Von Lukas Vogelsang - Kalt, grau, deprimierend: November. Ich muss gestehen, dass ich mich jedes Jahr darauf freue. Die Melancholie ist für mich die Begründung der Ästhetik. Das Novembergrau lässt jegliche Bewegung als Farbtupfer in die Welt scheinen. Diese Zerbrechlichkeit birgt für mich das Geheimnis des Lebens — ach, wie pathetisch. Doch der Berner Kulturnovember wird so jedes Mal zum Höhepunkt des Jahres.
Etwas weniger poetisch sieht es um ensuite — kulturmagazin aus. Obschon viele LeserInnen die Notwendigkeit mit einem Abo bekennen und uns von vielen Seiten Mut gemacht wird, ist die finanzielle Situation ein heulender Witz. Und spätestens hier werde ich doch vom Novembernebel eingelullt und es stimmt mich traurig, dass Bern sehr wenig gemeinsam zustande bringt. Im Kulturwesen herrscht nur ein Gegeneinander, ein unprofessionelles Gemauschel, welches mich gepeinigt wegsehen lässt. Und immer wieder stellt sich da die Frage: Gibt es ein Leben nach dem Tod? (Das war definitiv ein Aufruf an alle, ein Abonnement zu bestellen!)
Ich möchte hier einen kleinen Aufruf starten, uns mit Werbung zu helfen, weiterzuvermitteln, Werbeadressen zu liefern, Banken zu überfallen und uns aus der nun finanziellen Überforderung zu helfen. Wir haben das Heft wieder überarbeitet, verbessert und können einfach immer noch nicht zaubern. Die Zeit rennt uns monatlich davon — nicht aber das Engagement. Unser Defizit ist unsäglich klein, aber wenn man keinen Lohn erhält, schmerzt nach einiger Zeit jeder zusätzlich investierte Franken…
Bern braucht weiterhin ein Kulturmagazin. Wenn es uns ensuitlerInnen nicht mehr geben sollte, so wird es sehr still werden. Ein Dauernovembergrau sozusagen…
ensuite, November 2003