Von Morgane A. Ghilardi – Utopien, Träume und Fakten zum Mars: Die Suche nach Leben auf dem Mars steht im Mittelpunkt von Richard Dindos Dokumentarfilm «The Marsdreamers». Damit ist jedoch nicht nur die Suche nach Lebensformen gemeint, sondern auch die Suche nach Möglichkeiten, menschliches Leben auf dem roten Planeten zu erlauben.
Der Mars, der eine riesige, zerklüftete Wüste ist, stellt das Zukunftsbild der Erde dar. Wenn das Klima auf der Erde sich weiter zum Schlechteren verändert, wird es mehr Wüsten geben, und die Wetterverhältnisse weltweit werden für Menschen immer unerträglicher werden. Der Mars als Reflektion der Erde soll uns zur Besinnung bringen.
Es werden Astrophysiker, Astrobiologen, SciFi-Autoren, Geologen, Astronauten und viele mehr interviewt, für die eine Reise zum Mars die Erfüllung aller Träume wäre. Eines haben die meisten gemeinsam: Sie würden ihr Leben geben, um den sandigen Planeten betreten zu können. Natürlich wäre es schwer, ihr Leben auf der Erde aufzugeben, aber sogar wenn sie wüssten, dass es kein Retourticket gäbe, würden sie das ebenso wunderbare wie potenziell lebengefährliche Abenteuer antreten. Es fragt sich, wieso. Um in die Geschichte einzugehen, sagt einer. Um das Überleben der Menschheit zu sichern, meinen andere. Ihre Leidenschaft und Opferbereitschaft ist so oder so beeindruckend.
Während einige die Kolonialisierung des Mars als Neustart für die Menschheit sehen, denken andere jedoch, dass wir zuerst den Umgang und Respekt für unseren Planeten lernen müssen. Viele der Befragten gehören der Mars Society an, deren Zweck es ist, weltweit subventionierten Marsforschungsprojekten Unterstützung zu bieten und auch selbst Forschung zu betreiben. Sie will ein öffentliches Bewusstsein für die Marsforschung erschaffen.
Die eher emotionalen und utopischen Aussagen einiger Träumer kontrastieren mit den Beiträgen von Wissenschaftlern, die nicht nur träumen, sondern konkret an Projekten arbeiten, die das Leben auf dem Mars ermöglichen sollen. Ein Weltraumarchitekt demonstriert, wie man Lebensräume auf einem fremden Planeten entwirft. Ein Physiker zeigt, wie Menschen eine Kolonie auf dem Mars aufbauen könnten. Ein Astroingenieur erklärt, wie eine Landung auf dem Mars aussehen könnte.
Es fallen auch Begriffe wie Terraforming, was heisst, dass man den Boden und die Atmos-phäre eines Planeten so verändert, dass neue Ökosysteme erschaffen werden können. Zum Beispiel haben sich Wissenschaftler gedacht, dass sie den Treibhauseffekt nutzen könnten, um die Atmosphäre des Mars aufzuwärmen, um somit Planzen- und Tierleben zu ermöglichen. Es ist ein Konzept, welches man schon aus der Welt des Science-Fiction kennt. Vieles in diesem Film wirkt wie aus einem SciFi-Film; die Vorstellung, dass die Menschheit irgendwann die Erde verlässt und auf einem anderen Planeten oder in einem anderen Sonnensystem nach Lebensraum sucht, bekommt aber plötzlich Hand und Fuss. Es sind noch viele Hürden, die überwunden werden müssen, aber die Wissenschaft kann offensichtlich aus den Träumen konkrete Fakten machen.
Teilweise wirken diese Marsbesessenen etwas exzentrisch, zum Beispiel, wenn sie im Raumanzug durch die Wüste in Arizona laufen und Steine sammeln. Doch das zeigt eigentlich nur, wie ernst sie es meinen. Jeder Tag ist Vorbereitung und Training. Jeder Tag bietet die Gelegenheit, weiterzuträumen und zu hoffen.
Dindo präsentiert mit den «Mardreamers» ein bewundernswertes Mass an Hingebung und Hoffnung. Der Regisseur hat sich schon oft mit Träumen und Utopien auseinandergesetzt. In diesem Film geht es nicht nur um einen Neustart auf einem anderen Planeten; es geht auch um dem Wunsch, dass die Menschen lernen, besser mit dem Planeten umzugehen, den sie bewohnen. Aufnahmen und computergenerierte Bilder des roten Planeten, die mit futuristisch schöner Musik unterstrichen sind, nehmen den Zuschauer mit auf die Reise. Der Film lässt einen mit dem Gedanken zurück, dass der eine oder andere unserer Enkel oder Urenkel vielleicht tatsächlich einen Sonnenaufgang auf einem anderen Planeten erleben wird. Man ist sich bewusst, dass noch sehr viel Zeit und Geld in das Projekt Mars gesteckt werden muss, aber dank der Bemühungen und den Träumen der Marsdreamers, könnte aus Science-Fiction bald Realität werden. Die Schritte weniger Menschen in der roten Wüste werden ein weiterer grosser Schritt für die Menschheit sein.
Foto: zVg.
ensuite, März 2009