Von Lukas Vogelsang - Es waren einmal ein Amerikaner in Tokio, eine Deutsche in Mumbai und eine Südkoreanerin in München gelandet und wollten ihren Führerschein für das jeweilige Ausland wiederholen. Das klingt soweit einfach. Doch Autofahren hat viel mit der Landeskultur zu tun, mit Emotionen und mit Grenzerfahrungen, welche grundsätzlich unterschätzt werden. Wer selber den Führerausweis für ein fremdes Land zu machen in Betracht zieht, sollte unbedingt diesen Film gesehen haben. Alle anderen werden sich bestens unterhalten…
Man könnte ja meinen, dass Autofahren eine logische Angelegenheit ist. Doch, wer schon einmal in Mexiko City auf einer 3‑spurigen Hauptstrasse mit 130 km/h 4‑spurig gefahren ist weiss, dass der Charakter eines Landes und dessen Leuten kaum besser als auf der Strasse erforscht werden kann. Der Film «You drive me crazy» ist eine «Cultural Comedy» – bitterernst und absurd komisch –, ohne aber jemanden respektlos darzustellen. Der Film lebt durch die absurden Momente, in welchen Kulturen aufeinanderprallen und Tango tanzen. Und irgendwie schwingt auch eine unglaubliche Fahrlässigkeit mit, die uns beängstigend an die Verantwortung auf den Strassen erinnert. Es sterben weltweit sehr viele Menschen im Verkehr, und man hat durchaus Verständnis mit dem pragmatischen deutschen Fahrlehrer, der zu seiner südkoreanischen Fahrschülerin meint: «In deinem Land hast du Autofahren nicht gelernt. Du kannst es nicht. Und bei euch da unten kannst du es genau so wenig.»
Dass der Film wie ein Spielfilm gedreht werden konnte, obwohl es eigentlich ein Dokumentarfilm ist, hat damit zu tun, dass das Filmteam zuvor sehr intensive Recherchen betrieben und viel Zeit mit den ProtagonistInnen verbracht hat. Man versuchte anschliessend beim Drehen, dem Zufall immer einen Schritt voraus zu sein. Die Reaktionen, so versichert die Regisseurin Andrea Thiele (*1976), seien immer authentisch. Apropos: Der Film «You drive me crazy» ist ihr Debütfilm.
Ein Film von Andrea Thiele und Lia Jaspers, Deutschland 2012, 84 Minuten. Der Film startet am 16.1.2014 in den Schweizer Kinos.
Foto: zVg.
ensuite, Januar 2014