Menschen mit Migrations- und Menstruationshintergrund im Büchermarkt

Im deutschsprachi­gen Raum dür­fen Frauen, wollen sie vom Schreiben auch leben und forschen kön­nen, nur Sach­büch­er zu Frauen­the­men schreiben. Romane und Gedichte ok, aber vorzugsweise in Form von jung und hüb­sch oder “Tochter von berühmten Vater. ”

Grosse Sach­buchthe­men wie Demokratie, Ver­mes­sung, Algo­rith­men, karte­sian­is­che Wende, Pic­tur­al Turn, Medi­en­mech­a­nis­men, Krieg (Titel mein­er Sach­büch­er nur als Bsp) sind Men­schen ohne Men­stru­a­tion­sh­in­ter­grund oder — im besten Fall — Men­schen mit Men­stru­a­tion­sh­in­ter­grund und ganz berühmten Ver­wandten erlaubt (Grosstöchtern von Nazi­grössen beispiel­sweise).

Sach­büch­er, die die Welt in Debat­ten ver­wick­eln, sind im deutschsprachi­gen Raum auss­chliesslich Men­schen ohne Hin­ter­grund (Kriegsgeneration,alt-68er, fit­ter New­com­er, berühmter Schaus­piel­er etc.) vor­be­hal­ten.

GB, USA, ab und an Frankre­ich, sind die einzi­gen Bücherorte, die dem deutschsprachi­gen Diskurs ab und an span­nende Denk­ende mit Hin­ter­grün­den ermöglichen.

Sie wollen es ein­fach­er hören?

Frauen wer­den im deutschsprachi­gen SACHBÜCHERMARKT ständig dazu gezwun­gen, ihr Geschlecht zu beschreiben, analysieren, propagieren, wegzuhungern etc. Poli­tik, Philoso­phie, Tech­nik, Medi­en und Finanzen sind auss­chliesslich weis­sen Män­nern vor­be­hal­ten.

Auch Men­schen mit Migra­tionsh­in­ter­grund müssen im deutschsprachi­gen Sach­bücher­markt fast auss­chliesslich über Migra­tion, Reli­gion, Herkun­ft­slän­der, Psy­cholo­gie etc. schreiben. Nur in den USA, GB, Aus­tralien etc. ist es Men­schen mit Migra­tionsh­in­ter­grund ansatzweise möglich, über alles zu schreiben.

Was bedeutet dies? Denken ist — ganz stark im deutschsprachi­gen Kon­text — an ein Geschlecht, an “Haut­far­ben”, an Biolo­gie gebun­den. Nie­mand will dies disku­tieren. Deshalb hier ein Gratis-Tipp: Wer im deutschsprachi­gen Raum über die grossen Men­schheits­fra­gen schreiben will, muss dies auch im 21. Jahrhun­dert unter dem Pseu­do­nym eines weis­sen Mannes tun.

Tut er (mit Migra­tionsh­in­ter­grund), sie (mit Men­stru­a­tion­sh­in­ter­grund), *(mit allen möglichen Hin­ter­grund) das nicht, dann wer­den die Schreiben­den, Disku­tieren­den, Leben­den unter der Sparte “Iden­tität” abge­hakt und von denen, die sich eigentlich mit diesen Büch­ern beschäfti­gen müssten, völ­lig ignori­ert. bildschirmfoto-2016-10-21-um-09-57-52

PS: Ich bin kein Clin­ton­fan, aber die Antwort auf den weis­sen, alten Mann, der alles verkör­pert, was 2016 völ­lig aus dem Ufer läuft, lass ich dies gel­ten (Link beim Click auf Foto): Typ­isch ist, dass dies alle als Clin­ton-Boost sehen und inter­pretieren, dabei geht es um alle Frauen

Artikel online veröffentlicht: 21. Oktober 2016 – aktualisiert am 14. April 2017