Von Lukas Vogelsang — Als Mitorganisator der Berner Kulturkonferenz im Steuerungsteam, freue ich mich, dass am Donnerstag, 12. November 2015, bereits die 3. Ausgabe der Konferenz stattfindet. Über 200 Personen aus der Schweiz, aus Kultur, Politik, Kulturschaffende und Institutionen, Ämter und KulturentscheiderInnen, haben sich dafür angemeldet. Was steckt dahinter? Ein fiktives Interview mit mir selber…
Was ist die „Berner Kulturkonferenz“?
Wir sind aus der Berner Kulturszene entstanden und sehen uns als eine freie Initiative und Organisation, um den inhaltlichen Dialog in der Kultur zu fördern. Dabei möchten wir nicht bestehende Organisationen und Institutionen konkurrieren, sondern unterstützen. Es geht uns um die Suche nach einer Definition, wo wir kulturell in 10 Jahren beispielsweise stehen. Wir möchten die vielen Diskussionsgruppen und DenkerInnen auf dieser Kulturdrehscheibe zusammenbringen und koordinieren helfen. Das grundlegende Motto heisst: „Es geht um Inhalt. Es geht nicht um Geld.“ – Entsprechend erstellen wir keine Budgets, sondern argumentieren Inhalte und Visionen.
Etwas verwirrlich ist vielleicht, dass die „BKK“ kein Verein oder klare Organisationsform aufweist. Wir haben zwar mit Carola Ertle, mit mir und Bernhard Giger zur Zeit drei Köpfe, welche die BKK anleiten. Aber es wird sich wieder ändern und weitere Personen werden hinzukommen. Die “Berner Kulturkonferenz” ist projektartig gebaut mit einer administrativen Konstante. Also, je nach Thema und Ziel setzt sich der Kern neu zusammen. So bleibt die Organisation sehr lebendig und kann in beliebige Richtung wachsen. Zudem gehört sie niemandem – die Diskussionen können also nicht tendenziös geführt werden. Die BKK ist keine personelle Sache, sondern besteht immer aus jenen Leuten, die sich für eine Konferenz anmelden. Momentan sind das rund 200 Personen…
Warum genügt es nicht, die öffentlichen Ämter machen zu lassen?
Theoretisch würde es ja genügen. Nur hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass die Debatten über Kultur meistens ohne die Akteure geführt werden. Mit Akteuren sind vor allem die Kunstschaffenden selber gemeint. Die Ämter wiederum sind politisch engagiert, setzen die Richtlinien so, dass sie den politischen Kräften entsprechen und nicht den Kulturellen. Das ist insofern verständlich, als dass es bei der öffentlichen Hand um die Verteilung von Steuergeld geht. Die inhaltliche Diskussion kommt dabei aber zu kurz. In Bern ist der Fall noch etwas spezieller: Frau Veronika Schaller hat öffentlich gesagt, dass sie nicht zuständig für Visionen sei. Nun, wer dann? Die BKK sieht hier eine Art Auftrag, den wir übernommen haben. Im Grunde arbeiten wir also für die Stadt.
Was kann man mit der Berner Kulturkonferenz erreichen?
Nun, das Interesse an der Berner Kulturkonfernez ist sehr gross. Aus der ganzen Schweiz kommen TeilnehmerInnen — ich glaube, in dieser freien Form sind wir einzigartig. Die Tatsache, dass die Politik unsere Vorschläge ernst nimmt und die Stadt Bern zum Beispiel eine Kulturstrategie erstellt, nachdem sie sich dagegen ausgesprochen hatte, nenn ich mal einen grossen Erfolg. Dabei ist aber wichtig, dass wir nicht eine Opposition sind oder Gegner der Stadt, sondern eben mithelfen wollen. Wer sagt, dass wir gegen die Stadt seien, macht uns zur Opposition — nicht wir. Das ist nicht in unserem Interesse.
Erreichen kann man heute sehr viel, wenn man nicht nur redet, sondern auch eine Verantwortung übernimmt. Dafür muss man etwas tun — oftmals geht das etwas vergessen. Die Konferenz hat eigentlich nur zum Ziel, die Leute zu motivieren, sich einem Thema gemeinsam zu stellen. Danach bewegt sich die Welle von selbst. Die Konferenz ist, als würden wir eine Fahne einstecken und sagen “So, bis hierher sind wir gekommen, wie gehen wir weiter?” Wir geben keine Aufträge oder Parolen durch, wir stellen nur Fragen und setzen unterschiedliche Meinungen und Ideen in die Öffentlichkeit, damit darüber nachgedacht wird. Bisher hat es noch nie eine Stellungnahme von der BKK gegeben.
(Fiktives Interview: Lukas Vogelsang)