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Zwischen Welten

Von Lukas Vogel­sang - BRAFA 2014 in Brüs­sel: Die jährlich wiederkehrende BRAFA (Brüs­sel Antiques and Fine Art Fair) lud auch dieses Jahr wieder eine Schaar Jour­nal­istIn­nen aus aller Welt zur Vorbesich­ti­gung. Das hat bere­its Rit­u­alcharak­ter, und man trifft sich im Jan­u­ar (25.1.–2.2.) in den schö­nen alten Indus­triehallen von Tour & Taxis in Brüs­sel. Rund 130 Aussteller sind da anzutr­e­f­fen, vor allem aus Bel­gien (52) und Frankre­ich (50), Hol­land, Deutsch­land, sog­ar sieben Aussteller aus der Schweiz fan­den sich dies­mal ein. In diesem Jahr brach die Messe mit 55’000 BesucherIn­nen ihren Reko­rd.

Die BRAFA stellt hohe Anforderun­gen an ihre Aussteller. Bere­its die Ein­gang­shalle wurde in diesem Jahr sehr aufwändig gestal­tet (Bild), und ent­führt die BesucherIn­nen in die Ausstel­lungs-Kunst­welt. Die Tep­piche, welche den BesucherIn­nen den Weg weisen, wur­den von Kun­sthochschülern in einem Wet­tbe­werb gestal­tet. Allerd­ings, ger­ade bei den mod­er­nen und zeit­genös­sis­chen Kun­sthändlern beschle­icht einem oft das Gefühl, dass die finanziellen Ansprüche der Kun­st über­ge­ord­net wer­den. Nicht alles was glänzt ist hier Gold, auch wenn es teil­weise umw­er­fend insze­niert wird und einen die Preise schwindlig machen. Die Messe glänzt noch immer durch die tra­di­tionelle Alt­meis­terkun­st, die es hier zu ent­deck­en gibt. Hier find­en sich Schätze, welche den Nörgeleien keinen Platz mehr lassen und ein­fach tief beein­druck­en.

Die BRAFA vere­int ein Pot­pour­ri der Welt­geschichte und ‑kul­turen. Zwis­chen Zeit­en, Epochen und Kon­ti­nen­ten bewe­gen sich die BesucherIn­nen in erlesen­er Vielfalt von Objek­ten, die unter­schiedlich­er nicht sein kön­nten. Sich­er, viele Stücke sind nicht für jeden Haushalt gedacht – den meis­ten wird das Klein­geld dafür fehlen. Doch man spürt, dass die eige­nen Gren­zen des Stils und Geschmacks dehn­bar wer­den, und man ent­deckt neue Vor­lieben. Wer es ein­mal erlebt und gese­hen hat, ver­ste­ht diese Fasz­i­na­tion – und die Auflö­sung der Zeit in Kun­st.

Beson­ders über­raschend, neben den Bronzes­tat­uen, Malereien, Tep­pichen, den Objek­ten aus der Antike und den alten Büch­ern, den Mura­no­glasar­beit­en, den Eth­no-Samm­lun­gen oder den Objek­ten des 18. und 19. Jahrhun­derts, sind für mich oft die extrav­a­gan­ten Möbel fast jed­er Epoche. In diesem Jahr hat der Haupt­spon­sor, die «Delen Pri­vate Bank», an ihrem Stand stil­volle Büro- oder Wohnz­im­mere­in­rich­tun­gen aufge­baut – nach der Messe geht jed­er Euromil­lio­nen-Lot­toscheine aus­füllen. Solche Möbel find­et man bei uns in der Schweiz sehr sel­ten, geschweige denn die Häuser dazu. Sehr ange­tan hat es mir auch das Alu­mini­um-Post­ter­mi­nal­signet aus New York, ca. 1910, für 280’000 Franken. Man ken­nt es aus alten SW-Fil­men.

Um eine Vorstel­lung zu erhal­ten, was an dieser Kun­stmesse jew­eils zu sehen ist, lohnt sich der Blick auf die Web­seite www.brafa.be.

Die Seite ist intel­li­gent gemacht, man kann in den let­zten Ausstel­lungskat­a­lo­gen blät­tern und suchen. Das ist bei einem 620-seit­i­gen Messekat­a­log nüt­zlich. Einige Ausstel­lerIn­nen haben den Mess­e­s­tand virtuell bege­hbar gemacht. Das gibt der Sache noch etwas Stim­mung. Es ist sen­sa­tionell, was die Mes­sev­er­anstal­terIn­nen hier alles ermöglichen. Die BRAFA hat sich vom Geheimtipp zu respek­tabler Grösse entwick­elt.
Infos: www.brafa.be

Foto: zVg.
ensuite, März 2014

Artikel online veröffentlicht: 20. Mai 2019