Tinu Heiniger und Bänz Friedli: Heiniger Abend und Friedli auf Erden

Direkt ver­sus herzig, schnell ver­sus langsam: Die Emmen­taler Bänz Friedli und Tinu Heiniger tre­f­fen auf Zürich. Der Satirik­er und der Mundart-Sänger betiteln ihr Pro­gramm mit einem Augen­zwinkern als «Antwort auf Bo Katz­mann» – was auch immer das für den Zuschauer bedeuten mag. Die Bühne ist mit zwei Bistro­tis­chen, zwei Stühlen und einem Stand­mikro­fon in der Mitte aus­ges­tat­tet. Viel Platz also für die bei­den Män­ner, die einan­der leg­er in Jeans, Hemd und Turn­schuhen gegenüber sitzen.

Nicht heilig, aber friedlich

Bänz Friedli spricht über die Tück­en der Tech­nik, Poli­tik und mundart­ges­teuerte Nav­i­ga­tion­s­geräte als «Gipfel des Föder­al­is­mus». Gekon­nt schlüpft er in die Rolle von Poli­tik­ern und par­o­diert Sportler eben­so wie Schweiz­er C‑Promis. Friedli wech­selt von einem Dialekt naht­los zum näch­sten und nimmt dabei auch sich selb­st nicht so ernst. Als Bern­er zu Besuch in Zürich fehlen auch die interkan­tonalen Sticheleien nicht, selb­stver­ständlich liebevoll gemeint. Dem vor­wiegend älteren Pub­likum gefällt’s und der Satirik­er ern­tet spon­ta­nen Applaus.

Tinu Heiniger bleibt seinem Meti­er treu: Mit sein­er Gitarre und bernisch­er Mundart­musik schafft er ruhige Pausen zwis­chen Friedlis tem­por­e­ichen Sprüchen. Auf der Klar­inette zeigt er zudem gekon­nt, was in ihm steckt und begeis­tert damit seine Zuhör­er. Den­noch sind die musikalis­chen Ein­la­gen etwas lang(sam) – vielle­icht nur für den Zürcher.

Immer wieder kommt das Gefühl auf, dass die bei­den ein fre­und­schaftlich­es Tre­f­fen auf der Bühne abhal­ten, wenn sie sich mit spon­ta­nen Sprüchen und Ein­la­gen unter­brechen und beina­he aus dem Konzept brin­gen. Dadurch wirkt das Pro­gramm nicht stur ein­studiert, son­dern fast schon famil­iär.

Ver­tauschte Rollen

Was die bei­den mit ihrem Auftritt bezweck­en? «Schön singe und dumm schnurre» – und dies auch gerne mal in ver­tauscht­en Rollen. Tinu Heiniger wagt sich in Anlehnung an «ver­bale Aus­rutsch­er» ander­er Lie­der­ma­ch­er wie Mani Mat­ter an eine «Bal­lade der Schimpfwörter». Ein neuer Mani Mat­ter ist er nicht, wenn auch ins­beson­dere die «bärndütsche» Schimpfti­raden für einige Lach­er sor­gen. Bänz Friedli hinge­gen ver­sucht sich im Duett mit seinem Sängerkol­le­gen und nimmt dabei das Pub­likum als Chor zur Unter­stützung. Wie er selb­st zugibt, ein verkappter Sänger steckt nicht in ihm.

Alles in allem sor­gen die zwei Bern­er für einen erheit­ern­den Abend mit «sauglat­ter» Unter­hal­tung und nehmen es dabei «gäng gmüetlech»…

Copy­right © 2011 Kul­turkri­tik • Kri­tis­che Stim­men zum Zürcher Kul­turgeschehen Kulturkritik.ch ist ein Pro­jekt der Plat­tform Kul­tur­pub­lizis­tik • Zürcher Hochschule der Kün­ste (ZHdK)

Artikel online veröffentlicht: 30. November 2013 – aktualisiert am 17. März 2019