Deadline live

(Con­stan­tin Seibt) —

Auf dem Papi­er sollte Eigen­wer­bung eigentlich eine lockere Sache sein: Man verkauft ein Pro­dukt, das man ken­nt. Und das man –  schon aus Man­gel an Alter­na­tiv­en – im All­ge­meinen schätzt.

Und trotz­dem ist Eigen­wer­bung vor allem eins: unentspan­nt. Mein­er The­o­rie nach deshalb: Weil sie das bein­hal­tet, was einen im Leben vielle­icht den meis­ten Ärg­er gemacht hat: den Blick der anderen.

Ob mit den gnaden­losen Kindern auf dem Pausen­platz, den Pein­lichkeit­en der ersten heim­lichen Liebe, später den 1000 Über­raschun­gen der Ehe oder mit der Tep­pichetage im Büro: Es ist erstaunlich, dass nie­mand dich so sieht wie du. Irgend­wann liegt der Gedanke nah, dass die Mehrheit recht hat. Und man jemand ander­er ist.

Das einzig Entspan­nende an Eigen­wer­bung ist, dass man ja nicht sich selb­st bewirbt, son­dern ein Pro­dukt gle­ichen Namens. Man kann also kalt­blütig vorge­hen. Und knapp.

Etwa wie fol­gt:

Mor­gen Dien­stag steigt die Vernissage des Buchs zum Blog: Dead­line als Talk. Es geht dort um die Zukun­ft des Jour­nal­is­mus. Möglichst nicht um das Kla­gen – auch wenn dieses einen guten Teil der Zukun­ft des Jour­nal­is­mus aus­machen dürfe. Son­dern um die Frage: Was tun?

Da das Wichtig­ste, das ich dazu zu sagen habe, schon im Buch geschrieben ist, werde ich das Gegen­teil des Gewohn­ten tun: Und endlich die Fra­gen stellen, die ich selb­st nicht beant­worten kann. An Bord sind zwei Flaschen Rotwein, Elek­trozi­garet­ten und einige der Köpfe, die ich für die Inter­es­san­testen ihrer Branche halte:

Also:

  • Michèle Bin­swanger: «Tagi»-Reporterin, Kol­le­gin von der Tür gegenüber und in den lock­eren For­men des Jour­nal­is­mus – vom Blog bis zur Polemik – so kalt­blütig wie eine Katze.
  • Roger Schaw­in­s­ki, Ex-Erfind­er des Kassen­sturzes, Ex-Chefredak­tor «Die Tat», Ex-Grün­der von Radio 24, Ex-Grün­der von Tele Züri und Tele 24, Ex-Chef von Sat1, Grün­der von Radio 1. Über ihn wird gespot­tet, dass er alles erfun­den habe. Weil er es hat.
  • Daniel Bin­swanger, Kolum­nist des «Mag­a­zins», der es geschafft hat, mit sein­er Kolumne das Monopol auf etwas zu bekom­men, was eigentlich eine ganze pub­lizis­tis­che und poli­tis­che Indus­trie bewirtschaften sollte: die linkslib­erale Schweiz.
  • Peter Hogenkamp, Ex-Dig­i­tal-Unternehmer, bald wieder Dig­i­tal-Unternehmer, bis Ende Monat noch Dig­i­tal-Chef der NZZ.
  • Christof Moser, Reporter der «Schweiz am Son­ntag», der härter recher­chiert und schreibt als es die Zürcher Staat­san­waltschaft erlaubt.

Und dann bin noch ich dabei. So entspan­nt wie ein Mann vor sein­er Hin­rich­tung. Im The­ater Neu­markt, Zürich, um 20 Uhr.

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Artikel online veröffentlicht: 25. November 2013 – aktualisiert am 17. März 2019