun­gen der SDA noch viel Spiel­raum nach oben beste­ht, sprich deren Ver­trieb der kul­turellen Nachricht­en nicht an die eigentliche Branche geht: den Kul­tur­magazi­nen. Dies kön­nte sog­ar eine inter­es­sante geset­zliche Möglichkeit für Pro Hel­ve­tia wer­den, wo der neue Direk­tor Philippe Bischof bere­its angekündigt hat, im Bere­ich der Kul­tur­magazine wirken zu wollen.

Das Prob­lem ist auch, dass der Vere­in SFD und die SDA rein the­o­retisch nicht die gle­ichen Insti­tu­tio­nen sind. Würde das BAK ein­fach die SDA bezahlen, wäre die Form gemäss diesem Regle­ment so weit kor­rekt. Jet­zt aber bezahlt man einen Vere­in, der eine andere Insti­tu­tion damit beauf­tragt, die Dien­ste zu übernehmen. Die Tren­nung der Dien­ste scheint mir nicht trans­par­ent aufgeteilt. Selb­st im Jahres­bericht vom SFD ver­weist man auf die Leis­tun­gen der SDA bezüglich der Mehrsprachigkeit – sel­ber mache man eher nur Über­set­zun­gen. Auf die Frage nach einem Con­trol­ling über die Umset­zungsqual­ität des SFD antwortet das BAK, dies sei nicht seine Auf­gabe, dafür sei die Poli­tik zuständig. Na, dann prüft mal!

Der Vor­stand vom SFD beherbergt Alt-Poli­tik­erIn­nen und AutorIn­nen, der Lei­t­ende Auss­chuss hat einen Alters­durch­schnitt von 72 Jahren. Unge­fähr so sieht auch der Webauftritt aus. Wie soll irgend­je­mand fest­stellen kön­nen, ob diese Form von «geistiger Lan­desvertei­di­gung» tat­säch­lich noch zeit­gemäss nüt­zlich ist und nicht nur als Verkaufs­förderungsin­stru­ment der pri­vat­en SDA und damit als indi­rek­te Presse­förderung für die Tagesme­di­en gilt? In der Kul­tur­botschaft wird diese Form von Press­esub­ven­tion mit kein­er Silbe erwäh­nt. Wer keine Ken­nt­nisse über diesen Vere­in hat, wird auch keine Angaben find­en. Wer sucht schon nach Medi­en­förderung in der Sprach­abteilung? Und was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss. Nun wis­sen wir das aber, liebe LeserIn­nen.

Meine Frage ist: Wie viele Medi­en-Pro­jek­te wer­den denn noch in der Schweiz über solche Hin­tertüren finanziert, trotz der eigentlichen Nicht­fi­nanzier­barkeit von Medi­en in der Schweiz? Hat hier noch jemand den Überblick? Ist das fair? Ist das der Boden der Kul­turberichter­stat­tung, wie wir uns das wün­schen? Bauen wir auf diesem Nährbo­den ein neues Medi­enge­setz? Vielle­icht soll­ten wir unsere Poli­tik­erIn­nen mal darauf ansprechen. Immer­hin geht es hier um die «geistige Lan­desvertei­di­gung».

 

Bun­de­samt für Kul­tur

Unter­stützung von Nachricht­e­na­gen­turen (Art. 13 SpV)
Schweiz­erisch­er Feuil­leton­di­enst  — 206 808 CHF
(Wir weisen darauf hin, dass der SFD im Jahr 2016 vom BAK «nur» eine Sub­ven­tion von 169 750 ausweist und 37 058, ausser­halb der Jahres­rech­nung, als Spezial­beitrag 2016 deklar­i­ert)

Unter­stützung von Organ­i­sa­tio­nen (Art. 14 SpV)
Asso­ci­a­tion pour la pro­mo­tion de l’enseignement plurilingue en Suisse APEPS — 8000 CHF
Aux Arts etc.  ‑19 400 CHF
Coscien­za svizzera — 58 200 CHF
Fon­dazione lingue e cul­ture  ‑33 950 CHF
Forum für Zweis­prachigkeit / Forum du bilin­guisme Biel/ Bienne — 155 800 CHF
Forum Hel­veticum — 92 150 CHF
Ser­vice de presse suisse — 126 100 CHF

(Quelle BAK 2016)

 

Artikel online veröffentlicht: 5. September 2017