Von Sonja Wenger — «Applaus! Applaus! Applaus!» Sie sind zurück! Die flauschigen, bunten Puppen, die man einfach lieben muss, erobern einmal mehr die Bühne und unser Herz. Kermit, der Frosch, Stilikone und Glamourdiva Miss Piggy, der liebenswerte Fozzie Bär, das erfolglos aggressionstherapierte Tier oder Draufgänger Gonzo sind so fit wie nie zuvor, und die 36 Jahre, die sie seit dem ersten Vorhang 1976 auf dem Buckel haben, merkt man keinem von ihnen an. Vielleicht weil es Puppen sind, schon klar. Aber vor allem weil sie ihr Publikum noch immer mühelos unterhalten und zum Lachen bringen können.
Und Sie werden lachen in «The Muppets», das ist garantiert. Sie werden glücklich im Kino sitzen. Sie werden danach mit einem breiten Grinsen hinausgehen. Und wenn Sie über vierzig Jahre alt sind, werden Sie einen Ausflug in die Vergangenheit machen, der sich wohlig warm anfühlt. Dies obwohl sich die Macher, Regisseur James Bobin und Drehbuchautor sowie menschlicher männlicher Hauptdarsteller Jason Segel etwas ganz Neues haben einfallen lassen.
Segel spielt Gary, dessen Bruder Walter eine Puppe ist. Sie leben in Smalltown, einem kleinen Städtchen irgendwo in den USA, wo die Häuser bunt sind, die Menschen freundlich, und stets alle auf der Strasse tanzen. Seit Walter als Kind das erste Mal die «Muppet Show» gesehen hat, ist er der grösste Fan von Kermit und Co, denn tief in seinem Innern weiss er, dass er eigentlich zu ihnen gehört. Umso grösser ist seine Freude als – der inzwischen erwachsene – Gary und seine Langzeitfreundin Mary (Amy Adams) ihn auf einen Ausflug nach Los Angeles mitnehmen. Dort befindet sich das legendäre Muppet Studio. Mit dem Glamour ist es dort schon lange vorbei, doch Walter spürt noch immer eine Magie. Umso schockierter ist er, als er ein Gespräch belauscht, in dem der böse Millionär Tex Richman (Chris Cooper) seine Pläne offenlegt: Richman will das Studio abreissen und darunter nach Öl bohren. Dies kann nur verhindert werden, wenn die Muppets zehn Millionen US-Dollar aufbringen und das Gebäude zurückkaufen.
Von diesem Moment an hat Walter eine Mission. Zusammen mit Gary und Mary überzeugt er Kermit davon, dass die Muppets noch einmal eine Show auf die Beine stellen müssen um das Geld aufzutreiben. Nachdem das alte Team zusammengetrommelt, das Studio ausgefegt und ein berühmter Gast – mit etwas ungewöhnlichen Methoden – gefunden ist, geht es auf Sendung. Trotz handfester Störversuche von Widersacher Richman und seinen Helfershelfern, den bösen Moppets, schaffen es die Muppets, eine sensationelle Show voller Knaller, Überraschungen und guter Laune zu bieten. Dabei wirkt keiner der uralten Witze angestaubt. Keine der Tanz- und Gesangseinlagen kommt peinlich daher. Und der Respekt der Macher vor den heute oft in Vergessenheit geratenen Werten wie Freundschaft, Zusammenhalt oder Familiensinn lässt einen einen sogar über das streckenweise naiv anmutende Weltbild der Hauptfiguren hinwegsehen.
«The Muppets» ist der erste Kinofilm mit den Puppen seit über zwölf Jahren. Doch sie sind so liebenswert bescheuert und durchgeknallt wie eh und je und haben nichts von ihrem Charme verloren. Im Gegenteil: Ein Film mit den Muppets, die nichts weiter wollen als die Welt zum Lachen bringen ist genau das Richtige für unsere immer zynischer werdende Welt. Auch wenn der garstige Tex Richmann versucht, alle – inklusive die Muppets – vom Gegenteil zu überzeugen. Wie das neueste Abenteuer der Muppets ausgeht, soll hier nicht verraten werden. Nur so viel: Es ist wie immer «fabelhaft, sensationell, blödelhaft, muppetionell!»
«The Muppets». USA 2011. Regie: James Bobin. Länge: 103 Minuten. Ab 2. Februar in Deutschschweizer Kinos.
Foto: Disney Enterprises Inc.
ensuite, Februar 2012