Von Lukas Vogelsang – Da ist momentan immer die Rede davon, dass die Stadt Bern mehr Geld in die Kultur investieren soll. Dem ist ja nicht wirklich etwas entgegenzusetzen. Doch es fragt sich, ob das eingesetzte Geld auch sinnvoll verwendet wird. Da reicht es mir persönlich nicht, ohne Analyse einfach nach mehr zu rufen — ich finde das gewagt.
Zum Beispiel: Dass sich die Stadt Bern trotz des ensuite — kulturmagazins noch selber eine Kulturagenda im Papierformat leistet, haben wir unterdessen mehrheitlich mit Kopfschütteln geschluckt. Noch etwas unverdaut ist das Ticketsystem, welches die Espace Medien AG eigentlich übernehmen wollte, jedoch von der Stadt in einem eigenen, überteuerten BernBillett endete. Doch dass die Abteilung Kulturelles jetzt auch noch eine eigene Kulturdatenbank bauen will und für die Evaluation ein Projektbüro mit 19‘740 Franken honoriert, geht für mich nicht mehr auf. Vor allem deswegen nicht, weil der Verein Kultur Bern (ensuite — kulturmagazin, bewegungsmelder ag und allevent, biel) und die Espace Medien AG bereits je eine solche Datenbanken besitzen und öffentlich zur Verfügung stellen. Wer redet da von Sparen und wer von mehr Geld? Ich weiss, ich mache mich mit solchen Äusserungen nicht gerade beliebt — doch irgendjemand muss es sagen. Sparen kann man in der Kultur durchaus auch. Und eine Analyse beschränkt sich nicht nur auf Zuschauerzahlen — meine Güte, nein.
In dieser Nummer publizieren wir eine kleine Gegenüberstellung von Interviews mit bee-flat und dem Zürcher Veranstalter moods. Was mir dabei auffiel, ist die klare Definition von Zürich, einen Veranstalter wie das moods mit einem beachtlichen öffentlichen Beitrag zu unterstützen, während in Bern künstlerisch mit Almosen gespielt wird. Die neue Berner Kulturstrategie ist kein Ausweg, denn genau die Förderungsund Verteilungsfragen werden damit nicht beantwortet — das Jammern schon. Was ist die Stärke von Bern? Alles. Dann müssen wir aber damit leben, dass wir kein definierbares Gesicht erhalten, dass es egal wird, was finanziert wird und was nicht — die Berner Kultur wird beliebig.
Foto: zVg.
Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 45, September 2006
