Von Noemi Pinto — Luca Aletti, bekannt unter dem Künstlernamen Grido, ist Mitglied der erfolgreichen italienischen Hip Hop und Rap Band Gemelli Diversi. Anfang Mai hat er sein Soloalbum «Io Grido» publiziert. Ist das etwa der Beginn einer Solokarriere? «Nein», sagt er gegenüber ensuite-kulturmagazin bei seinem Besuch in Zürich. Der Zusammenhalt in der «Familie» sei nach wie vor ungebrochen.
ensuite-kulturmagazin hat Grido in seiner Rolle als Bandmitglied der Gemelli Diversi interviewt.
Grido, du und deine Gruppe tretet oft in der Schweiz auf. Wie werdet ihr diesseits der Alpen empfangen?
Hier fühlen wir uns immer wie zu Hause und es ist immer ein Vergnügen in diesem Land aufzutreten. In der Schweiz werden die Künstler vom Publikum sowie auch von den Backstage-Leuten respektiert und unterstützt. Leider geht das in Italien ein wenig unter.
Sind die Fans hier also warmherziger?
Es kommt auf das Konzert und auf die Verbundenheit zum jeweiligen Publikum an, aber generell konnten wir immer gute Erfahrungen mit nach Hause nehmen. Häufig sind wir auch nass geworden, da es hier oft regnet (lacht).
Seit 2009 herrscht Funkstille und eure Fans warten sehnsüchtig auf ein neues Album. Was beschert ihr uns für die Zukunft?
Wir haben beschlossen, unser bestes Album zu kreieren! Aus diesem Grund sind wir untergetaucht. Eingeschlossen in einem Studio hat unsere Band so viel Musik produziert, dass auch parallele Projekte entstanden sind. Unter Anderem mein Solo-Album, welches kürzlich erschienen ist.
Willst du also dein Glück als Solist versuchen?
Ja, ich bin neugierig zu sehen, wie dieses Experiment beim Publikum ankommt. Jedoch möchte ich klarstellen, dass ich diesen Weg nicht begehe, weil sich die Gemelli Diversi etwa auflösen wollen oder unsere Freundschaft nicht mehr besteht, im Gegenteil! Wir arbeiten gerade an einem neuen Album und amüsieren uns sehr dabei. Es ist so viel gute Musik dabei entstanden. Das hat uns überrascht.
Können die Fans also sicher sein, dass die Gemelli Diversi weiterhin zusammenhalten?
Auf jeden Fall! Die ganze Promotion unserer Musik wurde THG, einem Gruppenmitglied anvertraut. Er ist auch der Musikproduzent der Gemelli Diversi. Ich habe mich vor allem mit der Schaffung der Texte und der Konzeption des Albums beschäftigt. Es wird alles von der Familie geführt.
Wie gehen die Menschen in Italien mit der Hip Hop-Kultur seit dem Debüt um?
Meiner Meinung nach gibt es in jeder Musikszene Höhen und Tiefen. Der kritische Moment dieser Kultur scheint vorüber zu sein und sich erholt zu haben. Einige Bands ernten einen gewissen Erfolg durch die Medien und die Plattenfirmen. In Italien ist aber der nötige Respekt gegenüber der Hip Hop-Musik noch nicht wirklich vorhanden.
Ein Mitglied von Articolo 31 ist dein Bruder J Ax. Welche Rolle spielte diese Band in der musikalischen Entwicklung der Gemelli Diversi?
Er und sein Musikgenosse waren zu Beginn sicherlich die, die uns zu verstehen gaben, dass wir uns mit einem grossen Publikum konfrontieren und hart arbeiten müssen, um etwas zu erreichen. Articolo 31 und der Produzent Franco Godi waren bereits bei unserem ersten Album dabei und entsprechend auch die, die als erste an uns geglaubt haben.
Oftmals covert ihr die Lieder anderer Sänger. Wie wählt ihr diese aus und in welcher Beziehung steht ihr zu diesen Künstlern?
Die Gefühle leiten uns durch den Alltag. Das Lied der Pooh haben wir zum Beispiel gewählt, weil THG’s Schwester ein grosser Fan dieser Band ist. Dies blieb in seinem Gedächtnis und wurde schliesslich zu einem unserer gecoverten Songs. Alle Emotionen, die wir durchleben, bringen wir in die Musik ein.
In all diesen Jahren seid ihr zusammen Erwachsen geworden. Wie habt ihr euch menschlich und musikalisch verändert?
Wir haben unsere Musik qualitativ und voller Herzblut weitergebracht. Von der menschlichen Seite her sind wir reifer, vernünftiger und schlauer geworden, behalten aber weiterhin den jugendlichen Willen und Kampfgeist, Musik zu produzieren.
An welches Lied fühlt ihr euch am stärksten gebunden?
Jedes Lied widerspiegelt Gefühle und Erinnerungen. Zweifellos haben aber «Mary» und «Un attimo ancora» unsere Karriere geprägt. Das Lied «Vivi per miracolo» erinnert mich an den Auftritt in San Remo und hat deshalb einen festen Platz in meinem Herzen.
Was hat euch dazu bewegt, bei San Remo mitzumachen?
Für uns war es der richtige Moment. Mehrere Male wurde uns angeboten, bei diesem Festival teilzunehmen, doch wollten wir den geeigneten Zeitpunkt abwarten, um alles so gut wie möglich über die Bühne zu bringen.
Grido, vielen Dank für das Gespräch.
A tutti gli amici e lettori un grande abbraccio da Grido. Ciao belli.
Foto: zVg.
ensuite, August 2011