Von François Lilienfeld — Im Musée d’Histoire La Chaux-de-Fonds kann eine bemerkenswerte Ausstellung besucht werden, bestückt mit reichhaltigem Bild- und Tonmaterial, das vom Fado-Museum Lissabon zur Verfügung gestellt wurde.
Der Fado gehört zu Portugal wie die Samba zu Brasilien oder der Csárdás zu Ungarn. Er entstand in Lissabon um 1830 herum, geformt von lokalen Traditionen sowie von Einflüssen aus diversen Migrationsströmen, Einflüsse, die sogar vom fernen Brasilien herkamen, das sich vor kurzem von der portugiesischen Herrschaft befreit hatte.
Die Fados sind Lieder, die meist einen melancholischen Inhalt haben; der Gesang wird begleitet von der zwölfsaitigen, portugiesischen Gitarre und einer klassischen Gitarre, welche die Harmonien beisteuert. Die Improvisation spielt, namentlich in der Stimme der portugiesischen Gitarre, eine wichtige Rolle. Aufgeschrieben wurden die Lieder erst relativ spät.
Erst wurden die Stücke hauptsächlich vom neu entstehenden Proletariat gesungen, doch mehr und mehr drangen sie, als Identität stiftende Kraft, in die Welt der Bohème Lissabons. Im XX. Jahrhundert begann die immer größere Verbreitung durch Notenblätter und später Schallplatten und Filme.
Mit der 1926 einsetzenden Diktatur unterlag auch der Fado der Zensur, was zu Beschränkungen führte, aber nicht vermochte, die Popularität dieser Tradition zu verhindern.
In den letzten 20 Jahren traten neben der Pflege der traditionellen Gesänge Erneuerungsbestrebungen auf. Eine junge Fado-Generation entstand, die auch multikulturelle Elemente einbezieht – so wie es bei der Enstehung dieser Musik vor fast 200 Jahren schon der Fall war.
Die Austellung zeigt Bildtafeln, die auf anschauliche und eindrückliche Art den Reichtum dieser Kultur darstellen. Plakate, Künstlerporträts, Zeitungsausschnitte und Schallplattenhüllen bieten ein buntes Mosaik. Auch kann man dank Kopfhörern zahlreiche Tonbeispiele hören, auf mehreren Bildschirmen laufen Filmausschnitte. Dabei kann der Besucher viele Sängerinnen und Sänger kennenlernen, die etwas im Schatten der großartigen Amalia Rodriguez standen, die recht eigentlich zum Symbol dieser Musik wurde. Außerdem wird deutlich, dass – entgegen einer hierzulande vorherrschenden Meinung – auch die Männerstimmen im Fado würdig vertreten sind.
Der Besuch der Ausstellung, die noch bis zum 28. Januar läuft, wird wohl Lust zum Mehr-Hören erwecken – ein Verkaufsstand mit CDs ermöglicht dies.
Musée d’histoire, Rue des Musées 31 / CP 2157
2302 la Chaux-de-Fonds
Tel.: 032 967 60 88
www.mhcdf.ch